Celestine, genannt Zelestine, Stine oder auch Stint, wächst bei ihrem schrägen Vater Reiner und ihrer Stiefmutter Ramona auf. Auch mit ihrer Tante Trixie versteht sie sich sehr gut. Ihre Mutter hat sie nie kennen gelernt, denn das französische Au-Pair-Mädchen hat Reiner damals verlassen und das Baby bei ihm gelassen.
In dem Buch geht es hauptsächlich um die Entwicklung der Protagonistin und die Hürden, die sie auf dem Weg zu ihrem für sie noch nicht greifbaren Ziel (Unabhängigkeit) überwinden muss. Ihr Vater hat etwas Geld geerbt und sich davon seinen Traum erfüllt: Er hat seinen eigenen Imbiss eröffnet und wünscht sich, dass Stine ebenfalls dort arbeitet. Stine gefällt das aber gar nicht und sie ist auf der Suche nach einem Weg, der sie aus ihrem Alltag in ein neues, spannendes Leben führt. Der Leser begleitet Stine vom Kleinkind zur jungen Frau, die Autorin springt immer wieder in die Zukunft und beschreibt die wichtigen Passagen aus Stines Leben.
Anfangs waren die Passagen mit viel Humor gewürzt, der weder aufdringlich noch übertrieben wirkte - er gehörte einfach dazu. Gerade über die Situationskomik musste ich oft schmunzeln. Im Laufe des Buches wirkt der Humor allerdings immer aufgesetzter und fügt sich nicht mehr so gut in die Handlung ein. Mir kam es teilweise so vor, als hätte die Autorin krampfhaft überlegt, welchen Witz sie in bestimmte Szenen einbauen könnte. Schade eigentlich.
Die Story selbst fängt ebenfalls spannend an, wir lernen Stine und ihre schräge Familie kennen und hoffen für Stine, dass sie ihren Weg finden wird. Nach und nach wurde es mir aber egal, da die Handlung vor sich hindümpelte. Stine möchte unabhängig werden, weiß aber nichts mit sich anzufangen und hat keine Ziele/Träume. Das nervte mit der Zeit. Das Ende war akzeptabel, wenn auch sehr vorhersehbar und gleichzeitig unglaubwürdig.
Die Charaktere sind unterschiedlich gut ausgearbeitet. Die Hauptpersonen sind sehr greifbar, aber doch klischeebehaftet und teilweise sogar überzeichnet. Die Nebencharaktere sind ziemlich blass, die tauchen kurz auf und sind dann auch wieder verschwunden. Nicht einmal die Namen konnte ich mir merken. Am Ende des Buches erzählt die Autorin kurz noch, was aus all den Charakteren geworden ist: Meiner Meinung nach überflüssig, da total einfallslos. Ich hätte mir lieber selbst meine Gedanken darüber gemacht, was aus Stine und ihrer Familie wird. Die Nebencharaktere habe ich schon während des Lesens wieder vergessen und deshalb interessierte mich schon gar nicht, was aus denen wird.
Trotz der vielen Kritik hatte ich beim Lesen meinen Spaß. Wie schon geschrieben, fügt sich der Humor anfangs ausgezeichnet in die Handlung ein und es gibt viel zu Lachen. Die Story macht ebenfalls neugierig, läuft nach einer Weile aber leider auf der Stelle. Richtig langweilig wird es aber zu keiner Zeit, da man doch immer hofft, dass bald mal wieder etwas Lustiges oder Außergewöhnliches passiert. Da kann man aber leider lange warten ... Aufgrund des angenehmen, lockeren Schreibstils ist das Buch aber schnell gelesen. Die Zartbesaiteten sollten aber berücksichtigen, dass die Autorin einen sehr bildhaften Schreibstil hat. Das ist zwar im Großen und Ganzen positiv, bei den ekelhaften Szenen hätte man aber gern darauf verzichten können.
