Die Preisgabe spielt in Chicago der 30er Jahre des vorigen Jahrhunderts und in der heruntergekommenen Wohnung des gescheiterten und bisexuellen Dichters Eustace Chisholms. Hier treffen die Hauptprotagonisten dieser Geschichte aufeinander: Amos Ratcliffe und Daniel Haws. Beide lieben sich und letzterer kann sich die Liebe zu Amos, einem Mann nicht eingestehen. Als der reiche und homosexuell liebende Reuben Masterson auf Amos trifft, nimmt das Schicksal seinen Lauf.
Unlängst hab ich von James Purdy - Der Gesang des Blutes - gelesen - ein ausgezeichnetes Werk, dass von einem Kriegsveteran und seinen Liebsten handelt. Von diesem Werk und dem im Deutschsprachigen Raum unterpräsentierten amerikanischen Schriftsteller, war ich sofort sehr angetan. Zurzeit gibt es nur zwei Romane die ins Deutsche übersetzt, und im regulären Buchhandel erhältlich sind: Der Gesang des Blutes und eben Die Preisgabe, beide im Albino Verlag erschienen. Umso mehr freut es mich, dass seine ebenfalls auf Deutsch, allerdings nur antiquarisch erhältlichen Werke - Enge Räume - und - Die Millionärin auf der Wendeltreppe kannibalischer Beziehungen - in mein Bücherregal eingezogen sind. Sie setzen sich mit der doppeldeutigen Moral der Gesellschaft und der Homosexualität auseinander und bekommen meiner Meinung nach nicht die Aufmerksamkeit, die er oder seine Romane verdient hätten. Es wird Zeit diesen Umstand zu ändern. Dabei wurde - Die Preisgabe - von Publishing Triangle, einer Vereinigung von im Verlagsgeschäft tätigen Schwulen und Lesben, in die Liste der 100 besten schwulen Romane, aufgenommen und im Jahr 1999 im amerikanischen Magazin "The Advocate" veröffentlicht. In dieser Liste erschienen Werke von Jean Genet, Marcel Proust, Andre Gide und Virginia Woolf, sie kann sich also sehen lassen.
Wie oben schon erwähnt stehen im Zentrum dieser Geschichte, die Gefühle, die Leidenschaft und die teils unterdrückte Sexualität der Protagonisten. Und wie so oft, wenn Gefühle unterdrückt werden enden sie in Gewaltätigkeiten und Sadismus. Hier zeigt James Purdy eine mir neue Sicht auf diese Gefühle. Es muss wohl in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts ein großer Aufschrei erfolgt sein, als so offensichtlich über Homosexualität geschrieben worden ist. Für mich gehört der Schriftsteller zu einer fixen Größe der Südstaatenliteratur, so wie auch Carson McCullers, Harper Lee oder eben Truman Capote. Wer nun die Werke von James Purdy gar nicht kennt, dem lege ich diesen Roman wärmstens ans Herz.