Inhalt:
Jana König greift in ihrem „Nicht-Ratgeber“ zum Thema Säuglingspflege viele verschiedene Themen auf, mit denen sich werdende oder junge Mütter früher oder später auseinander setzen müssen. Von der richtigen Windel über das Stichwort Stillen bis hin zu Kleidung und Gesundheit reißt die Autorin ein Thema nach dem anderen an und präsentiert in kurzen Kapiteln die jeweils einschlägigsten Pro- und Contra-Argumente, ohne jedoch dabei ins Detail zu gehen. Das Buch prangert das Beharren auf der eigenen Position an und präsentiert Auszüge aus Internetforen, um jedes Kapitel mit ein paar authentischen, teilweise radikalen oder ironischen Aussagen abzuschließen. Dem Leser soll suggeriert werden: Entspannt euch, viele Wege führen nach Rom.
Meine Meinung zum Buch:
Als junge Mutter hatte ich mich natürlich mit den besprochenen Themen schon einmal auseinandergesetzt und konnte dem Buch somit kaum einen neuen Denkanstoß oder eine neue Information entnehmen. Jana König kratzt nur kurz an der Oberfläche und zeigt, welche Auffassungen „moderne“ Mütter im Netz vertreten. Dabei geht sie vor allem auf extreme Positionen ein, deren Verfechterinnen (und seltener auch Verfechter) sich im geschützten, anonymen Raum des World Wide Web gegenseitig zerfleischen. Ihr Buch fußt hauptsächlich auf ihren eigenen Rechercheergebnissen in Internetforen und sie bezieht sich nur zwei-, dreimal auf einen Experten, ohne jedoch klarzustellen, ob dessen Meinung nicht auch umstritten ist. Das Buch ist ganz klar kein Ratgeber, kann einer völlig unbedarften Person aber vielleicht zeigen, worüber man sich so alles Gedanken machen kann, wenn Nachwuchs ins Haus steht.
Die Kapitel sind kurz gehalten, da es sich schlicht und einfach um Zusammenfassungen der gängigsten Sichtweisen geht und nicht um eine Erörterung der Themen. Die Meinung der Autorin wird manchmal sehr klar, z.B. wenn sie erklärt, warum Homöopathie kein Heilmittel ist oder warum Impfungen sinnvoll sind. Bei anderen Themen hält sie sich zurück und ergreift weniger klar Partie, denn sie will schließlich kein Ratgeber sein.
Der Untertitel spielt auf die vermeintlich eingefahrenen Fronten an, die es unter Müttern zu geben scheint. Als Illustration der „Mommy Wars“ (ein Ausdruck, den ich für absolut überzogen halte) zieht Jana König Anekdoten aus ihrem Privatleben heran, die natürlich keine Allgemeingültigkeit haben. Sie argumentiert nach dem Motto „Das kennt doch jeder“. Um das Buch aufzulockern, ihm etwas Authentizität zu geben und eventuell witzig zu wirken, zitiert sie am Ende jedes Kapitels einzelne Einträge oder kurze Diskussionen aus dem Internet, samt Tippfehlern. Leider konnte ich mich darüber nicht amüsieren, sie wirkten auf mich eher wie ein Alibi dafür, das Buch geschrieben zu haben, oder waren vielleicht auch Füllmaterial, für ein sonst zu dünnes Buch.
Durch die knappen Kapitel kann man das Buch immer wieder mal zur Seite legen oder auch schnell zum nächsten Thema übergehen. Der Schreibstil ist super flüssig und leicht umgangssprachlich gehalten, manchmal drückt sich die Autorin auch etwas salopp aus.
Das Buch „Wenn Mütter rot sehen“ kann einem viele Stunden am PC abnehmen, wenn man es denn bei seiner Lektüre belässt und die Themen nicht trotzdem googelt. Wer allerdings fundierte Erklärungen zu Erziehungsstilen, ökologischen Aspekten der Stoffwindel oder Entwicklungsphasen sucht, sollte zu einem tatsächlichen Ratgeber greifen, oder sich an seine Hebamme oder Kinderärztin wenden, die sicher gerne den ein oder anderen Tipp geben.