Janos Szekely

 4,3 Sterne bei 99 Bewertungen
Autor*in von Verlockung und Der arme Swoboda.

Alle Bücher von Janos Szekely

Cover des Buches Verlockung (ISBN: 9783865550156)

Verlockung

(67)
Erschienen am 01.08.2009
Cover des Buches Der arme Swoboda (ISBN: 9783442737000)

Der arme Swoboda

(32)
Erschienen am 04.04.2008

Neue Rezensionen zu Janos Szekely

Cover des Buches Verlockung (ISBN: 9783442735105)
Beusts avatar

Rezension zu "Verlockung" von Janos Szekely

Beust
Liftboy im faschistischen Ungarn - auf und wieder ab

Béla hat alle Anlagen, ein erfolgreicher, guter Mensch zu werden, obschon seine Startbedingungen denkbar schlecht sind: Unehelich geboren, in einem Waisenstall ausgebeutet, spät eingeschult, wächst er in der tiefsten Provinz Ungarns heran. Die Segnungen des Schullehrers prägen ihn: Bildung und Klassenkampf. Angesichts der Ungerechtigkeiten, denen Béla im Kleinen durch sein persönliches Umfeld und im Großen durch die gesellschaftlichen Missstände ausgesetzt ist, lassen allerdings in jedem den Wunsch nach Umsturz wachsen.

Aus dem Morast der Provinz nach Budapest vertrieben, setzt der zweite Teil Bélas Armutsgeschichte im städtischen Milieu fort. Er wird in einem Luxushotel angestellt und dort Spielball der Launen von Gästen und Vorgesetzten. Die Hotelwelt als Mikrokosmos des faschistischen Ungarns unter Admiral Horthy inklusive der Metapher des HInauf- und Hinabfahrenden Liftboys sind hervorragend gelungen.

Der dritte Teil des Romans politisiert das Geschehen ganz erheblich und wartet mit Spitzeln, Staatspolizei und Unterdrückungsaktionen auf. 

Autor Janos Szekely, der den Roman Mitte der 1940er Jahre in New York geschrieben hat,  nutzt für seine literarische Anklage gegen die Ungerechtigkeit der Herrschenden und Reichen ein großes Figurentableau und detailreiche Geschichtenstränge. Diese enden freilich fast immer in der sozialen Sackgasse.

Der dritte Teil ist ein einziger Klassenkampf und wirkt auch in der Diktion wie ein staatstragendes Lehrstück aus den sozialistischen Staaten Europas. Überdies entpuppen sich hier die Reichen allesamt als Unmenschen, die Armen (fast) alle als gute Menschen. Das ist sehr plakativ und senkt das Anfangsniveau des Romans erheblich. Auch wiederholt sich der Roman erheblich: Die Mühsal, sich auch nur einen Pengö oder ein paar Filler zu erarbeiten, kommt hier wieder, liefert aber keine Neuigkeiten.

"Verlockung" - gemeint ist der glitzernde Schein des Kapitalismus als vermeintlich verlockendes Lebenskonzept - ist ein starker Roman und eine Entdeckung für mich; als Trilogie angelegt, hätten die nächsten teile in Amerika sicherlich ein entlarvendes Licht auf jenes Land geworfen, in dem Tellerwäscher angeblich Millionäre werden konnten. Szekely hat diese Bände aber nicht mehr geschrieben.

Cover des Buches Verlockung (ISBN: 9783865550156)

Rezension zu "Verlockung" von Janos Szekely

Ein LovelyBooks-Nutzer
Belas langer, steiniger Wet

Bela wächst als Pflegekind bei einer ehemaligen Prostituierten auf, die sich um uneheliche Kinder kümmert, solange deren Mütter arbeiten gehen und Kostgeld für die Kinder zahlen. Unter diesem Bedingungen fängt Belas Leben schon steinig an, bevor er in der Lage ist, auch nur eine eigenständige Entscheidung zu treffen. Bis zu seinem vierzehnten Lebensjahr muss er unter scheußlichen Bedingungen in dem Heim ausharren, wird geschlagen und muss immer wieder Hunger leiden, wenn seine Mutter nicht pünklich zahlt. Die Winter in Ungarn sind hart und ohne Schuhe noch härter. Erst in der Schule lernt Bela, dass das Leben auch anders sein kann und dass es so viel mehr auf der Welt gibt, als das kleine Dorf, in dem er aufgewachsen ist. Mit 14 zieht er mehr unter Zwang als freiwillig zu seiner Mutter nach Budapest und fängt dort als Page in einem Luxushotel an und sieht endlich die Chance, seiner Armut zu entkommen und ein neues Leben zu beginnen. Als er ein amerikanisches Mädchen kennenlernt, das mit dem Vater geschäftlich in Budapest ist, steht für Bela schnell fest, dass er alles daransetzen muss, nach Amerika zu gelangen -  in das Land der unbegrenzten Möglichkeiten.

Die Entwicklungsgeschichte des Bela R. beruht zum Teil auf dem Leben des Autors und liest sich wie eine romanhafte Kritik an der Gesellschaft und der Politik der 20er und 30er Jahre in Ungarn.

Gewisse Längen sind zu verschmerzen und schmälern das Lesevergnügen an diesem wiederentdeckten Klassiker nicht besonders.

Cover des Buches Verlockung (ISBN: 9783442735105)
Barbara62s avatar

Rezension zu "Verlockung" von Janos Szekely

Barbara62
Unvorstellbare Armut

Für Béla gibt es eigentlich nur zwei Alternativen: Revolution oder Kriminalität. Unehelicher Sohn eines Dienstmädchens, aufgewachsen ohne Liebe in unvorstellbarer Armut als Pflegekind in einem ungarischen Dorf zwischen den Weltkriegen, kommt er mit 14 zu seiner Mutter nach Budapest. Als Page in einem Luxushotel lernt er die andere Seite des Lebens kennen. Während er selber von Hundefutter und mit der wiederkehrenden Ankündigung der Mutter, sich umzubringen, lebt, verfolgt er unbeirrbar sein großes Ziel: auswandern nach Amerika.

Dieser beeindruckende, berührende, autobiografisch inspirierte Roman des Hollywood-Drehbuchautors und Exilungars János Székely, der vor einigen Jahren wiederentdeckt wurde, ist zugleich Entwicklungsgeschichte und Sozialanalyse.

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