Cover des Buches Uns gehört die Nacht (ISBN: 9783257300727)
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Rezension zu Uns gehört die Nacht von Jardine Libaire

Ein Buch, auf das man sich einlassen muss

von NaddlDaddl vor 6 Jahren

Kurzmeinung: Man muss sich darauf einlassen, aber Jardine Libaire erzählt auf eine ihr eigene Weise eine interessante Geschichte

Rezension

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NaddlDaddlvor 6 Jahren

Wirklich leicht gemacht hat "Uns gehört die Nacht" es mir ja nicht. Ich habe den Roman auf Vorablesen entdeckt und war nach der Leseprobe wirklich neugierig. Die Geschichte an sich hörte sich erst einmal eher klischeehaft an: das Mädchen, das aus nicht wirklich guten Verhältnissen stammt und noch dazu halb Puerto-Ricanerin und der Junge, der Erbe eines Riesenkonzerns ist. Die verbotene Liebe. Die Hindernisse, die dieser im Weg stehen. Ja, doch, so etwas hat doch fast jeder schon einmal gelesen oder als Film gesehen.
Doch man sollte dem Buch auf jeden Fall trotzdem eine Chance geben, denn so klischeehaft, wie es den Anschein hat, ist es gar nicht. Schon allein deswegen, weil die Beziehung zwischen Elise und Jamey nicht direkt als die große Liebe dargestellt wird. Das ist so gar nicht so. Stattdessen wird man anfangs mit Obsession und Verachtung konfrontiert und darf mit ansehen, wie sich die Sichtweisen der beiden entwickeln. Was ich sehr schön fand, war, wie diese Entwicklung vonstattengeht, wie wenig man merkt, dass sich Einstellungen ändern – bis sie sich geändert haben. Und sie sind trotzdem so authentisch geschildert, dass es immer Spaß macht zu lesen und man sich nicht zwischendurch fragt, wo das auf einmal her kommt.
Sehr cool gemacht finde ich aber nicht nur die Entwicklung der Beziehung zwischen Elise und Jamey, sondern auch, wo die Geschichte an sich uns hinführt. Ein bisschen etwas ist vorhersehbar, anderes hingegen sieht man nicht unbedingt kommen. Gut, das erste Kapitel, das ein Blick in die Zukunft der beiden Protagonisten ist, zeigt bereits, dass die Geschichte nicht besonders glücklich verläuft, auf etwas Tragisches hinausläuft, aber diese Wendung habe ich dann doch nicht kommen sehen. Und das Ende war auch interessant. Ungewöhnlich, ja, und vielleicht hätte ich mir doch einen anderen Ausgang gewünscht, aber ungewöhnlich, was ich wirklich mag.
Was ich jedoch von Anfang an so interessant an diesem Buch fand, war der Schreibstil. "Uns gehört die Nacht" ist das Debüt von Jardine Libaire und ich muss sagen, dass ich ihren Stil anfangs eigenartig fand. Sie schreibt oft so knapp und unverblümt, dann aber wieder mit vielen Umschreibungen und Metaphern. In vielerlei Hinsicht spiegelt der Stil Elises Charakter, wie ich finde. Jedenfalls hat es zwar eine Weile gedauert, mit dem Schreibstil der Autorin warm zu werden, aber am Ende mochte ich ihn wirklich sehr, fand ihn einfach nur schön.
Nicht geändert hat sich jedoch, dass man wirklich Zeit braucht, den Roman zu lesen. Wirklich, ich habe schon lange nicht mehr so lange für ein Buch gebraucht. Was nicht daran liegt, dass es nicht spannend gewesen wäre oder gut geschrieben, sondern einfach an dem doch sehr speziellen Schreibstil lag.
Komme ich nun zu den Charakteren. Auch die sind alles andere als einfach, man bekommt es mit mehr als ungewöhnlichen Figuren zu tun. Über Nebencharaktere will ich jetzt eigentlich nicht unbedingt schreiben, die waren doch eher unwichtiger. Also die Personen an sich, ihr Einfluss auf die Handlung und die Protagonisten war oftmals enorm.
So, aber nun zu Elise und Jamey. Bei Jamey hatte ich oftmals das Gefühl, ihn noch nicht ganz greifen zu können. An sich fand ich ihn okay, aber so oft war er passiv, hat Sachen einfach mit sich geschehen lassen, anstatt selbst etwas zu tun. Andererseits hatte er doch auch seine interessanten Seiten, nämlich wie unsinnig er nach und nach seine Kurse in Yale betrachtet und wie er auf Elise reagiert.
Die war jedoch die unumstrittene Hauptfigur. Anfangs war ich mir noch nicht sicher, was ich von ihr halten soll. Sie wirkte oft so roh und auch die Beschreibungen über sie machten es nicht besser. Doch nach und nach merkt man, welche Person eigentlich hinter dieser harten Schale steckt. Wie intelligent sie ist. Wie mutig. Wie groß ihr Herz ist. Und dadurch ist sie langsam auch mir ans Herz gewachsen.
Also nein, leicht war es nicht mit diesem Debüt, denn es ist keine dieser Liebesgeschichten, der man von Anfang an verfällt. Und doch hat es mir gefallen, dieses Buch, mit dem ich erst einmal warm werden musste, bis mir aufgefallen ist, wie besonders es doch ist.

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