Cover des Buches Winona - Zeiten der Veränderung (ISBN: 9783894379179)
SiColliers avatar
Rezension zu Winona - Zeiten der Veränderung von Janette Oke

Wenn die Trommeln aufhören zu schlagen

von SiCollier vor 6 Jahren

Rezension

SiColliers avatar
SiColliervor 6 Jahren
Sie mochte keine Veränderungen. Am liebsten wäre es ihr gewesen, die Dinge würden einfach so bleiben, wie sie immer gewesen waren. (Seite 23)

Meine Meinung

Ein Buch, in dem die Christianisierung von Indianern Thema ist, habe ich bisher noch nicht gelesen, auch ist mir das in bisher keinem Roman begegnet; auch deshalb bin ich auf dieses Werk aufmerksam geworden. So interessant die Geschichte an sich ist, konnte sie mich jedoch leider nicht vollständig überzeugen.

Das fängt damit an, daß das Buch in Relation zur behandelten Zeitspanne (etwa elf Jahre) und dem, was in dieser Zeit passiert, viel zu kurz ist. Dadurch erschien es mir manches Mal wie eine Aneinanderreihung von einzelnen Szenen, zwischen denen mehrere Wochen oder gar Monate lagen (z. B. S. 86: zwischen zwei Absätzen liegen mehr als drei Monate). Ich kam mir vor, wie bei einem Dauerlauf, so daß viele Details ob der Geschwindigkeit unter gingen.

Durch die Kürze bedingt, kann man natürlich auch keine ausführliche Figurencharakterisierung und -entwicklung erwarten. Damit hatte ich jedoch keine Schwierigkeiten, da ich vieles nicht Geschriebene durch Vorwissen aus anderen Büchern ergänzte. „Hängen“ blieb ich dann höchstens, wenn es Unterschiede gab. Zum Beispiel, wenn es auf S. 27 über Winona als Kind heißt, daß sie ihr Gesicht am liebsten „unter den Röcken der Mutter“ versteckt hätte. Nur das Indianerinnen zu der Zeit eben keine „Röcke“ wie die Weißen trugen, sondern - wie es an anderer Stelle im Buch auch heißt - Kleider aus Leder. Oder wenn später (in einem 1884 datierten Brief) auf Seite 89 von „Grippeviren“ die Rede ist. Die wurden allerdings erst 1933 sicher nachgewiesen.

Im Vorwort geht die Autorin auf die historischen Zeitumstände ein und schreibt, daß einige der im Buch vorkommenden Figuren sowie deren Reden und Handlungsweisen historisch verbürgt sind. Und es gab wohl auch Missionare wie Martin Forbes, denen Janette Oke mit diesem Buch ein Denkmal setzen möchte.

Nun ist, wie in der ganzen Buchreihe, die Hinwendung zum christlichen Glauben eines der Themen. Es gab gewißlich Missionare bei den Indianern, die sich wie hier Martin Forbes verhielten. Und es mag auch Schulen wie die hier in Fort Calgary beschriebene gegeben haben. Doch das Verständnis und die Geduld des Reverends sowie die gute Behandlung im Internat dürften die Ausnahme gewesen sein. Insofern entwirft die Autorin ein sehr ideales und idealistisches Bild jener Zeit und der Lebensumstände der Blackfoot, wie es bei gutem Willen aller Beteiligter hätte sein können, aber wie ein Blick in die Geschichtsbücher zeigt, es leider oft nicht gewesen ist.

Dennoch habe ich das Buch gerne gelesen, kommt die Erzählung, auch wenn die Härten des Lebens nicht verschwiegen werden, doch ohne Beschreibung von Grausamkeiten aus. Das Ende ist ab einem gewissen Punkt zwar absehbar, macht die Geschichte aber zu einer runden Sache, die mich das Buch - auch wenn es nicht zu den besten der Autorin gehört - zufrieden zuklappen ließ.


Mein Fazit

Eine etwas idealisierte Geschichte über die Bekehrung eines Blackfoot-Stammes, der ein etwas anderes Licht auf die Geschichte des (kanadischen) „Wilden Westens“ wirft.
Angehängte Bücher und Autor*innen einblenden (2)

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks