Cover des Buches Dornrose (ISBN: 9783827053053)
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Rezension zu Dornrose von Jane Yolen

Rezension zu "Dornrose" von Jane Yolen

von Clari vor 14 Jahren

Rezension

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Clarivor 14 Jahren
Gute Großmutter und verborgenes Grauen. In einer Art Allegorie auf das Leben ist dieser Roman angelegt. Märchen enthalten Wahrheiten, mit denen das Gute und das Böse versinnbildlicht werden; am Ende siegt das Leben. Im vorliegenden Roman geht es vordergründig um ein Märchen; dahinter aber verbirgt sich eine tief ernste Geschichte. Drei kleine Mädchen in Amerika lauschen immer und immer wieder der Geschichte, die ihnen die Großmutter am Abend erzählt :das Märchen von „ Dornrose“, was dem Inhalt nach an Dornröschen erinnert. Eines Tages ist die Großmutter tot, und die drei kleinen Mädchen sind groß, zwei haben schon Familien. Die Jüngste stand der Großmuter am nächsten. Deshalb hat diese ihr eine Truhe mit geheimnisvollen Dokumenten hinterlassen. Rebecca musste ihr versprechen „ das Schloss und den Prinzen zu suchen, den Prinzen, der sie wach geküsst hatte“. Denn wie sich zeigen wird, hat dieses Märchen eine besondere Bedeutung im Leben der Großmutter gehabt. Rebecca macht sich nach ihrem Tod auf die Suche, hinter das Geheimnis der Großmutter zu kommen. Alles, was man von ihr weiß, ist, dass sie 1944 als Flüchtling aus Europa nach Amerika gekommen war zu einer Zeit, als das schier unmöglich schien. Die Familie ist jüdischen Glaubens und unschwer lässt sich erraten, dass das Geheimnis der Großmutter mit Flucht, Vertreibung und Judenverfolgung, womöglich mit dem KZ zu tun haben könnte. Einfühlsam und liebevoll beginnt die Geschichte. Doch dann erfährt man, wie und auf welche Weise die Großmutter dem Holocaust entkommen ist, und dann ist das keine schöne und liebliche Geschichte mehr. Im Gegenteil :sie ist so grausam, dass man den als Jugendbuch deklarierten Titel nicht unbedingt heranwachsenden Jugendlichen zum Lesen geben möchte. Die ganze Schmach der Judenverfolgung zeigt sich in der Fratze des Bösen, und man weiß, dass alles, was hier erzählt wird, wirklich so passiert sein könnte. Der Kontrast zwischen amerikanischem Familienleben, liebevollem Umgang zwischen Eltern und Töchtern und der Hässlichkeit des Kriegs mit seinen schrecklichen Begleiterscheinungen und vor allem dem tausendfach begangenen Völkermord könnte nicht gravierender sein. Die Geschichte ist ergreifend, wunderbar konzipiert und glaubwürdig dem Inhalt nach. Jane Yolen hat ein ausgezeichnetes Erzähltalent, mit dem sie Spannung erzeugt, in dem sie angenehme Kindheitserinnerungen mit deren Kehrseite in Form von Verfolgung, Angst und Todesfurcht zum Tragen bringt. Man sollte den Roman mit der notwendigen Reife lesen, um mit historischem Hintergrundwissen die Erzählung begreifen und einordnen zu können.
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