Rezension zu "In diesen Sommern" von Janina Hecht
Subtil erzählt Janina Hecht vom Alkoholismus des Vaters, nach und nach erst wird der Leserin das schließlich zerbrechende Familienidyll vor Augen geführt. Die Gewalt des betrunkenen Vater drängt sich langsam in die späteren Kapitel.
Das Buch liest sich wie eine fragmentarische Aneinanderreihung von Erinnerungen der Ich-Erzählerin Teresa.
Es verweben sich gut und schlechte Erinnerungen an den Vater, er bringt ihr das Radfahren bei, nimmt sie mit auf die Baustelle, zeigt ihr, wie man Kabel abisoliert und Aufputzsteckdosen montiert, rettet einen ertrinkenden Jungen aus einem Pool.
In anderen Kapiteln beschreibt sie, wie er ihr aus Wut ins Gesicht schlägt, den kleinen Bruder Manuel im Pyjama nachts in der Kälte als Strafe auf die Terrasse sperrt und Teresa im Teenageralter auf den Boden schmeißt und mit Füßen auf sie eintritt, weil sie zu laut Musik gehört hat.
Janina Hecht stellt die Vaterfigur nicht als Monster dar, sondern vielschichtiger, als verzweifelten, rat- und manchmal hilflosen Mann, der seine Kinder eigentlich liebt und stolz auf sie ist.
In leisem Erzählton schildert sie wie der Vater häufig im Zentrum der Familie steht und seine Stimmungen, die Gefühle und das Verhalten der drei anderen Familienmitglieder dominieren, bis die Mutter schließlich die Reißleine zieht und ihn mit den Kindern verläßt.
Ein eindringlicher Text, der sich vorsichtig an das Thema Häusliche Gewalt und Alkoholismus herantastet! Klare Leseempfehlung!