Béla hat alle Anlagen, ein erfolgreicher, guter Mensch zu werden, obschon seine Startbedingungen denkbar schlecht sind: Unehelich geboren, in einem Waisenstall ausgebeutet, spät eingeschult, wächst er in der tiefsten Provinz Ungarns heran. Die Segnungen des Schullehrers prägen ihn: Bildung und Klassenkampf. Angesichts der Ungerechtigkeiten, denen Béla im Kleinen durch sein persönliches Umfeld und im Großen durch die gesellschaftlichen Missstände ausgesetzt ist, lassen allerdings in jedem den Wunsch nach Umsturz wachsen.
Aus dem Morast der Provinz nach Budapest vertrieben, setzt der zweite Teil Bélas Armutsgeschichte im städtischen Milieu fort. Er wird in einem Luxushotel angestellt und dort Spielball der Launen von Gästen und Vorgesetzten. Die Hotelwelt als Mikrokosmos des faschistischen Ungarns unter Admiral Horthy inklusive der Metapher des HInauf- und Hinabfahrenden Liftboys sind hervorragend gelungen.
Der dritte Teil des Romans politisiert das Geschehen ganz erheblich und wartet mit Spitzeln, Staatspolizei und Unterdrückungsaktionen auf.
Autor Janos Szekely, der den Roman Mitte der 1940er Jahre in New York geschrieben hat, nutzt für seine literarische Anklage gegen die Ungerechtigkeit der Herrschenden und Reichen ein großes Figurentableau und detailreiche Geschichtenstränge. Diese enden freilich fast immer in der sozialen Sackgasse.
Der dritte Teil ist ein einziger Klassenkampf und wirkt auch in der Diktion wie ein staatstragendes Lehrstück aus den sozialistischen Staaten Europas. Überdies entpuppen sich hier die Reichen allesamt als Unmenschen, die Armen (fast) alle als gute Menschen. Das ist sehr plakativ und senkt das Anfangsniveau des Romans erheblich. Auch wiederholt sich der Roman erheblich: Die Mühsal, sich auch nur einen Pengö oder ein paar Filler zu erarbeiten, kommt hier wieder, liefert aber keine Neuigkeiten.
"Verlockung" - gemeint ist der glitzernde Schein des Kapitalismus als vermeintlich verlockendes Lebenskonzept - ist ein starker Roman und eine Entdeckung für mich; als Trilogie angelegt, hätten die nächsten teile in Amerika sicherlich ein entlarvendes Licht auf jenes Land geworfen, in dem Tellerwäscher angeblich Millionäre werden konnten. Szekely hat diese Bände aber nicht mehr geschrieben.