Sechs Jahre alt ist der Erzähler, als ihn seine Eltern aus dem wilden Berlin der 1970er-Jahre ins dörfliche Gümse des niedersächsischen Wendlands verpflanzen. Nicht nur ist sein imposanter Vater ein erfolgreicher Künstler, auch wird ihr Zuhause ein regelmäßiger Treffpunkt für die Kunst- und Kulturszene der alten Bundesrepublik. Mit dem intellektuellen, politisch links stehenden Milieu der Eltern und dem ländlich-provinziellen Leben des Dorfes im „Zonenrandgebiet“ prallen Welten aufeinander, zwischen denen der Junge Orientierung sucht – und schließlich im Schreiben findet.
Diese Erinnerungsbiographie von Jan Peter Bremer hat mich sehr berührt und gleichzeitig auch zum Lachen gebracht. Ich liebe die Art, wie er die Sicht von seinem kindlichen Bewusstsein einnimmt und man sieht wie sich dieses Bewusstsein mit jedem Lebensabschnitt bildet. Jan Peter Bremer erfasst den Gedankengang eines Kindes: das Kind beschreibt oder erzählt etwas und fängt Meinungen von seiner Familie und den umstehenden Menschen auf, die dann in sein Gesagtes fließen, ohne sich Gedanken darüber zu machen oder zu reflektieren, was das eigentlich bedeutet. Das hat sich beispielsweise in den langen Sätzen widergespiegelt, wo ohne Punkt die Meinungen und Standpunkte der Mitmenschen reingenommen wurde, wie ein nicht endender Gedankenfluss.
Weil die Perspektive, in der der Autor erzählt so spannend und gut umgesetzt ist, hat es mir sehr viel Freude bereitet das Buch zu lesen.
Auch war es spannend etwas über das Aufwachsen in den 1970er-Jahren zu lesen und vor allem aus den Augen eines Kindes, dass die Welt anders wahrnimmt, als Erwachsene.
Ich kann das Buch nur weiterempfehlen. Man braucht ein bisschen in die Geschichte reinzufinden und manchmal sind die Sprünge in der Geschichte etwas verwirrend, aber wenn man sich einmal an den Schreibstil gewöhnt hat kann man nicht mehr aufhören in die Welt von Jan Peter Bremer einzutauchen.
Eure @ghaniyebooks
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