Jane Harris

 3,6 Sterne bei 24 Bewertungen
Autor*in von Das Vermächtnis der Magd, Gillespie and I und weiteren Büchern.

Alle Bücher von Jane Harris

Cover des Buches Das Vermächtnis der Magd (ISBN: 9783442468409)

Das Vermächtnis der Magd

 (17)
Erschienen am 17.10.2008
Cover des Buches Gillespie and I (ISBN: 9780062103208)

Gillespie and I

 (4)
Erschienen am 31.01.2012
Cover des Buches The Observations (ISBN: 9780571275618)

The Observations

 (2)
Erschienen am 07.07.2011
Cover des Buches Sugar Money (ISBN: 9780571336968)

Sugar Money

 (1)
Erschienen am 03.10.2017

Neue Rezensionen zu Jane Harris

Cover des Buches The Observations (ISBN: 9780571223367)
FabAustens avatar

Rezension zu "The Observations" von Jane Harris

Beurteile nichts nach der Oberfläche
FabAustenvor 5 Jahren

Zuerst eine Warnung: Bitte lest den Klappentext der deutschen Ausgabe keinesfalls, bevor ihr den Roman gelesen habt. Sie gibt viel zu viel preis und beeinflusst das Lesevergnügen mit Sicherheit fundamental.

Schottland im Jahr 1863:

Die fünfzehnjährige Irin Bessy findet im Herrenhaus Haivers Castle eine Anstellung als Dienstmagd. Obwohl sich das Haus nicht im besten Zustand befindet und viel Arbeit bedeutet, ist das junge Mädchen froh unterzukommen und zudem fasziniert von Hausherrin Arabella. Als die merkwürdige Dinge von ihrer Untergebenen erwartet, z.B. mitten in der Nacht aufzustehen, sich immer wieder von einem Stuhl zu erheben oder ein Tagebuch über ihre Tätigkeiten, ihre Gefühle und Gedanken zu führen, erfüllt die ihrer Arbeitgeberin gerne die Wünsche. Das heißt aber nicht, dass Bessy sich nichts dabei denken würde. Was steckt hinter Arabellas Wünschen? Was ist mit Bessys Vorgängerin geschehen? Aber nicht nur die Herrin von Haivers Castle hat Geheimnisse, auch ihre Dienstmagd ist nicht, was sie vorgibt zu sein.

Der Roman ist also eine Mischung aus historischem Roman, Coming of Age, Geheimnissen und psychologischen Beobachtungen. Mancher mag Harris vorwerfen, sie könne sich nicht für ein Genre entscheiden. Doch wen stört das, wenn die Mischung so gut abgestimmt ist wie hier. Die Geschichte ist sehr mysteriös, bietet immer neue Entwicklungen, Geheimnisse und Offenbarungen. Als Leser kann man sich auf vieles lange keinen Reim machen und tappt sowohl was Arabella als auch Bessy betrifft lange im Dunkeln. Harris schafft es am Ende sogar, Ungewissheit zu säen. Man fragt sich, ob nicht doch etwas anderes hinter all dem steckt, eine andere Erklärung möglich ist.

Der Roman vereint also verschiedene Genres zu einer undurchsichtigen und fesselnden Geschichte. Der Spannungsaufbau ist zwar gemächlich, aber konstant vorhanden. Zum einen enthüllt sich nach und nach Bessys Vergangenheit, gleichzeitig begleitet man sie durch ihr Leben auf Haivers Castle und beobachtet ihre Entwicklung. Zum anderen gilt es Arabellas Geheimnis und die Geschehnisse vor Bessys Ankunft zu enthüllen. Darüber hinaus entwickelt sich eine spezielle Dynamik zwischen Arbeitgeberin und Angestellter.

Nach einer kurzen Eingewöhnungsphase entwickelt der Sprachstil eine besondere Wirkung, der man sich nicht entziehen kann. Einerseits orientiert er sich an der historischen Zeit. Andererseits fungiert Bessy als Erzählerin, was sich sprachlich niederschlägt. Ihre Ausdrucksweise ist durch ihre Herkunft geprägt, klingt manchmal etwas schlicht, manchmal etwas naiv, doch sie ist alles andere als das. Sie ist schlau, aufmerksam und fähig, Entscheidungen zu treffen. Eine vielschichtige Protagonistin, die ihre Pläne auch den Lesern nicht immer sofort offenlegt. Was man von den übrigen Figuren erfährt, spiegelt immer Bessys Kenntnisstand, Eindrücke und Meinung wider. Passender Weise nehmen sie (abgesehen von Arabella) eine untergeordnete Rolle und bleiben oberflächlich.

The Observations ist Janes Harris erster Roman und man kann nur den Hut ziehen, wie gut dieses Debüt gelungen ist. Man sollte nichts Spezielles erwarten und sich stattdessen auf Figuren und Handlung einlassen. Dann wird man von einer wunderschön erzählten, facettenreichen Geschichte überrascht und beeindruckt werden. Sicher wird man nach dem Lesen gedanklich noch ein paar Mal zu Bessy zurückkehren. Und wer mehr Harris‘ Erzählkunst kosten möchte, dem sei Gillespie and I wärmstens ans Herz gelegt.

