Jan Carson

 5 Sterne bei 3 Bewertungen
Autor*in von Firestarter und The Last Resort.

Alle Bücher von Jan Carson

Cover des Buches Firestarter (ISBN: 9783954381579)

Firestarter

 (3)
Erschienen am 23.01.2023
Cover des Buches The Last Resort (ISBN: 9781781620618)

The Last Resort

 (0)
Erschienen am 01.04.2021

Neue Rezensionen zu Jan Carson

Cover des Buches Firestarter (ISBN: 9783954381579)
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Rezension zu "Firestarter" von Jan Carson

Magischer Realismus in Belfast
GAIAvor 5 Monaten

Vieles hätte ich von diesem Roman erwartet, aber nicht das, was ich letztlich bekommen habe. Sehr positiv wurde ich überrascht von den unerwarteten Inhalten des Romans der nordirischen Autorin Jan Carson.

Immer am 12. Juli eines Jahres feiern die Protestanten Nordirlands den historischen Sieg WilhelmIII. über Jakob II. Als Sieg der Protestanten über die Katholiken. Immer wieder ist es in der Vergangenheit bei den Märschen der Mitglieder des sogenannten Oranier-Ordens zu Ausschreitungen mit Katholiken und der Polizei gekommen. So auch im Roman von Jan Carson, welcher in 2014 spielt. Dort sorgt ein maskierter Unruhestifter mit Online-Videos dafür, dass schon Wochen vor dem 12. Juli die ersten Gebäude brennen. Er nennt sich der „Firestarter“, spielt im Hintergrund seiner Videos den gleichnamigen, wohl bekanntesten Song von The Prodigy ab und lässt die Gewalt immer mehr ansteigen. Sammy vermutet, dass sein Sohn hinter den Videos steckt. Zeigte der doch schon sein gesamtes Leben lang psychopathische Verhaltensweisen. Sammy, um die 50 Jahre alt, war als Jugendlicher in den 1980ern selbst einer der aggressiven Unruhestifter in Belfast. Hinzu kommt noch die Geschichte von Jonathan, welcher erst vor wenigen Wochen Vater geworden ist und ebenso mit der Gefahr, welche potentiell von seiner Tochter ausgeht, hadert.

Carson überrascht in ihrem Roman mit ganz unerwarteten Wendungen. So ist der vorliegende Roman keiner, der den Nordirlandkonflikt historisch aufarbeiten oder erklären will, er spielt ganz einfach in Belfast und hier gehören die ständigen Unruhen und die terroristischen Akte einfach zum Alltag der Menschen dazu. So beschreibt sie die „Vorbereitungen“ auf den 12. Juli mit lakonischer Art und lässt dabei immer wieder trockenen Humor durchblitzen. So wird man vielleicht, wenn man in diesem krisengebeutelten Landstrich aufgewachsen ist und nun selbst in Belfast lebt. Gerade im ersten Teil des Romans bekommen wir also einige Alltagseindrücke beschrieben. Alles andere als alltäglich sind die eingeschobenen Kapitel in Kursivdruck, die die Schicksale von ganz ungewöhnlichen Kindern mit angeborenen, übernatürlichen Fähigkeiten beschreiben. Diese Kinder leben unter den Menschen und müssen mit ihren ganz eigenen Problemen kämpfen. Jonathans Tochter scheint auch eine dieser Kinder zu sein, ist ihre Mutter doch eine Sirene gewesen. Ein weibliches Fabelwesen, welches durch ihren betörenden Gesang Männer anlockt, um sie zu töten. Die Mutter lockte jedoch Jonathan an, nicht um ihn zu töten, sondern um sich fortzupflanzen. Nun steht Jonathan mit seiner neugeborenen Tochter allein da und muss mit jedem ihrer Entwicklungsschritte befürchten, dass sie beginnt zu sprechen und damit die Bevölkerung Belfasts in Lebensgefahr bringen wird.

Carson schlüsselt durch die beiden Vaterfiguren, Sammy und Jonathan, auf, wie konfliktbeladen Vaterschaft ganz grundsätzlich, aber auch im Speziellen sein kann, wenn sich das eigene Kind als potentielle Gefahr für die Allgemeinheit herausstellt. Wie damit umgehen? Was tun als Vater, der sowohl das Beste für die Allgemeinheit aber auch für das eigenen Kind erreichen möchte? Wir folgen den beiden Protagonisten mithilfe von ganz unterschiedlichen Erzählperspektiven, die manchmal eine Ich-Perspektive sein kann, manchmal aber auch auktorial, wenn der Alltag der Bevölkerung in Belfast beschrieben wird. Letztlich fokussieren wir immer stärker auf die beiden Einzelschicksale und den entsprechenden Weg, den die Väter als Umgang mit der belastenden Situation für sich wählen. Das ist geschickt gemacht und überrascht einfach immer wieder.

