Cover des Buches Totale Religion (ISBN: 9783711720450)
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Rezension zu Totale Religion von Jan Assmann

Jan Assmann - Totale Religion

von Jari vor 6 Jahren

Kurzmeinung: Mit jedem Satz merkt man, dass Assmann ein absoluter Fachmann ist.

Rezension

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Jarivor 6 Jahren
Da ich in einer Buchhandlung mit katholischem Hintergrund arbeite, ist mir der Name Jan Assmann geläufig. Sein Werk "Exodus" gehört zum Inventar. Da dies aber ein ziemlich umfangreiches Werk ist, wagte ich mich erst einmal an das um einiges schmalere Werk "Totale Religion", das mich auch vom Thema her sehr fasziniert.

Doch zu Beginn hatte ich meine liebe Müh mit dem Buch, da sich Assmann immer wieder auf die zwei Arten des Monotheismus bezieht: den "Monotheismus der Treue" und der "Monotheismus der Wahrheit". Wobei ich stets Mühe hatte, die beiden auseinanderzuhalten. Auch kam es mir immer mal wieder vor, als hätte der Autor diesen Titel nur geschrieben, um sich gegenüber bestimmten Leuten zu rechtfertigen.

Zum Glück legte sich dies mit der Zeit und auch die beiden unterschiedlichen Monotheismen verlieren mit fortschreitendem Text an Wichtigkeit. Dennoch: Assmann ist keine leichte Lektüre, auch dieses eher kurze Werk fordert volle Aufmerksamkeit. Wer diese aufbringt, erfährt jedoch auch sehr viele interessante Dinge.

Assmann möchte hier keine Antwort darauf geben, wie wir mit dem Terrorismus umgehen können, sondern lotet die Bedeutung der Gewalt im sprachlichen Kontext aus. Sehr viele Bibelstellen sind äusserst gewalttätig, obwohl die Botschaft dieses Buches der Bücher eine ganz andere ist.

Woher kommt das? Was hat das zu bedeuten? Welchen Einfluss hat diese Sprache der Gewalt?

Dabei fördert der Autor einige höchst interessante Fakten zutage. Mich interessieren die anthropologischen Hintergründe zur Entstehung der biblischen Texte, auch die Frage, wie das Leben damals für die Menschen war. Hier lässt Assmann tief blicken und somit ist "Totale Religion" eine spezialisierte Vertiefung zu Carel van Schaiks "Das Tagebuch der Menschheit".

Mit jedem Satz merkt man, dass Assmann ein absoluter Fachmann ist (Ägyptologie, Klassische Archäologie und Gräzistik). Sein Wissen ist tief und fundiert, sein Text strotzt vor Selbstbewusstsein, aber nach den eingangs erwähnten Stolpersteinen sagte mir das alles sehr zu. Ich habe mir sehr viele Textstellen vermerkt, hatte einige Aha-Erlebnisse und mein grundsätzliches Wissen über die Hintergründe der Bibel wurden ein weiteres Mal erneuert.

Dass der Autor seine Theorien mit Carl Schmitt untermauert, hat zwar einen faden Beigeschmack, aber in dem Bezug, in dem er sie verwendet, passen sie. Ich denke auch, dass sich Assmann bewusst war, dass er damit dünnes Eis betritt. Aber ihm einen Strick daraus drehen, muss man meiner Meinung nach nicht, da Assmann wirklich sehr bedacht damit umgeht.

Mich hat Assmann tief beeindruckt und vielleicht wage ich mich irgendwann auch an sein Monumentalwerk "Exodus".
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