Louisa Cosgrove lebt mit ihrer Familie im viktorianischen England und muss sich Tag für Tag der strengen Hand ihrer Mutter fügen hinsichtlich „Dingen, die eine Dame tun oder lassen sollte“. Lediglich ihr Vater, ein Arzt, fördert ihre Wissbegier von Kindesbeinen an und lässt sie experimentieren und später auch bei sich assistieren – etwas zur damaligen Zeit Undenkbares, da es lediglich den Männern (und damit ihrem Bruder allein) vorbehalten war Medizin zu studieren und den Arztberuf zu ergreifen. Nach dem Tod des Vaters fällt die einzige Unterstützung zur Verwirklichung ihre Träume und Wünsche jedoch weg und Louisa findet sich eines Tages in einer geschlossenen Anstalt wieder, wo ihr eine Geisteskrankheit und eine andere Identität unterstellt wird. Kann sie die Verwechslung aufklären und ihrem Traum wieder ein Stück näher kommen?
Das Cover zeigt ein schüchternes Mädchen hinter einem Vorhang und eine Pferdekutsche und deutet bereits auf das historische Setting hin. Den Titel finde ich etwas verwirrend, da er auf den ersten Blick eine Liebesgeschichte suggeriert, dies kann der Klappentext aber recht schnell geraderücken, auch wenn er nur in Ansätzen beschreibt, worum es in dem Buch geht, denn es ist vielfältiger als gedacht.
Der Schreibstil ist toll und es lässt sich trotz historisch bedingter Begrifflichkeiten flüssig lesen. Die Kapitel wechseln anfänglich zwischen Gegenwart und Vergangenheit, wobei die Vergangenheitskapitel immer aufsteigend und näher zur Gegenwart hin erzählt werden. Man erfährt häppchenweise mehr über die Protagonisten, die damaligen Lebensweisen und deren Widrigkeiten im England des 19. Jahrhunderts.
Ich hab es sehr gerne gelesen, aber ein Wermutstropfen bleibt: ich hätte mir hier wirklich einen 2. Teil gewünscht, der das, was nach dem Ende dieses Buchs offen bleibt bzw. gerade neu beginnt, noch beleuchtet – denn das Leben, das auf sie wartet, wird sicherlich auch weiterhin nicht ohne Stolpersteine für Louisa Cosgrove sein.
Dennoch ein tolles Buch, das meiner Meinung nach zu unrecht viel zu unbekannt ist und eine Autorin, von der ich gerne noch mehr lesen würde.