Cover des Buches Liebeskinder (ISBN: 9783401067872)
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Rezension zu Liebeskinder von Jana Frey

"LIEBESKINDER" ... ein liebenswertes, umwerfendes Buch!

von laury.between.the.lines vor 9 Jahren

Kurzmeinung: mehr als lesenswert, meiner Ansicht nach ein berührendes , auf den ersten Eindruck unscheinbares, aber letztendlich großartiges Buch ...

Rezension

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laury.between.the.linesvor 9 Jahren


Cover und Klappentext

Auf den ersten Blick wirkt das Buch fast ein bisschen niedlich, was zusätzlich durch die verspielte Schrift und die Blumenmotive der Vorderseite auf dem gepunkteten Hintergrund verstärkt wird. Ich habe zunächst einen klassischen Jugendroman, der sich mit dem Thema Liebe und Freudschaft beschäftigt, erwartet.

"Zadoc liebt alles an Ivory. Ihr Haar, das sämtliche Farben des Herbstes hat. Der ständig wechselnde Ausdruck aus ihren winterhimmelblauen Augen. Und vor allem ihren Geruch nach Wind und Widerstand. Kenzie liebt alles an Amos. Seine hellgrün schimmernden Augen, sein Lachen und Lächeln, seine Musik, seine Art, sich zu bewegen, seinen Gang. Und sie liebt es, dass er zu ihr gehört. Zu ihr ganz allein. Zwei Liebende. Zwei Schicksale. Und eine Geschichte, in der alles, aber auch alles miteinander verbunden ist."

Auch der obige Klappentext lässt Leser vermutlich weiterhin von einem traditionellen, lesenswerten Liebesroman für Jugendliche ausgehen und weckte durch die gefühlvolle Beschreibung der Protagonisten somit direkt meine Neugierde.
An dieser Stelle muss ich allerdings kritisch anmerken, dass meiner Meinung nach selbst in dieser kurzen Passage des Klappentextes bereits viele Vorinformationen gegeben werden, die sich dem Leser eigentlich im Verlaufe der ersten Kapitel offenbaren und hier vorweggenommen werden. Hier spielt aber selbstverständlich der persönliche Geschmack eine große Rolle, denn durch die knappe Beschreibung, die einerseits schon wesentliche inhaltliche Fakten enthält, wird andererseits ein schneller, einfacher Einstieg in die Geschichte ermöglicht, sodass das Gefühl entsteht, sich mitten in der Handlung zu befinden und das Lesen direkt beginnen kann.
Der Klappentext gibt zudem auch einen entscheidenden Hinweis bezüglich des Aufbaus der beiden Geschichten des Romans, die in der Tat auf faszinierende und zugleich unerwartete Art und Weise miteinander verbunden sind.

