Jan Karsten

 4,4 Sterne bei 43 Bewertungen
Autor*in von Hamburg Noir.

Lebenslauf

Jan Karsten studierte Amerikanistik und Germanistik an der Universität Hamburg. Seit 2013 betreibt er gemeinsam mit Zoë Beck den literarischen Verlag CulturBooks. Zusätzlich arbeitet er als freiberuflicher Lektor und übersetzt aus dem Englischen, unter anderem Werke von Carl Nixon, Keith Gessen und Kathryn Scanlan.

Quelle: Verlag / vlb

Neue Bücher

Cover des Buches Alligator und andere Storys (ISBN: 9783959881920)

Alligator und andere Storys

Erscheint am 22.04.2025 als Gebundenes Buch bei CulturBooks Verlag.

Alle Bücher von Jan Karsten

Cover des Buches Hamburg Noir (ISBN: 9783959881876)

Hamburg Noir

(3)
Erschienen am 24.06.2023

Neue Rezensionen zu Jan Karsten

Cover des Buches Kerbholz (ISBN: 9783959881562)
engineerwifes avatar

Rezension zu "Kerbholz" von Carl Nixon

engineerwife
Wer hat hier wirklich etwas auf dem Kerbholz?

Es sollte ein Neuanfang für die Familie Chamberlain werden in Neuseeland, ein besserer Job, eine Beförderung und ein noch besseres Leben. Doch bevor für Vater John der Ernst des Lebens wieder beginnen sollte, wollte er mit der Familie die Insel noch ein wenig erkunden, sich einfach nur treiben lassen. Was ihn jedoch dazu bewegte, mitten in der Nacht, statt ein Hotelzimmer zu nehmen, die Weiterfahrt bei Regen und in unwirtlicher Umgebung zu forcieren, kann im besten Fall lediglich als Sturheit abgetan werden. Eine Sturheit, die er, seine Frau und das Baby in seinem Bettchen im Fußraum mit dem Leben bezahlen. Verletzt, ausgekühlt, durchnässt und vollkommen verängstigt überleben seine Söhne Maurice und Tommy sowie Tochter Katherine. Maurice, der Älteste des Trios, ist dank eines gebrochenen Beins nicht mehr mobil, der kleine Tommy vollkommen apathisch und so hängt es an Katherine Hilfe zu suchen, damit die Drei überleben. Kurz vor knapp stellt sich Rettung ein, aber kommen sie hiermit womöglich vom Regen in die berühmte Traufe?

Nur ein Neuseeland-Native wie der Autor Carl Dixon kann sich so gekonnt in diese Materie hineinversetzen, wie er es mit seinem Roman „Kerbholz“ getan hat. Er schafft es den Leser mitzunehmen in eine für die viele von uns Europäern unbekannte Welt mit ihren eigenen Regeln und Gesetzen. Dort ist nicht mal eben Hilfe an jeder Ecke anzutreffen, vom Internet in der Einöde ganz zu schweigen. Doch Carl übermittelt uns mit seinem Roman so viel mehr. Er gibt jedem der Charaktere eine eigene Stimme und zeigt auf, wie unterschiedlich die Wahrnehmung des Einzelnen ist und wie unterschiedlich jeder von ihnen mit der gegebenen Situation umgeht. Auch zu Hause, im fernen England, setzt besonders die Schwester der Mutter alle Hebel in Bewegung, die Familie zu finden und weigert sich zu glauben, dass alles zu spät sein könnte. 

Ein großartiges Buch, das die Abgründe der Menschheit beleuchtet aber nie ganz ohne Hoffnung bleibt. Mich hat dieser Roman derart fasziniert, dass es mir schwerfiel, es zu Seite zu legen. Ach, machen wir uns nichts vor, ich habe ihn tatsächlich in einem Rutsch ausgelesen 😉. Dafür gibt es von mir absolut verdiente fünf von fünf Sternen und natürlich eine uneingeschränkte Empfehlung, nicht nur für Neuseelandfans. Ich muss das Buch nun erstmal sacken lassen …

Cover des Buches Kerbholz (ISBN: 9783959881562)
jenvo82s avatar

Rezension zu "Kerbholz" von Carl Nixon

jenvo82
Wir schulden Ihnen gar nichts

„Du musst erwachsen werden, Mädchen. Du und dein Bruder, ihr müsst begreifen, dass eure Eltern tot sind. Sie sind von uns gegangen. Und das bedeutet, dass Peters und ich die einzigen Menschen sind, die sich jetzt noch um euch kümmern.“