Ich empfehle das Buch jedem, der kurzweilige Unterhaltung sucht, gerne lacht und schräge Charaktere mag. Wer keine anspruchsvolle Lektüre erwartet, könnte an dem Buch durchaus seinen Spaß haben.
Jasmin Ramadan
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Neue Rezensionen zu Jasmin Ramadan
Autor: Jasmin Ramadan
Titel: Hotel Jasmin
Gattung: Roman, Gesellschaftskritk, Erzählung
Erschienen: 2016
Gelesene Ausgabe: Tropen, 2016
ISBN: 978-3-608-50142-1
Gelesen auf: Deutsch
Gelesen im: November 2016
Zum Buch:
Christiane Terpenbeck versucht ihr Leben lang möglichst wenig aufzufallen, keine zu engen Bindungen zuzulassen, niemanden an sich heran zu lassen - um ja keinen zu großen Eindruck zu hinterlassen, wenn sie geht. Doch plötzlich ist sie über Nacht bekannt. Ihr Name in jeder Munde. Sie hat ein somalisches Flüchtlingsmädchen vor der ganzen Klasse gedemütigt. Kurz darauf verschwindet Christiane und es ist an ihrem Sohn Roland sie zu finden. Doch der hatte eigentlich den Kontakt mit ihr abgebrochen.
Als zentrales Thema des Romans steht das Leben von Frau Terpenbeck und die Frage nach ihrer Schuld, eingebettet in die heutige Flüchtlingsproblematik. Der Leser nährt sich ihr durch die Beschreibungen, die ihre Freunde und Bekannten geben. Außerdem werden die letzten Wochen der Christiane Terpenbeck beschrieben. Unglaublich kraftvoll und kreativ erzählt Jasmin Ramadan in ihrer starken Sprache von dem ganz normalen Leben einer Frau, deren Art ganz und gar außergewöhnlich ist, auch wenn sie sich bemüht, genau dies zu verschleiern.
Ich habe das Buch nur so verschlungen, Christiane, ihr Umfeld, waren mir nah, obwohl sie doch so fern und unbegreifbar sind.
Eine der Lieblingsstellen:
Zitat: "Er musste woandershin zum Sterben, er wollte schwitzend in die Fremde hinein sterben. Aber nun, Nikolausabend. Dienst schieben. Die Glieder abwechselnd steif oder schlaff. Stunde um Stunde. Organe und Gedanken beiseite, In die vertraute Form des Fristens zurück. Aufrecht im Bürostuhl."[1]
Stil und Sprache: Kraftvoll, direkt und stark.
Zitat: "Ich schreibe über romantische Liebe und kuschelige Erotik, immer mit Happy End. Normal. Das Positive war stets meine Stärke, auch privat, ich war da schon immer anders als Christiane."[2]
Schlüssigkeit der Handlung: Letzte Wochen, Tage von den zwei Hauptfiguren und ihrem Umfeld; Monologe von Bekannten als Erzählung der Lebensgeschichte.
Das hat mir gefallen: Charakterisierung der Personen, Leichtigkeit mit der aktuelle Themen gestriffen werden.
In One Sentence: Gigantisches Porträt einer willensstarken Frau.
Sterne: 5
Ronald hat sich von seiner ihn einengenden Mutter Christiane losgesagt.
Doch dann erscheint ein Bild von ihr in der Presse. Sie ist plötzlich eine Frau die unausgesprochene Dinge mit einem Kind aus Somalia angestellt hat. Was da genau abgelaufen ist, erfährt der Leser erst später.
Monate später sucht Ronald doch nach seiner Mutter. Sie scheint verschwunden. Im Polizeirevier möchte der unmotivierte Polizist keine Vermisstenanzeige aufnehmen.
Doch Ronald gibt nicht auf. Er geht zu einer Detektei, die von der esoterisch veranlagten Laila Voss geführt wird. Mit seinem letzten Geld beauftragt er sie mit der Suche nach seiner Mutter. Laila drückt Ronald ein Diktiergerät in die Hand, er soll die anhand einer Fragenliste über seine Mutter sprechen und dabei immer bei der Wahrheit bleiben.