Grobe Inhaltsangabe und Erzählperspektive

Hauptsächlich werden Liebe, Freundschaft und Ängste, aber auch das aktuelle, aufwühlende Thema Homosexualität aufklärend und behutsam thematisiert, ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen oder zu verurteilen.
Da ich mit meiner Rezension zum Lesen und zum Eintauchen in die Welten der Protagonisten motivieren möchte, liegt es mir fern, wesentliche inhaltliche Aspekte preiszugeben, oder gar das Ende des Buches zu verraten. Aber ein kleiner Einblick zwischen die Seiten und Zeilen darf natürlich nicht fehlen.
Die Protagonisten sind zum einen Zadoc und dessen Freundin Ivory, zum anderen aber auch die beiden Geschwister Kenzie und Janis, sowie deren lesbisches Mütterpaar, Insel und Leetha, die miteinander aufgrund diverser Umstände, die teilweise auch vorhersehbar dargestellt werden, in Verbindung stehen. Im Laufe des Lesens ergeben sich somit zunehmend Zusammenhänge, sodass die beiden getrennt voneinander ablaufenden Handlungsstränge zu einem Netz gesponnen werden.
Hierbei erfährt der Leser zunächst vieles über Zadocs durchaus bemitleidenswertes Leben und seine offenbar schreckliche Vergangenheit, aufgrund welcher er gezwungen ist, schwere Medikamente in Tablettenform einzunehmen, die ihn scheinbar zu einem regelrechten Monster machen. Ivorys Freund leidet schon seit Kindertagen unter dem Mobbing ihrer Schulkameraden, die ihn als gefährlich und grauenvoll verurteilen und kann sich somit neben seiner fürsorglichen Mutter Claire nur auf Ivory als Person seines Vertrauens wirklich verlassen.
Parallel wird aus der Sicht des allwissenden Erzählers ebenso einfühlsam und voller Emotionalität von Kenzies Lebenssituation berichtet, die sich in ihrem eigenen Körper vollkommen unwohl - und besonders im Vergleich zu ihrer von Natur aus hübschen Schwester Janis - absolut hässlich findet.
Schnell lässt sich erkennen, wie sehr sich die Lebensumstände von Kenzie und Zadoc ähneln, oder gar überschneiden und durch die höchst emotionale, sensible, aber stets klare Schreibweise der Autorin, ist es dem Leser möglich, sich trotz der Zeitsprünge und Ortswechsel der einzelnen Abschnitte in beide Hauptfiguren hineinzuversetzen.
Die auktoriale Erzählperspektive bietet meiner Ansicht nach insgesamt den großen Vorteil, sich mit allen Haupt- und Nebenpersonen der beiden Geschichten identifizieren zu können, ihre individuellen Charaktere und Neigungen kennen zu lernen und Verständnis für ihre Entscheidungen und Gefühle zu entwickeln.
Mit Sicherheit ist dies wirklich nur eine knappe Zusammenfassung der vielschichten, interessanten Inhalte und Themen von Jana Freys Jugendroman, denn diese lassen sich kaum in einer Rezension aufgreifen, ohne die Spannung, welche das Buch absolut enthält, zu nehmen.

Persönliches Fazit

Mit „Liebeskinder“ hat Jana Frey einen umwerfenden, einzigartigen und zum Nachdenken anregenden Roman und meiner Meinung nach sogar ein Stück Lebenskunst geschaffen, das keinesfalls „nur“ als Jugendroman betrachtet werden sollte.
Das Buch besitzt nach meinem persönlichen Urteil mit Sicherheit Potential,
Menschen unterschiedlichster Altersklassen faszinieren, erschüttern und bereichern zu können.
Die Schreibweise hat mich von der ersten Seite an gefesselt und ich konnte das Buch stellenweise wirklich gar nicht mehr aus der Hand legen.
Unerwartete Konstellationen und überraschende Wendungen, die urplötzlich auftauchen und alles, was bisher geschehen war nochmals in ein ganz anderes Licht rücken, sorgten dafür, dass große Neugierde, wie es in der jeweils anderen Parallelhandlung weitergeht, aufkam, die bis zur letzten Seite anhielt.
Besonders hervorheben möchte ich auch nochmals die Perspektive des allwissenden Erzählers, gepaart mit kreativer, teils poetischer Schreibweise und vielen, wortwitzigen, aber ernsthaften Dialogen der handelnden Figuren.
Während des Lesens hatte ich stets eine genaue Vorstellung, wo ich mich gerade befinde, ohne zu sehr in meiner Fantasie eingeschränkt zu sein, sodass die Protagonisten, welche ich als Leser auf ihrem Lebensweg durch verschiedenste Entwicklungs- und Lebensphasen begleiten durfte als liebenswerte, nahezu reale, authentische Persönlichkeiten einen Platz in meinem Herzen eingenommen haben.
Zusammenfassend kann ich „Liebeskinder“ wirklich nur wärmstens an alle Leseratten und solche, die es noch werden wollen, empfehlen. Es ist mehr als lesenswert, meiner Ansicht nach ein großartiges, vielleicht auf den ersten Eindruck unscheinbares, aber letztendlich so grandioses, berührendes und wahrhaftig außergewöhnliches Meisterwerk, das im wahrsten Sinne des Wortes unter die Haut geht und sollte in keinem Bücherregal fehlen!

Lieblingszitat

"Hab ich es nicht gesagt, heute ist der erste Tag vom Rest deines Lebens?", flüsterte Amos ihr ins Ohr, als sie endlich einschliefen. Draußen war der Himmel schon silbrig.
Oder hatte sie das nur geträumt?"


Viel Spaß beim Lesen, ich hoffe, ich konnte euch mit meiner Euphorie für dieses ganz besondere Buch anstecken. :-)

Laury

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