Inhalt

Die Familie Chamberlain ist von England nach Neuseeland emigriert, der Vater tritt in wenigen Wochen seine neue Stelle dort an und die Mutter ist mit den 4 Kindern gut beschäftigt. In den letzten freien Wochen wollen sie die Gegend erkunden und das Land kennenlernen. Doch eines Nachts kommt John Chamberlain mit dem Auto von der regennassen Straße ab und stürzt mit seiner ganzen Familie in die Tiefe. Er selbst, seine Frau und das Baby überleben den Sturz in den überfluteten Strom nicht, doch die 3 größeren Kinder auf dem Rücksitz, können sich aus dem Wrack befreien. Zwei Tage verharren sie im Wald: schwer verletzt, ausgehungert und seelisch verwundet. Dann werden sie von den Hunden eines Outlaws entdeckt und dieser nimmt die Kinder mit zu seiner Lebensgefährtin, die vollkommen autark im tiefsten Busch lebt. Die beiden Aussteiger kümmern sich um ihren Fund, doch nur, um die Fremden wieder aufzupäppeln – danach scheinen diese jungen Menschen die idealen Arbeitskräfte zu sein, denn wer nicht vermisst wird, ist vogelfrei und kann keine Ansprüche stellen, erst recht nicht, wenn sie sich in der totalen Abhängigkeit befinden …

Meinung

Bereits nach wenigen Seiten entfaltet diese Geschichte ein menschliches Horrorszenario, angesiedelt zwischen Tragödie und Überlebenskampf folgt der Leser den Wegen der Kinder, die zu schwach sind, um sich selbst zu retten und vollkommen allein in einem für sie fremden Land.

Ihre Retter entpuppen sich schon bald als gewalttätige Ausbeuter, denen es nicht um das Kindeswohl geht, sondern einzig um ihr eigenes Wohlergehen. Der eigentliche Fokus aber liegt auf den Umgang des Einzelnen mit dieser schwierigen Situation. Während der älteste Junge Maurice sich auf seine Gesundung konzentriert, um der Hölle im Busch zu entkommen, bemüht sich seine jüngere Schwester Katherine mit ihren Rettern gut auszukommen und deren Ansprüchen gerecht zu werden. Der kleinste Bruder ist ohnehin verloren, er hat sich beim Unfall einen Hirnschaden zugezogen, der irreparabel ist.

Der Leser begleitet die Kinder über viele Jahre hinweg immer in kurzen Erzählepisoden, die ziemlich genau die Unausweichlichkeit ihres neuen Lebens vermitteln. Katherine nennt sich bald Kate, lernt die Heilkunde, das Kochen und saugt alles Wissen wie ein Schwamm auf. Sie verliert bald den Wunsch aus den Augen, diesen tückischen Ort zu verlassen und wird immer mehr wie die Einheimischen.

Ihr Bruder hingegen, der Rebell plant und wagt mehrere Fluchtversuche, die jedes Mal mit härteren körperlichen Strafen geahndet werden, so dass er bald nur noch mit Krücken laufen kann und doch sehnt er sich nach einem Ausweg, in die nächste Stadt, in die Hände einer zivilisierten Bevölkerung, nur weg von dem unleidlichen Ort, an dem sie schicksalsergeben gelandet sind.

Ab und an nimmt wendet sich der Blick des Lesers in die Gegenwart: Dort sucht die Tante der verschwundenen Kinder verzweifelt nach ihren Angehörigen – nach dem tödlichen Unfall will sie die Hoffnung nicht aufgeben, denn es sind keine Leichen geborgen wurden. Aber nach zahlreichen langen Auslandsreisen, ist ihre eigene Ehe in die Brüche gegangen und sie beendet ihre Suche. Erst als sie selbst Großmutter ist, findet man die Knochen von Maurice. Seltsamerweise ist er nicht im Jahr 1978, dem Jahr des Unfalls verstorben, sondern erst viel später an einem ganz anderen Ort … 

Fazit

Dieser existentielle Roman über das Überleben, die Hilflosigkeit und die Dramatik des Lebens hat mich sehr mitgenommen – ein gruseliges, beängstigendes Szenario mit differenzierten Charakteren, die ausgezeichnet dargestellt werden. Ich vergebe begeisterte 5 Lesesterne und eine unbedingte Empfehlung, für alle die in Romanen gern mitfiebern. Die zeitliche Abfolge bringt viel Mehrwert in die Erzählung, denn so gehen die Jahre schnell dahin. Manchmal sind es nur kleine Sequenzen, dann wieder detailgetreue Schilderungen. Ein hartes Leben, in der Wildnis, im Dreck ohne die Wärme einer echten Heimat.

