Cover des Buches Nichts (ISBN: 9783423625173)
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Rezension zu Nichts von Janne Teller

Bedeutung oder nicht Bedeutung - das ist hier die Frage

von LaKaro vor 7 Jahren

Rezension

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LaKarovor 7 Jahren
Als der 14-jährige Pierre Anthon seine Klasse mit den Worten verlässt »Nichts bedeutet irgendetwas, deshalb lohnt es sich nicht, irgendetwas zu tun«, stehen seine Mitschüler unter Schock. Denn kann es wirklich sein, dass nichts eine Bedeutung hat? Nicht die erste Liebe? Nicht das Lernen in der Schule? Nicht das Elternhaus, die Geschwister, der Glaube an Gott oder das eigene Land? Gemeinsam wollen die Schüler dem aufsässigen Pierre Anthon das Gegenteil beweisen und sammeln auf einem Berg der Bedeutung alles, was ihnen lieb und teuer ist. Doch was harmlos beginnt, wird bald zu einem Experiment, in dem es kein Halt und keine Grenzen mehr gibt – als selbst Tiere geopfert werden, ein Finger und die Unschuld eines Mädchens.






Dies ist keine Rezension der Art, der hier auf Lovelybooks für gewöhnlicherweise nachgegangen wird. Soll heißen, wer Informationen zum Inhalt sucht, kann diese in anderen Beiträgen finden.
Dies hier soll eine Auseinandersetzung mit der Thematik sein, gerne auch für andere, die die Diskussion darüber suchen. Natürlich aber in erster Linie für mich selbst, da ich nicht davon ausgehe, dass mein Profil so stark besucht ist, als dass hier auch nur drei Leute ihren Senf dazu geben möchten.


Dieses Buch habe ich das erste Mal gelesen, als ich in etwa das Alter der Protagonisten (die in der siebten Klasse sind) hatte. Damals war ich restlos davon begeistert. Das Buch war spannend und grotesk, und steigerte sich immer weiter, immer weiter.
Ich hielt mich in dem Alter für total schlau und dachte, ich hätte das Buch begriffen. Jetzt, mit 20, frage ich mich, ob das wirklich so stimmen kann, denn beim erneuten Lesen schien es mir, als überkäme mich ein ganz neues Gefühl der Geschlagenheit.


Nichts - was im Leben wichtig ist liefert keine neuen Erkenntnisse, zumindest nicht mehr für Leser ab einem gewissen Alter - vermutlich war die Bedeutung (ha!) des Buches deshalb an meinem jüngeren Ich vorbei gegangen. Allerdings sind es "Erkenntnisse", Tatsachen, Wahrheiten, man nenne es, wie man will, an die man nicht erinnert werden will, die man nicht wissen will. Was hat Bedeutung? Wofür leben wir?


Diese, ich sage mal "Message", wird in dem Buch sehr gut aufgegriffen und widergespiegelt, in der sich in sich selbst steigernden Atmosphäre noch viel, viel mehr als durch den Inhalt per se. Dafür fünf Sterne. Einen muss ich allerdings wieder abziehen, denn: das Buch liefert keine Lösung.
Oder besser: Kein ABER.
Pierre Anthon hat Recht, ODER? Die Schüler suchen so verzweifelt nach etwas, das Bedeutung hat, um es aufzugeben. Aber wenn man es aufgegeben hat, hat es dann überhaupt noch Bedeutung, hat es dann noch einen Wert? Verliert es nicht genau in diesem Moment alle Bedeutung, in dem man sich davon löst, also freiwillig die Bedeutung opfert?
An den Kindern im Buch aber, wie auch an mir beim ersten Lesen, sieht man ganz deutlich, dass man die Frage nach der Bedeutung im Leben in jungen Jahren noch nicht verstehen KANN. Auch der ach so kluge Pierre Anthon, dem die Klasse das Gegenteil beweisen will, auch wenn sie alle denken, er habe Recht, hat die Weisheit nicht mit Löffeln gegessen und übersieht wichtige Punkte.
Er ist erst vierzehn. Wie alle anderen Kinder auch.


Dieses Buch kann durch das fehlende Aber, dadurch, dass Pierre Anthons Kommentare nicht WIRKLICH infrage gestellt werden, sondern als tiefere Wahrheiten, die die Protagonisten nur nicht vollständig verstehen können, dargstellt werden, unglaublich depressiv machen.
Deswegen halte ich eine Diskussion für so wichtig und denke, dass vor allem junge Leser es tatsächlich nicht lesen sollten, wenn ihnen eine solche Diskussion nicht zugänglich ist, oder sie geistig noch nicht dazu bereit sind.


Ich bin jetzt gerade, beim Schreiben dieser Worte, sehr in Eile und werde das Gefühl nicht los, die Hälfte von dem, was ich sagen wollte, noch nicht aufgeschrieben zu haben. Über Kommentare, vielleicht sogar eine kleine Diskussion, würde ich mich freuen. Vielleicht fällt mir die zweite Hälfte ja dann wieder ein.
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