Cover des Buches Die Schattenträumerin (ISBN: 9783522502702)
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Rezension zu Die Schattenträumerin von Janine Wilk

Liebesbeweis an Venedig

von MoWilliams vor 7 Jahren

Kurzmeinung: Schaurig, liebevoll und ein bisschen Tiefsinn. Einfach ein wundervolles Buch, das man am besten in Venedig liest!

Rezension

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MoWilliamsvor 7 Jahren

»Das Leben ist wie eine Fahrt in den Kanälen Venedigs. Du lässt dich vom Wasser vorantreiben, in dunkle Winkel und hellen Sonnenschein, du siehst Wunderschönes und Hässliches. Doch egal, wie lange deine Fahrt auch geht, irgendwann wirst du aufs Meer hinausgetrieben und eine neue Reise beginnt.«

Die junge Francesca di Medici wird seit ihrer Kindheit von dunklen Albträumen geplagt, die sich immer wiederholen. In der Dunkelheit wird sie von jemandem gejagt, der ihr in jeder Nacht näher zu kommen scheint.
Als sie ihre Weihnachtsferien bei ihrer Familie in Venedig, auf eindringlichen Wunsch ihrer Oma, dort verbringt, verschlimmern sich die Albträume und die schattenhafte Gestalt findet sie. Durch ihre Großmutter erfährt sie, dass seit vielen Generationen ein Fluch auf der Familie Medici liegt und ihr Großvater dafür gestorben ist, um den Fluch zu brechen. Während Francescas Tante Selbstmord beging, um dem Grauen zu entfliehen. Nun liegt es an dem dreizehnjährigen Mädchen, sich selbst und ganz Venedig vor den finsteren Schatten zu retten.

Kinderbücher besitzen manchmal eine Feinfühligkeit, die aus irgendeinem mir unbekannten Grund in „Erwachsenenbüchern“ fehlen. Erneut beweist Janine Wilk, dass sie nicht nur spannende Szenen sehr aufregend verpacken, sondern mir erneut eine Gänsehaut verpassen kann, weil der Horrorfaktor einfach zu groß war. Wie nicht anders zu erwarten, besitzt sie einen roten Faden, der sich deutlich von Anfang bis zum Ende zieht. Bereits die „Lillith Parker“-Reihe hat mich in diesem Punkt fasziniert, da ich es nach wie vor am spannendsten finde, die Rätsel mit der Hauptprotagonistin zu lösen.
Ich bin mir nicht mehr sicher, von wem dieses Zitat stammt, aber ich weiß, dass ein Kinderbuch vor allem dann gelingt, wenn es auch die Erwachsenen mit in seinen Bann zieht. Da ich von meinem Alter aus gesehen gesellschaftlich als Erwachsene gelte, kann ich nur sagen, dass ich „Schattenträumerin“ als wahnsinnig gelungen empfinde.
Janine Wilk beweist zudem eine großartige Recherche (und eine noch größere Portion Humor, da ich strikt überzeugt bin, dass sich die Autorin in dem Roman selbst hineingeschrieben hat, als sie die Bibliothek betreten möchte) und hat mich richtig sehnsuchtsvoll zurückgelassen, endlich wieder nach Venedig zu fahren. Ihre Art, diese Stadt einzufangen, hat einen sehr einzigartigen, liebevollen Touch, der es mir sehr angetan hat. Mein letzter Besuch in Venedig liegt zwar noch nicht lange zurück, dennoch erscheint es mir durch diesen Roman in einem noch viel schöneren und mysteriöseren Blick als zuvor.
Die Geschichten und Hintergründe der Charaktere haben mir sehr gut gefallen, allerdings nicht so gut wie in „Lillith Parker“, was natürlich daran liegen wird, dass „Lillith Parker“ aus fünf Bänden besteht. Die Zeichnung einer heißblütigen, italienischen Familie – alle sehr stur in ihrer eigenen Art – und ein Monster, dem trotzdem ein Touch Menschlichkeit verliehen wird. Denn wie Janine Wilk so schön beschreibt, fühlt alles Hoffnung und Angst, was lebt. Natürlich können nicht alle Charaktere auf gleiche Art in Erscheinung treten, da mir ihre Cousins (vor allem Luca) ein wenig abgegangen sind. Ich hätte durch ihr baldiges Auftreten stark damit gerechnet, dass die beiden ein Teil vom Abenteuer sein würden, wobei ich vor allem Lucas Rolle als sehr spannend empfunden hätte. Jedoch finde ich es auch sehr schön, wie sich Francescas Oma Fiorella mit ihr gemeinsam in dieses Abenteuer begibt und am Ende sehr viel Mut beweist. Wodurch ich es andererseits (mir kann man es auch nie recht machen) wieder schade finde, dass Gianna nie wirklich die Chance bekommen hat, sich zu beweisen. Trotzdem mag ich die hier stark ausgeprägten weiblichen Personen sehr und finde es nach wie vor gelungen, trotz meiner kleinen Einschübe und Wünsche.

Janine Wilk überzeugt mit einem ganz neuen Bild von Venedig, einer mutigen Protagonistin und einem beinahe tiefsinnigen Ende.
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