Keine Person wird ausgegrenzt, doch die unterschiedlichen Entwicklungen und Entscheidungen der Beteiligten werden immer stärker sichtbar. Die Empathie bleibt auf gleichem Niveau, denn beide grundsätzlichen Lebenshaltungen haben ihre Berechtigung. Der Junge, der keinen Frieden sondern eine Chance möchte versus das Mädchen, die aus der Gegenwart das bestmögliche herausholt, auch wenn sie dabei als Gefangene verharrt. Die Wucht der Gedanken, die sich hier während des Lesens immer mehr verdichten, zeigen deutlich, wie der Mensch mit seinen inneren Dämonen kämpft und wie unspektakulär ein Sieg oder ein Verlust aussehen kann. Jahreshighlight!

Cover des Buches Kerbholz (ISBN: 9783293710122)
Woerter_auf_Papiers avatar

Rezension zu "Kerbholz" von Carl Nixon

Woerter_auf_Papier
Eine kraftvolle, fesselnde Geschichte

„Kerbholz“ ist ein bedrückender und sehr fesselnder Roman, der mich bereits mit seinem großartigen ersten Satz in seinen Bann zieht.

„Das Auto mit den drei schlafenden Kindern verließ die Erde.“

Die Geschichte ist rau wie die Wildnis, in der sich Katherine, Maurice und Tommy nach dem schrecklichen Autounfall wiederfinden. Die Kinder sind hilflos, verkriechen sich zunächst in einer Höhle, sind teils schwer verletzt, haben Hunger und Durst. Durch den Klappentext wusste ich bereits, dass sich hinter der vermeintlichen Hilfe von Martha und Peters etwas ganz anderes versteckt. Die Kinder sind natürlich ahnungslos und ich muss zusehen, wie sie in ihr Unglück rennen.

„Kerbholz“ ist belastend, die Kinder werden ausgebeutet, misshandelt, teils sich selbst überlassen. Sie sind eigentlich nicht mehr als Nutztiere (ein Kind muss tatsächlich in einer Art Stall schlafen). Es liest sich sehr beklemmend, an dieser Situation ist nichts gut. Aber – und das finde ich sehr interessant – der Autor Carl Nixon zeichnet Martha dennoch als eine komplexe Person, die letztlich nicht nur als Antagonistin gezeigt wird. Spannend! Auch die anderen Charaktere sind großartig, weil vielschichtig und damit authentisch.

Einen besonderen Kniff erhält die Geschichte dadurch, dass ich nicht nur den Kindern auf der Farm folge, sondern auch ihrer Tante, die nach vielen Jahren einen Hinweis auf den Verbleib der Kinder bekommt. Mehrfach hat sie sich auf die Suche nach ihrer Schwester und deren Familie gemacht, immer erfolglos. Gegen Ende kommt es zu einer Art Überschneidung der Geschichte, die mir eine Gänsehaut beschert. Was für eine Wendung!

„Kerbholz“ gefällt durch seine dichte Atmosphäre, verbunden mit der bildhaften Landschaftsbeschreibung. Außerdem hat mir sehr gut gefallen, wie Nixon Themen wie Trauer und Verlust sowie die Suche nach Vergebung behandelt. Tiefgründig und mit Feingefühl widmet er sich diesen Aspekten. Mich hat das Buch auch Tage, nachdem ich es beendet hatte, nicht losgelassen. Immer wieder musste ich an die Kinder denken und besonders an Katherine und ihre interessante Wandlung. „Kerbholz“ ist keine einfach Lektüre, aber eine, die begeistert und lange nachhallt. Großartig!

Fazit: „Kerbholz“ ist ein beeindruckendes Buch, das sowohl unterhält als auch zum Nachdenken anregt und noch lange nachhallt. Die von Carl Nixon mitreißend geschriebene Geschichte ist bedrückend, erschütternd und mitreißend. Ich kann es jedem empfehlen, der auf der Suche nach einer packenden und bewegenden Lektüre ist.

Die ungekürzte Rezension findet ihr auf meinem Blog: https://woerteraufpapier.de/kerbholz-von-carl-nixon/

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