Im zweiten Teil des Buches werden die Monologe auf dem Aufnahmegerät wiedergegeben. Denn nicht nur Roland kommt zu Wort, sondern auch viele andere Menschen aus Christianes Umfeld. So wird ein sehr vielseitiges, zum Teil sich total widersprechendes Bild von Christiane gezeichnet.
Erst im dritten Teil kommt auch Christiane zu Wort. Sie beschreibt die sechs Wochen vor dem mysteriösen Vorfall und nachher auch die brisanten Ereignisse selbst. Natürlich aus ihrer Sicht.
Was da so genau passiert ist, möchte ich nicht verraten.
Christiane sieht keine andere Möglichkeit als das Land zu verlassen, fliegt nach Kairo und landet dort im Hotel Jasmin.
In diesem vierten Teil des Buches wurde ich eine Welt wie von David Lynch geführt. Zeit, Raum, Realität spielt keine große Rolle mehr. Die Autorin nutzt die Gelegenheit Teile der Lebensgeschichte ihres Vaters zu erzählen und ermöglicht ihrer Protagonistin Christiane einen ungewöhnlichen Ausstieg aus der Geschichte.
Das Buch ist sehr ungewöhnlich, weil die einzelnen Teile sehr unterschiedlich geschrieben sind. Die Stärke liegt für mich in der Ausgestaltung der Nebenfiguren. Auch die Örtlichkeiten sind so lebendig beschrieben, dass ich im Kopf direkt die Verfilmung laufen hatte.
Etwas ausführlicher hier: http://leckerekekse.de/wordpress/hotel-jasmin/
Gespräche aus der Community
»Kapitalismus und Hautkrankheiten« der neue Roman der Bestseller-Autorin Jasmin Ramadan
Infos zum Buch:
Teresa Kugler, Schauspielerin und Gelegenheitsmodel, ist Anfang dreißig, bildschön und erfolglos. Sie möchte mit ihrem Leben endlich ins Reine kommen. Dabei ist ihre prominente Mutter keine Hilfe, auch der Stubenhocker-Vater macht alles nur noch schlimmer. Ihr misanthropischer Zwillingsbruder gibt ihr schließlich einen Hinweis auf ein Familiengeheimnis.
Neugierig geworden? Dann könnt ihr hier ins Buch reinlesen. Wir wünschen viel Spaß!
Teresa Kugler ist rastlos, promiskuitiv und liebt niemanden außer ihren Bruder Ture, der sich manchem Ungeziefer verbundener fühlt als jeglichen Menschen. Immer wenn Teresa sich unter Druck gesetzt fühlt oder sie diffuse Erinnerungen an die Kindheit überkommen, wird sie von einer imaginären Schleimschicht befallen. Zuflucht sucht sie bei Ture, der ihr rät, die Ursache ihrer Neurose zu ermitteln. Denn er ist sicher: Es gibt einen Zusammenhang zwischen dem Zerwürfnis ihrer Eltern, dem Wegzug der eng befreundeten Familie Tinn, mit denen sie in den Achtzigern eine wichtige Zeit in Nicaragua verbracht hatten, und Teresas verirrtem Dasein. Teresa beginnt, sich mit ihrer Vergangenheit auseinanderzusetzen. Dadurch wird nicht nur ihr Leben aufgewühlt …
Kurzinfo zur Autorin:
Jasmin Ramadan, geboren 1974, lebt in Hamburg. Ihre Mutter ist Deutsche, ihr Vater Ägypter. Sie studierte Germanistik und Philosophie. 2009 gelang ihr mit ihrem Debüt »Soul Kitchen« zum gleichnamigen Kino-Hit von Fatih Akin ein Überraschungserfolg. Für ihren neuen Roman »Das Schwein unter den Fischen« erhielt sie den Hamburger Förderpreis für Literatur. Mehr über die Autorin unter: www.jasminramadan.de
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