Unterhaltsamer Pageturner mit skurrilen Charakteren und melancholischer Note
von Vilja2013
Kurzmeinung: Unterhaltsamer Pageturner mit skurrilen Charakteren und melancholischer Note
Rezension
Janko Marklein ist hier ein wirklich lesenswertes Buch gelungen. Florian Berg, ein teilweise merkwürdig und autistisch anmutender, andererseits aber auch wieder sehr authentischer Charakter, wird hier in zwei verschiedenen Phasen seines jungen Lebens beschrieben. Ein Erzählstrang widmet sich seinem 13-jährigen pubertierenden Ich und ein anderer seinem 20-jährigen Ersti-Ich. Florian hat trotz (oder gerade wegen?) seiner Macken eine merkwürdige Anziehungskraft auf Frauen und ein Händchen für anhängliche Mädchen, die ihn mit vorschnellen Liebeserklärungen überfordern. Sexuell gibt er sich ihnen zwar „gerne“ hin, lässt sie aber nie wirklich an sich rankommen.
Das ganze Buch ist eine Mischung aus skurrilen Szenen, die mich ob ihrer Absurdität oft laut auflachen ließen, und melancholischen, ernsten Zügen, die besonders bei Florians Eltern und seiner Umgebung anklingen. Grundsätzlich wirken alle Protagonisten auf unterschiedliche Art und Weise verloren. Obwohl viele Charaktere und Szenen überzeichnet sind, steckt in ihnen doch immer ein wahrer Kern und so habe ich in ihnen einige vertraute Alltagssituationen aus Schulzeit und Studium wiedererkannt. Das macht für mich auch gerade das Besondere an diesem Buch aus: seine trotz aller Überzeichnungen starke Authentizität und die vielen versteckten Wahrheiten und Weisheiten, die sich in ihm verbergen.
An manchen Stellen war das Buch kurz davor, ins Surreale abzudriften, hat meiner Meinung nach die Kurve aber immer wieder gekriegt, sodass ich es als abwechslungsreiches Lesevergnügen empfunden habe, über das ich noch eine Weile nachdenken werde. Auch wenn ich manche Passagen als deprimierend empfunden habe, vor allem wenn es um Gewalt gegenüber Menschen und Tieren ging, hat das Buch keinen komplett negativen Nachklang in mir hinterlassen. Die Schreibweise ist, vor allem in der Beschreibung der Jugendjahre, sehr minutiös – es wird kein noch so unwichtiges Detail ausgelassen. Gerade das macht aber das Besondere aus, das für mich einiges an Wiedererkennungswert hatte.