Cover des Buches Sugar Money (ISBN: 9780571336968)
Ingrid_Daviss avatar

Rezension zu "Sugar Money" von Jane Harris

Basiert auf einer wahren Begebenheit
Ingrid_Davisvor 6 Jahren

Zwei versklavte Brüder werden 1765 von ihren Besitzern, einem Mönchsorden (!) von Martinique nach Grenada geschickt, um eine Gruppe von Sklaven mit zurückzubringen - weil sie vermeintlich eben jenem Orden gehören. Ich würde nicht soweit gehen, es als ein modernes "Onkel Toms Hütte" zu bezeichnen, aber die Schilderung der Grausamkeiten gegenüber den Sklaven und die unglaubliche Arroganz der Weißen in ihrer Überzeugung, dass etwas Besseres sind und meinen, andere Menschen besitzen zu können, treibt einem die Galle hoch - getoppt von vermeintlichen Männern Gottes, die keinen Deut besser mit ihren Sklaven umgehen als die weltlichen Sklavenhalter. Das Buch ist definitiv lesenswert, auch weil die Geschichte auf einer wahren Begebenheit beruht. Nur drei Sterne, weil es einige Längen hat - wäre es möglich, hätte ich 3,5 Sterne vergeben.

Cover des Buches Gillespie and I (ISBN: 9780571238309)
FabAustens avatar

Rezension zu "Gillespie and I" von Jane Harris

Jane Harris: Gillespie and I
FabAustenvor 6 Jahren

1888 reist die alleinstehende, nicht unvermögende Harriet Baxter nach Glasgow, um die Internationale Ausstellung zu besuchen. In Glasgow hofft Harriet auf ein wenig Erholung und Ablenkung zu finden. Eines Tages beobachtet sie, wie eine ältere Dame auf der Straße zusammenbricht. Dank einiger Kenntnisse in Erster Hilfe kann sie der Frau das Leben retten. Dankbar lädt Elspeth Gillespie ihre Retterin zu sich nach Hause ein. Als Harriet der Einladung folgt, erfährt sie, dass Elspeths Sohn ein aufstrebender Maler ist. Zufälligerweise ist sie Ned Gillespie sogar schon einmal begegnet, als eines seiner Gemälde in London ausgestellt worden war.
In den folgenden Monaten freundet Harriet sich immer stärker mit der Familie an und erlebt deren größte Tragödie mit.

1933 ist Harriet Baxter eine betagte Dame, die mit ihrer Haushälterin in London lebt. Verwundert, dass noch nie ein Buch über Ned Gillespie verfasst wurde, beginnt sie ihre Erinnerungen zu notieren. Sie beschreibt die schöne gemeinsame Zeit, aber auch wie Rose, die jüngste Tochter der Gillespies spurlos verschwand. Was geschah damals wirklich? Und warum hat Ned schließlich alle seine Gemälde, derer er habhaft werden konnte, zerstört?

Gillespie and I wirkt tatsächlich wie ein autobiographischer Bericht. Die Authentizität wird nicht allein durch Harriets ausführliche Erzählweise erreicht, sondern auch durch das geschickte Platzieren von Lokal- und Zeitkolorit. Harris erzählt kenntnisreich und mit großer Selbstverständlichkeit vom Viktorianischen Zeitalter, ohne jemals zu langweilen. Es wirkt insgesamt absolut homogen und glaubwürdig.

Die beiden Erzählstränge sind auf den unterschiedlichen Zeitebenen angesiedelt. Auch im Jahr 1933 geschehen interessante Dinge und obwohl die Handlung hier weitaus weniger umfangreich ausfällt, liefert sie spannende Momente, die mit früheren Geschehnissen in Verbindung stehen oder auch nicht.

Das Erzähltempo ist insgesamt gemächlich und baut dennoch einen Sog auf, weil der Leser sich fragt, was hinter dieser oder jener Andeutung stecken mag. Lange bleibt er im Dunkeln, wohin die Geschichte führen soll und in gewisser Weise bleibt er es über ihr Ende hinaus. Das Leben von Harriet aber auch der Gillespies ist voller kleiner und großer eigentümlicher Gegebenheiten, so dass man neugierig ist, was als nächstes geschieht oder ob es eine Auflösung für die Geschehnisse geben wird.

Dass Harriet eine gebildete Dame ist, spiegelt sich in ihren Worten wider. Die Sprachmelodie und Formulierungen sind sehr gefällig und machen es leicht, der Handlung zu folgen. Einerseits klingt Harriets Geschichte nachvollziehbar, aber zum Ende hin mehren sich die Zweifel, ob sie völlig aufrichtig ist. Geschickt bleibt der Leser bis zur letzten Seite im Unklaren, ob er ihr glauben kann oder nicht. Der letzte Satz scheint dann den richtigen Weg zu weisen und lässt den Leser diverse Situationen und Äußerungen noch einmal Revue passieren. Das ist wirklich brillant, denn man beginnt die Geschichte im Geiste noch einmal aufzurollen. Somit erklimmt der Roman quasi eine weitere Ebene und wirkt über den eigentlichen Lesevorgang hinaus.

Es bleiben nur zwei kleine Kritikpunkte.
Zum einen fällt die Erzählung teilweise recht weitschweifig ist. Es bleibt auch in der Rückschau vielfach unklar, inwieweit diese oder jene Begebenheit wirklich relevant gewesen ist. Zum anderen wären ein paar mehr Hinweise auf die Ambivalenz der Erzählung wünschenswert gewesen, die während des Lesens stärkere Zweifel gesät hätten. So hätte der Leser noch mehr rätseln und deuten können. Genauso begrüßenswert wäre die Fortsetzung bestimmter Erzählstränge gewesen. Stattdessen bleibt das Gefühl, dass manche Dinge nicht weiterverfolgt werden, obwohl es noch einiges dazu zu sagen gäbe. Auch wirken manche Details wie wichtige Hinweise, verlaufen dann aber im Sande. Man wartet darauf, dass sie relevant werden und bleibt dann im Regen stehen.

Gillespie and I bietet eine interessante, ereignisreiche und atmosphärische Geschichte mit vielschichtigen Charakteren. Der Roman verbreitet eine subtile Spannung, die süchtig macht und das Ende verstärkt die Eindrücke sogar noch. 

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