Rezension
Austen beweist in ihrem Roman, dass Bildung über Herkunft steht. Während ihre Cousinen von der hochnäsigen Tante unterrichtet werden, lernt Fanny für sich selbst, liest sehr gerne und denkt auch über vieles nach. Sie ist kränklich und meidet die Wildnis. Dafür hat sie das richtige Händchen, um einen struppigen Garten wieder zum Erblühen zu bringen. Sie hat immer die richtige Intuition und steht mit ihrem Urteil darum selbst über ihrem Onkel.
Selbst Edmond ist geblendet von Mary Crawford, der Schwester des Werbers. Die Oberflächlichkeit der Frau ist ansteckend und ihre Meinung beeinfluss ihn. Dabei übersieht er, der sonst eigentlich vernünftig ist, ihre Fehler und ist sozusagen blind vor Liebe. Fanny aber lässt sich nicht blenden, auch wenn Mary wie ihr Bruder nett erscheinen. Sie vertraut ihrer Intuition und fährt damit richtig.
Damit ist Fanny nicht nur selbstbewusster als viele andere von Austens Heldinnen, sie hat auch einen unumstößlichen Vorteil gegenüber ihrer Cousinen und den Männern in ihrem Leben. Dass sie am Ende aus Liebe und in gute Verhältnisse heiraten kann wird aber überschattet von der Geschichte ihrer Mutter, die auch aus Liebe geheiratet hat, aber einen armen Mann, und darum zu viele Kinder und zu wenig Geld hat. Dieses gesellschaftliche Manko, das Austen auch immer aufzeigt, aber nicht wirklich kritisiert, bleibt. Selbst Fannys Cousine, die ihren Mann betrogen hat und von ihrem Geliebten verlassen wurde, hat es am Ende noch besser.
Der Stil ist für moderne Leser nach wie vor gewöhnungsbedürftig. Austen beschreibt viel, geht ins Detail, ohne allzugroße Nähe aufzubauen. Die Liebe zwischen Edmond und Fanny bleibt im Hintergrund und wird erst gegen Ende wirklich genannt. Die Crawfords als Antagonisten bekommen jede Menge Aufmerksamkeit und könnten in einer anderen Geschichte auch Helden werden. Für Austen aber, die Anstand und die Vorteile des Landlebens aufzeigen will, kommt das nicht in Frage.