genial und dennoch zäh

das Cover

Es handelt sich um das Portrait einer Dame. Eine Dame, die ihrem Aussehen und der Kleidung nach zweifellos Teil eines vergangenen Jahrhunderts ist.

Mit Stolz in der Haltung und im Gesichtsausdruck blickt sie am Betrachter vorbei in die Ferne.

Man hätte sich für eine Fotografie entscheiden können. Die Wahl eines Gemäldes jedoch betont nicht nur das Alter dieses Werks, sondern unterstreicht auch seine Zeitlosigkeit.

Nahe liegt die Vermutung, dass die Dame Elisabeth Bennet, unsere Hauptfigur, darstellen soll.

Wenn ich es allerdings mit einer Zeichnung von Jane Austen vergleiche, welche ihre Schwester angefertigt hat, tut sich für meinen Geschmack eine große Ähnlichkeit auf.

Sehr gelungenes Motiv für dieses Buch.

die Story

Elisabeth Bennet, Tochter einer wenig vermögenden Familie aus der Oberschicht des 18. Jahrhunderts, steht vor der schwierigen Wahl sich für einen geeigneten Heiratskandidaten zu entscheiden. Ihrem hochmütigen und vorurteilsbeladenen Wesen ist es zu verdanken, dass sie erst nach einigen Irrungen und Wirrungen die Liebe ihres Lebens erkennt.

das Fazit

Dieser Klassiker der englischen Literatur lässt mich zwiegespalten zurück.

Jane Austen war ohne jede Frage ein Virtuose im Umgang mit der Sprache. Eine Sprache, die sich nicht zwischen Kochen, Kinderbetreuung und Gassigehen mit dem Familienhund weglesen lässt, sondern die den Leser zur Konzentration und Aufmerksamkeit zwingt. Hin und wieder stolpert der Leser über Sätze, die ein zweites Mal gelesen werden wollen, um ihre Aussage vollumfänglich zu erfassen.

Mit ihrer ausgesprochen scharfsinnigen Beobachtungsgabe für ihre Mitmenschen und ihr Miteinander gelingen ihr zahlreiche Charakterdarstellungen, die mit viel Hingabe fürs Detail und Sinn für Humor oder eher Ironie ausgearbeitet und aufs Korn genommen werden.

Brilliante Rededuelle zeichnen dieses Werk aus, die den Leser ein ums andere Mal schwindlig werden lassen.

Sicherlich ziemte es sich für eine Frau des 18. Jahrhunderts nicht, Romane zu schreiben, die Kritik an der Gesellschaft ausübten. So war es zu ihrer Lebzeit undenkbar, dass eine Frau, so wie Elisabeth Bennet im Roman, Einfluß auf die Wahl ihres künftigen Ehemannes ausüben konnte.

Jane Austen muss eine sehr schreibtalentierte und mutige Frau gewesen sein. Folgerichtig erschienen ihre ersten Werke unter einem Pseudonym.

Dennoch kann ich mich der zahlreichen Begeisterung nicht völlig anschließen.

Es braucht mehr als die Hälfte des Buchs, bevor die Geschichte wirklich in Wallung gerät.

Passagenweise liest es sich zäh und langatmig. Ich hatte immer wieder etwas Mühe, mich einzulassen, wenn ich das Buch dann einmal zur Seite gelegt hatte.

Und sind wir mal ehrlich, es passiert bis auf viel Gerede nicht wirklich etwas.

Wenn man einen Blick in die Biographie von Jane Austen wagt, so erfährt man, dass sie ein sehr zurückgezogenes Leben geführt haben muss. Sie war überdurchschnittlich belesen und wurde in diesem Punkt von ihrem Vater auch sehr gefördert.

Sie hat nie geheiratet, nicht viel von der Welt gesehen, keine Kinder großgezogen, sondern ihre Zeit ausschließlich mit Schreiben und Lesen verbracht.

Und genauso liest sich ihr Roman.

Es sind die Zeilen einer Frau, die weniger aus einem reichen Schatz an Lebenserfahrung schöpfen kann, sondern die ihr Augenmerk hauptsächlich auf Beobachtung und Studien ihrer nächsten Mitmenschen richtete.

3,5 Sterne für „Stolz und Vorurteil“...