Rezension zu "Fools Crow" von James Welch
James Welch schildert auf knapp 480 Seiten ca. zwei Jahre im Leben des Fools Crow. Aufgewachsen als White Man's Dog, Angehöriger der Stammesgruppe der Lone Eaters vom Stamme der Pikuni, entwickelt er sich in dieser Zeit vom ängstlichen und schüchternen Jungen zu einem allseits anerkannten und respektierten Krieger und Mitglied seiner Stammesgruppe. Der Autor, selbst ein Blackfeet, zu denen auch die Pikuni gehören, erzählt ganz aus der Sicht sowie in der Sprache der Indianer. Dies macht das Buch zu Beginn etwas schwierig zu lesen, da man immer wieder zum (recht guten) Anhang wechseln muss, wenn man die indianischen Ausdrücke verstehen möchte.
Man wird in eine gänzlich andere Welt hineingezogen, eine Welt in der Mensch und Natur in völliger Übereinstimmung leben, was sich gerade auch durch die Sprache vermittelt. Selbst die Riten (z.B. die verschiedenen Tänze, Zeremonien), die Visionen (z.B. Treffen und Gespräche mit Totemtieren), Dinge, die in unserer Welt häufig als Aberglaube abgetan werden, scheinen hier wie selbstverständlich dazuzugehören. Dennoch wird keine Traumwelt dargeboten. Nüchtern, manchmal brutal und (vermutlich) authentisch wird der Alltag dieser Menschen beschrieben: die Jagd auf Büffel, Raubzüge gegen andere Stämme, die Abkehr mancher Jungen von den Stammessitten und nicht zuletzt der Kampf gegen die Napikwan - die Weissen. Und die Erkenntnis, dass die Pikunis keine Chance haben.
Dennoch ist es kein trostloses Buch: Trotz aller Niederlagen glauben die Pikuni weiter daran, dass wieder bessere Zeiten kommen.