In »Die Bildhauer« erzählt Jane Urquhart von den Pionier-Einwanderern nach Kanada, wie sie dort die Wildnis bewohnbar machten und sich ein neues Leben aufbauten. Der Fokus liegt dabei auf einer Familie, deren erster Einwanderer ein begabter Holzschnitzer war, der diese Gabe auch an die Nachkommen weiterreicht, die schließlich nicht nur mit Holz sondern auch Stein arbeiten.
Große Hoffnungen werden auf Tilman, den Enkel, gesetzt, doch der ist ein unruhiger Geist, läuft davon und ist für die Familie über Jahre verschollen. Er erlebt schließlich den 1. Weltkrieg in Frankreich mit, überlebt und kehrt kriegsversehrt zurück zu seiner Schwester Klara, die ihren Geliebten in diesem Krieg verloren hat.
15 Jahre nach Ende des Krieges soll ein monumentales Denkmal beim französischen Vimy entstehen und sein Freund Giorgio arbeitet daran mit. Als Klara davon erfährt setzt sie durch, dass Tilman mit ihr nach Frankreich fährt, denn sie will im Gedenken an ihren Geliebten ebenfalls an diesem Denkmal mitarbeiten. Beide werden dort von ihrer Vergangenheit eingeholt und sie finden die innere Freiheit, in eine neue Zukunft aufzubrechen.
Zugleich erzählt Urquhart auch die Geschichte der Gedenkstätte Vimy, die an die 11.285 Kanadier, die auf dieser Anhöhe ums Leben kamen und deren Leichen nie gefunden wurden, erinnert und ihres Architekten Walter Seymour Allward.
Jane Urquhart erzählt das alles in einer Sprache, die den Lesern etwas von der Rauheit der Kanadischen Natur und der Härte des Lebens für die frühen Auswanderer vermittelt und ich fühlte mich da teilweise an Alistair MacLeod erinnert, der in ähnlicher Weise von Kanada und seinen Bewohnern erzählt.
Die Figuren aus diesem Roman haben etwas sehr Anrührendes, sei es der glaubensstarke Pfarrer, der zum Mitbegründer des Dorfes Shoneval wird, seien es die Familienmitglieder, oder später dann die Figuren auf der Baustelle des Denkmals.
»Die Bildhauer« waren ganz zu Recht für den Booker Prize nominiert. Ein toller Roman!