Rezension zu "Überleben unter 1,3 Milliarden Irren" von Jan Aschen
Jan Aschen arbeitet in der Werbebranche und zieht beruflich nach Chinas Metropole Shanghai. Schnell wird deutlich, dass die Uhren in Shanghai schneller ticken als in den deutschen Großstädten. In seinem Buch „Überleben unter 1,3 Milliarden Irren“ beschreibt er, wie das Leben in einer der größten Städte Chinas ist: laut, bunt – und etwas verrückt.
Da ich selbst mehrere Jahre lang in China gearbeitet habe und auch viele Male Shanghai besucht habe (zuletzt 2019), war ich erfreut, ein Buch über eben diese Stadt zu lesen und in Erinnerungen zu schwelgen. Leider gelingt es Jan Aschen nur bedingt, ein realistisches Bild der Stadt zu zeichnen. Stattdessen bedient er viele Vorurteile über Chinesen, die so nicht unbedingt richtig sind, so redet er zum Beispiel immer wieder übers Hunde essen dort und impliziert so das falsche Bild, als wäre dies in China ein gängiges und verbreitetes Gericht. Aschen scheint zwiegespalten zu sein vom Reich der Mitte und zeigt dies deutlich: Einerseits betont er, wie glücklich er sich schätzen darf, in China zu leben und zu arbeiten und kritisiert die anderen Ausgewanderten, die sogenannten „Expats“, welche sich in den deutschen Communitys gemeinsam über das Leben in China echauffieren. Andererseits tut er eben dies in seinem Buch – sich immer und immer wieder über die gleichen Dinge aufregen. Im Buch wiederholt er mehrere Dinge, die ihm am chinesischen Alltag aufgefallen sind, so als wollte er sicherstellen, dass auf den letzten Seiten auch wirklich jeder Leser verstanden hat, dass das Überqueren einer Straße in Shanghai lebensgefährlich und die Stadt an sich überaus hässlich sei.
Die einzig guten Dinge, die er der Stadt/ dem Land abgewinnt: Aschen hebt positiv hervor, dass man in China überall rauchen darf, auch in ausgewiesenen Nichtraucherbereichen (er ist selbst Raucher, wie er schreibt), was ihm nicht gerade Sympathiepunkte einbringt. Zudem betont er, wie schön die Stadt zumindest bei Nacht aussieht, wenn überall die Lichter angegangen sind, wie günstig man Bier trinken und in Restaurants essen kann und wie superpraktisch es ist, dass man sich ein Dienstmädchen für ein paar wenige Euros im Monat anheuern kann. Soll das alles sein?
Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass China so viel mehr bietet als günstige Hausangestellte und billige Besäufnisse. Schade ist, dass aber gerade diese beiden Punkte repetitiv hervorgehoben werden und sich Aschen immer wieder damit brüstet, seine Hausangestellte im Gegensatz zu den anderen ach so überheblichen Expats gut zu behandeln.
Das Buch lässt sich recht schnell lesen, hätte aber aufgrund der Wiederholungen auch ruhig halb so dick sein können. An wenigen Stellen sind ein paar lustige Elemente eingebaut, an mehreren Stellen ist zu erkennen, dass der Autor zumindest lustig sein wollte.
Leider kann ich dieses Buch nicht weiterempfehlen.