In diesem Buch bekommt der Leser einen Blick hinter die Kulissen einer Familie, die Tragisches erlebt hat (und im Verlauf der Erzählung noch erleben wird). Es gibt diesen Spruch über Familie: "Wo das Leben seinen Anfang nimmt und die Liebe niemals endet." Die Liebe der Mutter zu ihren Kindern ist allerdings vergiftet, sie versucht, sie gleichsam vom Leben zu isolieren. Das klappt bei der Schwester ganz gut, beim Sohn (Hauptfigur des Buches) regt sich allerdings Widerwillen, der noch verstärkt wird, als die Oma mit auf den Hof zieht, auf dem die Mutter mit den Kindern lebt. Als später zur Pflege der Oma noch ein Mädchen aus dem Dorf, das sich auch nicht wirklich an die strengen Regeln der Mutter halten will, hinzukommt, eskaliert die Lage.
Der Autor hat es hervorragend geschafft, die verschiedenen Sichtweisen der Figuren darzustellen und glaubhaft zu machen. Dabei hilft der "Trick", die Geschichte aus der Sicht des Jungen aber auch von außen darzustellen, sodass man immer mehr erfährt, als der Junge wissen kann. Da gibt es seine Kinderwelt, die engstirnige Sicht der Mutter, die leidende Oma, deren Bruder ausgewandert ist, der sorgende Pfarrer und die tratschende Stammtischtruppe. Ich habe selbst einige Zeit in einem kleineren Ort gelebt und muss sagen, dass die Darstellung sehr realistisch war.
Abgesehen vom Inhalt ist das Buch toll erzählt und auch sprachlich super gemacht. Einige Szenen fand ich wirklich sehr berührend, das hat bei mir schon Seltenheitswert, daher: volle Punktzahl!