Cover des Buches Im Meer, zwei Jungen (ISBN: 9783867876810)
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Rezension zu Im Meer, zwei Jungen von Jamie O'Neill

Im Meer, zwei Jungen

von weinlachgummi vor 6 Jahren

Rezension

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weinlachgummivor 6 Jahren
Hätte ich nicht nach einem Buch für meinen Dublin Urlaub gesucht, wäre ich vermutlich diesem Werk nie begegnet. Es fällt schwer das Buch und die Geschichte die es erzählt in Worte zu fassen. Auch nun 2 Wochen nach dem Lesen, weiß ich immer noch nicht so genau was ich davon halten soll. Fehlt etwas bei der Geschichte, oder wurden einfach nur die wichtigen Dinge hervor gehoben. Verzettelt sich der Autor mit seinen vielen Charakteren, oder gibt er dem Leser somit einen größeren Einblick in die Zeit damals in Irland. Ich weiß es nicht, was ich aber weiß ist, dass ich das Buch gerne gelesen habe und es mich noch Tage später beschäftigt hat. Mich interessiert aber auch die irische Geschichte und ich mag Geschichten, in denen es um die Liebe zwischen zwei Männern geht.

Der Stil des Autos ist speziell, ich empfand ihn manchmal als schwierig zu lesen. Vieles wird nur angedeutet und man muss zwischen den Zeilen lesen. So habe ich oft manche Zeilen mehrmals gelesen, um auch wirklich den Sinn dahinter aufzunehmen. Deswegen ist das Buch für mich keine leichte Kost für zwischendurch, man muss schon bei der Sache sein. Auch ist das Thema nicht wirklich locker. Die Handlung beginnt 1915 in Dublin, also knapp ein Jahr vor dem Osteraufstand. Da man als Leser weiß, was geschichtlich gesehen passieren wird, entsteht eine dunkle Spannung. Ich habe mich gefühlt, als würde ich im dunklen auf einen Abgrund zulaufen, nicht wissend, ob es am Ende eine Absperrung gibt, die mich aufhalten wird oder nicht.

Es gibt verschiedene Charaktere, die man als Leser begleitet. Ich habe natürlich am liebsten über Doyler und Jim gelesen, über ihre Freundschaft und die zart entstehende Liebe. Wer nun aber eine süße Lovestory erwartet, wird enttäuscht, wie gesagt, der Autor deutet oft nur an und das Hauptaugenmerk liegt nicht nur auf der Beziehung zwischen den beiden, sondern auch auf Irland und den Kampf für die Unabhängigkeit.

Das Buch ist speziell, manchmal fast poetisch und dann wieder eher roh, gerade wenn es um sexuelle Kontakte geht. Facettenreich könnte man sagen. Mir hat es gefallen, auch wenn ich mir mehr Interaktionen zwischen Doyler und Jim gewünscht hätte. Ich glaube der Geist der damaligen Zeit wurde gut eingefangen. Es wurden auch einige alte und auch irische Wörter benützt, sodass es sehr authentisch wirkte.

Das Ende, keine Sorge, ich werde nichts verraten, hat mich enttäuscht, hier ging es mir zu schnell. Da war ich über Seiten und Stunden in dieser Geschichte gefangen und wurde in Eilgeschwindigkeit daraus katapultiert. Ein paar Tränchen habe ich auch vergossen, ich glaube, wäre ich alleine gewesen und nicht in einem Flugzeug, wären es wohl mehr geworden.


Fazit:
Es fällt mir schwer dieses Werk zu beurteilen, 4 oder 5 Sterne erscheint als eine so mangelhafte Bewertung für so eine komplexe Geschichte. So fällt es mir schwer, das Ganze auf ein paar Sterne zu reduzieren.
Wer eine leichte und süße Liebesgeschichte zwischen zwei Jungs sucht ist hier falsch.
Wer einen authentischen Einblick in die Geschichte von Irland in der Zeit vor den Osteraufstand und währenddessen bekommen möchte, dazu noch eine zarte aber auch rohe Liebesgeschichte. Die sich nicht durch viele romantische Szenen, sondern oft nur angedeutete und tiefe Gefühle auszeichnet, dem mag das Buch gefallen.
Mir hat es sehr gefallen auch wenn es mich immer noch leicht verstört zurücklässt.
4,5 Sterne


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