Inhalt
Nach dem tragischen Tod einer Gottheit des Pantheons geht das Leben weiter – das sollte es zumindest. Doch Laura versinkt in ihrer Trauer, die nur noch gesteigert wird, da sie an sich selbst zweifelt. War es eine bloße Illusion? Eine Täuschung, die ihre Zigarette gezündet hat? Die 12 Götter erheben sich – und fallen mit der Verheißung des Prometheus …
Meine Bewertung
Der zweite Sammelband von „The Wicked + The Divine“ beinhaltet gleich sechs der einzelnen Hefte und ist damit seinem Vorgänger gegenüber noch besser gefüllt. Nach dem „Faust Act“ wollte ich sofort weiterlesen, und auch Fandemonium war für mich ein Sammelband, den ich kaum aus der Hand legen konnte.
In diesem Band hatte ich das Gefühl, dass zumindest Laura eine sehr große Charakterentwicklung macht. Man lernt die Schattenseiten ihres Lebens, aber auch der Leben der Götter kennen – nach Lucifers Ermordung ist nichts mehr so, wie es mal war. Das Pantheon zerbricht, bevor es überhaupt vollständig war, allerdings sind die neuen Götter nicht auf sich allein gestellt.
Laura war mir als Protagonistin in diesem Buch deutlich sympathischer. Sie ist kritisch, zerstört damit aber auch ihre eigenen Hoffnungen, die sie am Ende von „The Faust Act“ noch hatte. Ihre Recherchen führen sie tief hinab in die Dunkelheit des Pantheons, aber auch in die Dunkelheit in ihr selbst. Man merkt hier sehr klar, dass sie durchaus depressive Züge hat, deren Bekämpfung auch angedeutet wird. Alles, was sie will, ist dazuzugehören – dem Drängen in ihr Platz zu geben und mit den Göttern auf einer Stufe zu stehen. Ihre Motive dazu werden im zweiten Sammelband sehr viel klarer, aber auch ihre Stärke knickt durch alles, was sie bereits mit angesehen hat, ein wenig ein. Ihre Storyline empfand ich als unheimlich realistisch gestaltet, was die Emotionen angeht, und ich konnte sie sehr gut nachvollziehen.
Das Rätsel um die Götter bleibt weiterhin ein Mysterium, ebenso wie Ananke. Ein bisschen schade fand ich es, dass man in diesem Band nur wenige ins Scheinwerferlicht gedrückte Götter wirklich gesehen hat, denn ich hätte mir mehr von Amaterasu und Minerva gewünscht – die bleiben jedoch eher im Hintergrund. Dafür haben Baphomet und Inanna sehr starke, tragende Rollen, was einen sehr interessanten Konflikt ergeben hat, der am Ende einen gewaltigen Cliffhanger hinterließ.
Ananke, die Wächterin der Götter, ist für mich bisher immer noch am undurchschaubarsten. Ihr Charakter ist seltsam, widersprüchlich, und das soll auch so sein, damit sich keiner in Sicherheit wägen kann. Hier war für mich ganz viel Nervenkitzel zu spüren, sobald sie auftauchte, denn auch ihre Warnung vor der Prometheus-Gefahr war sehr drastisch und hat die Geschichte noch einmal in Fahrt gebracht. „Töte einen Gott, dann wirst du ein Gott“ – kann das wirklich stimmen? Ich bin immer noch am Zweifeln, aber es gibt so viele Interpretationsmöglichkeiten für die Charaktere und den Leser, dass es faszinierend ist, ins Rätseln zu versinken.
Die Zeichnungen fand ich in diesem Band noch außergewöhnlicher, faszinierender. Hier kommen so viele verschiedene Stile zusammen, mal sehr bunt, mal so düster – es passt zu den Figuren, zur ständig wechselnden Stimmung der Storyline, und ich bin fasziniert davon, wie gut dies umgesetzt wurde. Auch das Bonusmaterial am Ende hat mir unheimlich gut gefallen, gibt es doch auch einen Einblick in die Machart des Comics und die Hintergründe, mit denen sich die Entwickler beschäftigen.
Alles in allem war „The Wicked + The Divine, Vol. 2 – Fandemonium“ ein grandioser, epischer Fortsetzungsband zum ersten Teil und hat vom künstlerischen Aspekt her noch eins draufgesetzt. Auch wenn es handlungstechnisch nicht so schnell vorangeht wie in Band 1, war viel Charakterentwicklung dabei und der Cliffhanger am Ende ist wieder einmal nicht zum Aushalten. Ich freue mich schon auf den nächsten Band!