"Die Spiele um Segen und Verdammnis: Die Gottesdiener", so lautet der im letzten Jahr erschienene Titel von Jana Ulmer. Und genau bei diesem stoppe ich direkt mal. Ich persönlich hätte es für den Gesamteindruck viel passender gefunden, wenn man den Zusatztitel als Haupttitel verwendet hätte und umgekehrt. Das hört sich doch irgendwie viel stimmiger an?!
Kommen wir aber einfach mal zum Inhalt: Einst war sie die fähigste Assassinin der Boten des Lichts. Nun ist sie die Geheimwaffe eines Lords. Ein grausamer Verdacht führt Aveny Macall in das Königreich Presien. Ist die Organisation aus Assassinen, der sie angehörte, wirklich wiederauferstanden? Getarnt als erwählte Wächterin, nimmt sie an den Ehrenspielen teil und sucht im Arenakomplex nach Hinweisen. Dabei begegnet sie Kaelan Walsh aus dem Dorf ihrer Kindheit. Niemals darf er von ihrer Vergangenheit erfahren, erst recht nicht, dass sie zu einer Tristi herangezüchtet wurde. Doch auch er ist wegen eines Geheimnisses auf der Suche nach Antworten. Und plötzlich verfolgen Aveny und Kaelan dasselbe Ziel...
Die angenehme Leichtigkeit des Schreibstils hat es mir sehr einfach gemacht, das Buch in wenigen Tagen durchzulesen. Der Leser wird gekonnt bei der Stange gehalten, auch durch die passende Länge der jeweiligen Kapitel.
Die Grundidee der Geschichte fand ich ebenfalls äußerst interessant, allerdings habe ich mir die verschiedenen Arenaspiele irgendwie epischer vorgestellt, für mich waren diese etwas zu dürftig und kurz gehalten.
Dahingegen ist die Charakterdarstellung wieder durchaus gelungen! Allen voran Aveny, die Hauptprotagonistin der Story und mein persönlicher Favorit. Ich bin ja sowieso ein Fan von Assassinen und sie hat diese Rolle wirklich gut verkörpert. Man kann förmlich spüren, was in ihrem Inneren vorgeht und endlich wird mal nicht das Klischee des hilflosen Mädchens, das ständig gerettet werden muss, hervorgeholt. Die Dynamik der gesamten Gruppe kommt gut zum Vorschein und auch die jeweiligen Handlungen waren größtenteils nachvollziehbar. Jeder Charakter hat sein ganz eigenes Geheimnis und auch ein spezielles Laster... Oft stellt man sich die Frage, wer ist denn jetzt wirklich vertrauenswürdig und wer nicht?!
Zum Glück gab es hier auch nur einen Hauch von Romantik, ich befürchte aber bereits, dass dies im nächsten Teil deutlich mehr Raum einnehmen wird. Somit habe ich es auch schon vorneweg genommen: Das Buch endet mit solch einem Ende, dass definitiv von einem zweiten Teil ausgegangen werden kann.
Die Weltengestaltung mag nicht jeden Leser überzeugen, mich mit inbegriffen. Die Karte am Anfang des Buches erleichtert zwar den Überblick aber irgendwie haben mir doch deutlich mehr Details zu den verschiedenen Ländern und Kontinenten gefehlt.
Zudem trifft man immer wieder auf Szenen, die man irgendwo in irgendeiner Form schon mal gelesen oder gesehen hat. Mir ist klar, dass man das Rad nicht neu erfinden kann aber dennoch war die Geschichte dadurch an einigen Stellen ziemlich vorhersehbar. An anderen Stellen wünscht man sich wiederum weitere Informationen und Erklärungen, das Gleichgewicht des Ganzen finde ich hier etwas wackelig.
Somit ein solider Auftaktband, der sich vielerlei Themen wie beispielsweise Mythologie, Politik und Religion widmet, für mich persönlich aber dennoch etwas unausgereift wirkt. Im Gegensatz zu vielen anderen Büchern hat mir hier der Anfang und der Mittelteil am besten gefallen, danach verlief sich meine Lesefreude etwas im Sande. Das Konstrukt der Geschichte wurde zunehmend wirrer und mir hat letztlich einfach der ausschlaggebende Punkt gefehlt, durch den ich größeres Interesse am nächsten Teil hätte.