Der Inhalt
Polly hat einen Wunsch: Schauspielern zu werden. Als sie eines Nachts Lord Nicholas Kinkaid das Leben rettet, beschließt sie, mit ihm zu kommen, um sich mit seiner Hilfe ihren Traum zu erfüllen. Aber auch der Lord hat Pläne mit Polly und möchte sie zu seiner Spionin am Hofe machen.
Zum Buch
Das Buch verkauft sich als romantischer, historischer Roman mit Erotik-Elementen. Das mag zwar stimmen, mir persönlich wirkte er an manchen Stellen jedoch einfach zu ungeschliffen. Aufgrund des Klappentextes hätte ich mir eine andere Geschichte vorgestellt, als dann tatsächlich erzählt wurde. Angefangen bei der Persönlichkeit, der Protagonistin, Polly. Dem Klappentext nach, habe ich eine selbstbewusste Frau erwartet, die genau weiß, was sie möchte und sich selbst zu inszenieren weiß. Das stimmt aber nur so halb. Generell hatte ich manchmal das Gefühl, dass sich der Charakter manchmal selbst widerspricht. Manchmal ist Polly weltfremd und manchmal ist sie fast schon zu "smart" und durchschaut jedes Spiel. Im Laufe des Romans erfährt man auch, dass Polly erst siebzehn ist. Das fand ich übertrieben und finde, man hätte sie auch bereits zu Beginn des Buches achtzehn machen können, da in der Geschichte auch durchaus viele erotische Szenen vorkommen.
Die Liebesgeschichte selbst ist stellenweise sehr nachvollziehbar, großteils besteht sie aber aus reinem Verlangen und hat auch mit diesem Begonnen. Häufig habe ich nicht das Gefühl, dass die beiden Protagonisten - Polly und Nick - etwas gemein haben, außer dem Verlangen zueinander. Hier hätte mich mir mehr gemeinsame Szenen abseits des Bettes gewunschen. In den wenigen, in dem das der Fall war, standen trotzdem die verlangenden Gedanken im Vordergrund.
Generell kamen auch immer wieder kleine Handlungsstränge auf, bei denen ich das Gefühl hatte, sie sind nur da, um Polly oder einer anderen Person zuzuspielen und etwas über ihren Charakter zu verraten. An sich finde ich das ja gut, weil man dann nicht nur geschrieben sieht "Polly ist hilfsbereit", aber teilweise wirkten diese Situationen so erzwungen, standen manchmal sogar ein bisschen im Widerspruch zu dem Charakter den man vorher kennengelernt hatte oder die Situationen wurden nicht mehr aufgegriffen. In einer Szene beispielsweise, rettet Polly einen Hund vor dem Tod und zwingt Nick ihn zu adoptieren - dieser stimmt (widerwillig) zu, aber wir erfahren nichts mehr von dem Hund, an dem Polly anscheinend so hängt. Auch nicht, als sie aufgrund von Umständen zeitweise in eine andere Stadt ziehen. Ich hätte mir hier einfach gewünscht, dass dieser Hund diese Situation auch später im Buch noch angesprochen wird.
Gut gefallen haben mir die Nebencharaktere. Ich mag Susan und ich finde auch ihre kleine Liebesgeschichte am Ende ganz gut integriert. Besonders sympathisch war mir auch Richard de Winter, einen Freund von Nick. Dieser wirkte sehr gut in seiner Rolle und hat sich selbst selten widersprochen. Auch der Theaterdirektor war mir sehr sympathisch. Auf der anderen Seite hätte ich mir mehr Interaktion mit Lady Castlemaine gewunschen, die nicht nur die Mätresse des Königs, sondern auch die Cousine von Buckingham ist. Sie tauchte immer wieder am Rande auf, aber ich habe nicht das Gefühl, dass ihr bis auf Boshaftigkeit und Eifersucht ein Charakter zugesprochen wird.
Die Geschichte mit Buckingham fand ich auf der einen Seite spannend, auf der anderen Seite fand ich das Ende sehr - "naja". Der Deal, den Polly mit Buckingham ausgehandelt hatte ist eine große Red Flag, passt aber insgesamt zu der Stimmung im Buch - weshalb ich es auch wenig überzeugend fand. Das Verhältnis zwischen Buckingham und Polly ist rein missbräuchlich und ich bin sehr froh, dass ich nicht mehr darüber lesen musste, als Andeutungen. Dennoch finde ich, dass das Ende nicht zu den Zielen von Buckingham passte, der dafür sorgen wollte, dass sie am Hof nicht mehr willkommen ist - was dann ja nicht funktioniert hat.
Fazit
Das Buch ist generell mit Red Flags übersehen, die man ignorieren muss. Die Geschichte ist seicht, aber doch auch spannend. Dennoch muss ich sagen, wahrscheinlich würde ich es nicht nochmal lesen. Ich habe das eBook kostenlos erstanden, gekauft hätte ich es wahrscheinlich nicht, und bin auch glücklich darüber. Für Fans historischer, erotischer Romane könnte es jedoch ganz interessant sein.