Rezension zu "Anjuli Aishani" von Janina Gerlach
Der Roman beginnt mit einer spannenden Vorgeschichte, die den Leser in eine ganz eigene, magische Welt führt. Dieser Prolog ist knapp aber doch interessant genug, um das Interesse des Lesers zu wecken. Er steht im Gegensatz zu der Welt, die er dann kennen lernt: Anjuli ist ein Mädchen wie jedes anderes, auch wenn ihre Welt als eher düster dargestellt wird. Der Roman spielt in den USA und der Autorin gelingt es, eben diese High School-Atmosphäre überzeugend herüberzubringen. Mir hat dieser Umbruch sehr gut gefallen, sorgte er doch für eine interessante Fantasiewelt und Identifikationspotential zugleich.
Anspielungen auf Robert Pattinson werden das ein oder andere Mädchenherz mit Sicherheit höher schlagen lassen und die Protaognistin Anjuli wird einfühlsam vorgestellt. Sie ist mal dickköpfig und mal doch sensibel, bietet damit auf jeden Fall einen Charakter, mit dem sich jugendliche Leser identifizieren können. Der Schreibstil ist dabei tiefgreifend und kleine Details sind sauber ausgearbeitet.
Die Nebencharaktere erstrecken sich von Anjulis Familie bis hin zu ihrem Ex-Freund und Nathans Familie. Die Autorin schreckt dabei nicht zurück, einzelne Charaktere zu töten, was durchaus für Spannung sorgt. Dass Anjuli ausgerechnet Nathans eigentlich gar nicht sympathischem Bruder Steven vertrauen muss, macht die Geschichte interessant und gleichzeitig habe ich langsam aber sicher begonnen, Steven mehr und mehr zu mögen.
Der Roman spielt mit der Gegenwart und der Vergangenheit, die sich abwechseln, je nachdem wo die jeweilige Szene spielt – in der Unterwelt oder in der Realität – ein interessantes Stilmittel. Die Unterwelt ist detailreich mit verschiedenen Fabelwesen, von denen ich insbesondere die Feen wirklich mochte. Während Steven immer mehr zu einer zärtlichen Vertrauensperson wird, zeichnet sich langsam ein Liebesdreieck ab, bis Anjuli herausfindet, dass Nathan mehr ist als sie bis jetzt dachte.
Weniger gut gefallen hat mir an vereinzelten Stellen die Wortwahl, an denen ich beispielsweise “keiner” lieber durch “niemand” ersetzt hätte. Einige Parallelen zu “Twilight” fand ich zwar sehr interessant, war jedoch selbst kein Fan der Reihe und bin daher eher zurückgeschreckt. Nathan konnte ich nicht ganz für mich gewinnen, war er mir doch teilweise zu drängend, dafür gehörte letztendlich seinem Bruder meiner Sympathie – insbesondere da Nathan meinem Gefühl nach zu schnell zu Anjulis Freund wurde, während bei Steven ein langsam Prozess deutlich wurde.
Der Roman hat viele Seite – von einer zärtlichen Liebesgeschichte über ein Girl next door bis zu zahlreichen Fabelwesen und bietet damit jedem etwas. Ich muss ehrlich zugeben, dass ich niemand bin, der gerne reine Fantasy liest, aber Anjulis Charakter konnte mich überzeugen, gefiel mir ihre düstere aber doch reelle Welt sehr. Ein spannender Roman, dessen Ende übrigens Platz für eine Fortsetzung lassen würde – ich bin gespannt ;)