Wunderschöne Erinnerung an die Mutter der Autorin, verbunden mit einer spannenden und bewegenden Biografie der Mutter, dem Findelkind aus dem zweiten Weltkrieg. Die Autorin wechselt zwischen Vergangenheit der Mutter und persönlich erlebter Gegenwart, was der Geschichte noch mehr Gefühl und Authentizität mitgibt, aber das wird womöglich nicht allen Lesern gefallen, die sich rein auf eine fiktive Handlung einstellen könnten...
Jana Zenker
Alle Bücher von Jana Zenker
Bernsteinzeit: Biographischer Roman
Susannah Rainbow
Mit deinen Augen
Pelikane sind nie allein
Blindflug zum Wir
Wenn es Perlen regnet
Drei Kurzgeschichten
Neue Rezensionen zu Jana Zenker
Eine Reise zur Mutter in ein anderes Land, während der Pandemie und in ein Krankenhaus ... Was fast alltäglich beginnt, kristallisiert sich als vollkommen anderer Roman heraus, als nach und nach klar wird, dass Hanne nach 1945 in Pflege genommen wurde. Gehörte sie zu den wenigen Überlebenden der Schiffskatastrophe bei der Ausreise aus Pommern? Ihr Ursprung bleibt im Dunkeln, aber ihr Leben wird beleuchtet, zwischen damals, ihrem Aufwachsen an der Ostsee nach 45, und heute, wenn sie Besuch von ihrer Tochter bekommt, die dazu aus Irland anreist, trotz aller Reisebeschränkungen.
Es war nicht mein erstes Buch von Jana Zenker und wieder einmal bin ich berührt von dem, was zwischen den Zeilen steht. Einfühlsam schildert sie das Aufwachsen Hannes in einer sich gerade etablierenden DDR, ihren Wunsch, dazuzugehören. Ich erlebe mit, wie sie Unterstützung durch ihre Lehrerin erfährt, welche Umwege sie gehen muss, um ein glückliches Leben führen zu können. Und ich spüre die große Verbundenheit, die diesen Roman hat entstehen lassen. Mehr als einmal war ich zu Tränen gerührt und empfehle dieses Buch daher von ganzem Herzen weiter.
"Bernsteinzeit" von Jana Zenker ist ein Buch, das mich von Anfang an in den Bann gezogen hat.
Die Autorin erzählt die berührende Lebensgeschichte ihrer Mutter Hannelore, dem "Findelkind" aus dem zweiten Weltkrieg, dem Mädchen, das von Menschen aufgenommen wird und in einer Familie aufwachsen darf. Dennoch empfindet sie in stiller Einsamkeit oft eine unbestimmte Sehnsucht. Sehnsucht nach ihren Wurzeln, Sehnsucht nach Nähe und den Wunsch, sich entsprechend ihrer Bestimmung entwickeln zu dürfen.
Eindringlich schildert Jana Zenker Hannes Aufwachsen in den Nachkriegsjahren, zuweilen fast sachlich, ohne Pathos, daher umso berührender. Hannes Geschichte macht deutlich, was jene Jahre bei den Menschen bewirkt haben. Welche Schwierigkeiten sie bewältigen und mit welchen traumatischen Erlebnissen sie fertig werden mussten.
Zwischen all diesen Szenen der Vergangenheit schreibt die Autorin über die Zeit heute. Hanne muss nach einem Schlaganfall in einem Heim gepflegt werden und Jana Zenker, die in Irland lebt, pendelt zwischen der Wahlheimat und Deutschland hin und her. Erschwert wird all das durch die Corona-Pandemie, durch die Hanne wieder die Einsamkeit erlebt, die sie als Kind oft spürte. So ist es nur verständlich, wenn sie sagt: "Es endet alles, wie es angefangen hat."
Diese biografische Geschichte ist eine Hommage an Janas Mutter, gleichzeitig auch ein trauriges Abschiednehmen von ihr. Schmerzvoll, manchmal fast verzweifelt und dennoch mit Erinnerungen gefüllt, die durch all jene Spuren geprägt sind, die einen Menschen unvergesslich machen. Erinnerungen an eine Frau, die nicht aufgegeben hat, ihre Bestimmung zu finden, die gelebt und trotz aller Widrigkeiten dem Leben einen Sinn gegeben hat. Die all das, was sie als Kind vermisst hat, den Enkelkindern schenken konnte. So bleibt die Gewissheit, dass Hannes Spuren in Janas Familie weiterbestehen. Sie selbst kann sich die Trauer zugestehen, den Schmerz, aber auch Liebe und Dankbarkeit empfinden.
Jana Zenker schreibt so eindringlich, mitreißend und doch berührend und zart, dass beim Lesen Lächeln und Weinen oft ganz eng beieinander lagen.
Die Geschichte wird lange bei mir nachhallen.
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