Letztlich konnte mich das Ende von Sammys Erzählstrang nicht gänzlich überzeugen. Zu unplausibel erscheinen hier die Geschehnisse im Finale. Trotzdem ist der vorliegende Roman für mich die Überraschung des Jahres. Somit bekommt „Firestarter“ eine klare Leseempfehlung von mir für alle, die etwas Unerwartetes lesen möchten und gleichzeitig schon ein paar Vorkenntnisse zum Nordirlandkonflikt mitbringen, denn man sollte nicht erwarten, hier alle Zusammenhänge noch einmal erklärt zu bekommen.

4,5/5 Sterne

Cover des Buches Firestarter (ISBN: 9783954381579)
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Rezension zu "Firestarter" von Jan Carson

Alternative Zeitgeschichte
MikkaLiestvor 10 Monaten

Jan Carson beschreibt ein alternatives Jahr 2014, in dem in Dublin die Spannungsfelder der »Troubles« wieder aufreißen – ein mächtiges metaphorisches Werkzeug. Der Roman löst einige Kernthemen aus dem Kontext des alten Konflikts heraus, der damit vor allem eine symbolische Bedeutung gewinnt und zum Hintergrund für gesellschaftliche Probleme und individuelle Herausforderungen wird.

Es geht zum Beispiel um die Spannungen innerhalb von Familien und der Gesellschaft insgesamt. Es geht um Identität und Zugehörigkeit. Es geht um die Auswirkungen von Gewalt und die Konsequenzen ungelöster Konflikte. Jan Carson verbindet all das mit einer Handlungsebene, in der das Magische auf einmal ganz selbstverständlich ist – und sich liest wie eine Allegorie für ganz reale gesellschaftliche Phänomene.

Beide Protagonisten befinden sich in einer Situation, die sie als gewaltsam und gefährlich empfinden, und ringen mit ihrem Selbstbild und dem eigenen Gewaltpotential.

Sammy Agnew kann sich nur allzu gut an seine Jugend erinnern, als sich sein frustrierter Zorn oft in roher Gewalt entlud. Er spürt diese Gewaltbereitschaft immer noch in sich brodeln, aber vor allem sieht er sie in seinem Sohn, den er nicht vor sich selbst beschützen kann.

Dr. Jonathan Murray hingegen hat Angst vor seiner kleinen Tochter, einem hilflosen Baby, weil er dessen Mutter für eine Meerjungfrau hält. Hier entfaltet sich ein Themenkomplex, der auch von Han Kang stammen könnte: Da er glaubt, die Stimme seiner Tochter könne hochgefährlich sein, versucht er, sie möglichst komplett von Sprache fernzuhalten.

Ja, hier wird ein weibliches Wesen zum Schweigen gebracht, weil es durch seine bloße Existenz als Bedrohung des Status Quo empfunden wird. Während manchmal ein Element der Überfürsorge anklingt, scheint offensichtlich, dass es hier vor allem um tiefverwurzelte Misogynie und Angst vor Kontrollverlust geht.

Jan Carson entwirft ein so aufregend originelles, symbolträchtiges Dublin, dass ich mich eines Nachts um 02:32 zwingen musste, endlich das verflixte Licht auszuschalten. Der Schreibstil ist großartig, die Themen werden mit viel Tiefgang umgesetzt, und das Lesen macht einfach Spaß.

Die Geschichte ist mit mystischen Elementen verflochten, die das konventionelle Verständnis von Realität herausfordern. Die Grenzen zwischen dem Alltäglichen und dem Außergewöhnlichen verschwimmen, und dennoch wirken die realistischen Themen vor diesem Hintergrund umso schärfer umrissen.

Cover des Buches Firestarter (ISBN: 9783954381579)
B

Rezension zu "Firestarter" von Jan Carson

Jan Carson - Firestarter
birgitdvor einem Jahr

Der behutsame Stil des Autors hat mir trotz der brutalen, nervenaufreibenden Atmosphäre des Romans sehr gut gefallen.
Das Buch spielt in einem Belfast, das mit seinen konfessionellen und kulturellen Gegensätzen durchaus wiedererkennbar scheint.
Es ist der Sommer der großen Brände in Belfast und Sammy macht sich Sorgen um seine Kinder.
Wir lernen Jonathan einen Allgemeinmediziner) und Sophie, seine Tochter, kennen und die Merkwürdigkeit des Buches beginnt sich zu entwickeln.
Es betrachtet das Leben in Belfast auf eine sehr interessante Weise.
Ich glaube nicht, dass ich jemals zuvor etwas Vergleichbares gelesen habe.
Es freut mich, dass ich das Buchgelesen habe, und ich bin sicher, dass es mich noch einige Zeit beschäftigen wird.

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