„Anstatt dass die Deutschen unsere Sprache lernen, müssen wir die ihre lernen oder wie in einem fremden Land leben. Schon jetzt beginnen die Engländer, bestimmte Wohngegenden zu verlassen, die von Deutschen eingekreist sind, weil sie sich dort aufgrund der abstoßenden, ungehobelten Manieren der Deutschen nicht mehr wohlfühlen.“
Benjamin Franklin 1751 über deutsche Einwanderer in Nordamerika (zitiert von Jan Plamper auf Seite 27)
Jan Plamper wirft in seinem Buch „Das neue Wir“ einen frischen Blick auf die Geschichtsschreibung, in der Migranten oft unerwähnt blieben oder nur am Rande erwähnt wurden, obwohl es zu allen Zeiten der Menschheitsgeschichte große Ein- bzw. Auswanderungsbewegungen gegeben hat und trotz des erheblichen Beitrags, den Migranten immer wieder geleistet haben, beispielsweise die Gastarbeiter zum Wirtschaftsaufschwung in ihren Herkunftsländern und gleichzeitig zum deutschen Wirtschaftswunder in ihrer neuen Heimat. Dabei geht es in diesem Buch unter anderem um die Geschichte der deutschen Auswanderer in den USA, der Vertriebenen nach dem Zweiten Weltkrieg, der Gastarbeiter in Westdeutschland und der Vertragsarbeiter in der DDR bis hin zu den in den letzten Jahren nach Deutschland geflüchteten Menschen.
Der Autor verdeutlicht, dass Migration schon immer zur Geschichte „der Deutschen“ bzw. zur gesamten Menschheitsgeschichte dazugehörte. Interessant fand ich vor allem am Anfang seine Ausführungen zum Begriff „Plusdeutsche“, den ich ohne seine Erläuterungen etwas seltsam gefunden hätte.
Leicht zu lesen fand ich dieses Sachbuch eher nicht, dafür war es zu prall gefüllt mit Wissen, sodass ich es nur abschnittsweise und sehr langsam lesen konnte. Und es ist auch äußerst bedrückend und beschämend, dass die Menschheit mit diesem selbstverständlichen Bestandteil ihrer Entwicklung immer noch so oft Probleme hat anstatt zu lernen, sein positives Potential zu nutzen.
Gerade aber diese Vielzahl an Informationen empfand ich als sehr beeindruckend und ich konnte viel lernen. Vieles davon war sehr bedrückend, beispielsweise die beschämende Geschichte der Vertragsarbeiter der DDR – ausgenutzt, ausgenommen, angegriffen und nach dem Mauerfall im Stich gelassen.
In seinem Nachwort schreibt der Autor:
„Hier soll noch einmal erinnert werden, was Staatsbürgerschaft ist: ein großer Zufall. Das neugeborene Kind hat keinen Einfluss darauf, in welches Land es in welcher Epoche geboren wird.“, S. 331
Eine so einfache Wahrheit und doch scheinen die Gehirne vieler Menschen nicht in der Lage zu sein, zu verarbeiten, was das bedeutet, das erfüllt mich immer wieder mit großem Staunen und Schrecken ...
„Hier soll noch einmal erinnert werden, was Staatsbürgerschaft ist: ein großer Zufall. Das neugeborene Kind hat keinen Einfluss darauf, in welches Land es in welcher Epoche geboren wird.“, S. 331
Eine so einfache Wahrheit und doch scheinen die Gehirne vieler Menschen nicht in der Lage zu sein, zu verarbeiten, was das bedeutet, das erfüllt mich immer wieder mit großem Staunen und Schrecken ...