Jasna Fritzi Bauer

 4,2 Sterne bei 291 Bewertungen
Autor*in von Else und Else.

Lebenslauf

Jasna Fritzi Bauer, geboren 1989, begann 2008 ihr Studium an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch Berlin. Im Anschluss wurde sie an das Wiener Burgtheater engagiert, von 2012 bis 2015 gehörte sie dort dem festen Ensemble an. Die Film- und Theaterschauspielerin war in diversen TV- und Kinoproduktionen zu sehen. Bauer wurde für ihre Arbeiten im Film mehrfach ausgezeichnet, wie z. B. mit dem Bayerischen Filmpreis, dem New Faces Award und dem Max Ophüls Preis. Gemeinsam mit Katharina Zorn arbeitet sie als multidisziplinäre Künstlerin an verschiedenen Projekten.

Quelle: Verlag / vlb

Neue Bücher

Cover des Buches Else (ISBN: 9783462005301)

Else

(4)
Neu erschienen am 08.05.2025 als Gebundenes Buch bei Kiepenheuer & Witsch.
Cover des Buches Else (ISBN: 9783839821688)

Else

Erscheint am 25.06.2025 als Hörbuch bei Argon.

Alle Bücher von Jasna Fritzi Bauer

Cover des Buches Else (ISBN: 9783462005301)

Else

(4)
Erschienen am 08.05.2025
Cover des Buches Else (ISBN: 9783839821688)

Else

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Erscheint am 25.06.2025

Neue Rezensionen zu Jasna Fritzi Bauer

Cover des Buches Else (ISBN: 9783462005301)
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Rezension zu "Else" von Jasna Fritzi Bauer

dunis-lesefutter
Ein Denkmal

Gibt es auch in eurer Familie Frauen älteren Semesters, die in einer Ehe leben, bei der man sich fragt, warum dieses Paar es geschafft hat, so lange zusammen zu sein? In der die Frauen es Männern ermöglichen, ein bequemes, freies Leben zu führen, während sie selber sich mit wenig zufrieden geben? In meiner Familie gab ist das zu Hauf. Während die Männer der jungen Bundesrepublik durch die Weltgeschichte reisten, um „Geld zu verdienen,“ dabei aber jede Menge zweifelhaften Spaß hatten, blieben die Frauen mit den Kindern zurück, und befriedigten ihre Bedürfnisse vielleicht mit schönen Kleidern, Parfums und Schmuck, kümmerten sich um Haushalt und Erziehung der Kinder, langweilten sich bei Tratsch und Klatsch und Kuchen mit ihren Freundinnen.

Und hielten ansonsten oft als Vorzeigeehefrau her, wenn es um gesellschaftliche Anlässe ging. Die Männer kamen dann nicht selten spät nachts betrunken nach Hause, während die Frau schon die Kinder ins Bett gebracht hatte. So manches Klischee, an dem wir heute noch zu knabbern haben, ist in dieser Zeit entstanden.


Eigentlich ist der Roman ein Buch für alle Großmütter. Für mich ist es tatsächlich der Roman der Mütter meiner Generation, die Generation, die im Krieg geboren beziehungsweise aufgewachsen ist und im Nachkriegsdeutschland versucht hat sich Wohlstand und Ansehen zu erwirtschaften.


Else ist so eine Frau. Ihren Willy hat sie zu einer Zeit lieben gelernt, als er noch versuchte, wer zu werden. Immer muss sie parat stehen, wenn er den nächsten Karriereschritt im Auge hat und seinen Rücken stärken. Dabei versichert er ihr einerseits, wie wichtig sie für ihn ist, tritt ihr Selbstbewusstsein andererseits aber mit Füßen. Als er einen längeren Auslandsaufenthalt antritt, macht Else den Taxischein und wird somit zur ersten weiblichen Taxifahrerin Frankfurt. Wissen tut das in ihrem Dunstkreis niemand. Sie schafft es das bis an ihr Lebensende geheim zu halten.

Wir sind zu Beginn in den 60er Jahren unterwegs, einer Zeit des Überkonsums von Alkohol und anderen Genussmittel, einer Zeit der Zurschaustellung von Wohlstand und einer Zeit der biederen Verlogenheit. Es zählt, was man sieht und nicht, was wirklich hinter den Kulissen abgeht. Damit das nicht in Erscheinung tritt, dafür sind die Frauen zuständig. Sie sind Meisterinnen im vertuschen, gerne auch mal zu ihrem eigenen Nachteil.


Doch Else sucht sich ihre Nische und in ihrer Freundin Marta, die ebenfalls Schlimmes erlebt, hat sie eine etwas laute, aber loyale Unterstützung

Ein Zeitstrang aus den 2010er Jahren erzählt die Geschichte einer 80-jährigen Else, die mit ihrer Enkelin Emma eine Reise nach Südfrankreich unternimmt. Dass das Geld um diese Reise zu finanzieren aus ihren Taxi-Einkünften stammt, weiß niemand und Willy, der zu Hause bleibt, scheint das nicht wirklich zu interessieren (was ich ein bisschen merkwürdig fand)


Die ganze Handlung wirkt sehr gut beobachtet. Es wird genau die Generation meiner Eltern wiedergegeben, der man als Kind vielleicht nacheiferte, als Jugendliche aber doch merkte, wie viel Fassade es hier gibt und wie wenig Selbstbestimmung Frauen leben konnten. Auch wenn wir uns beim Lesen vielleicht fragen, warum Else sich nicht hat scheiden lassen, müssen wir uns doch eingestehen dass es vielleicht anmaßend scheint, über andere zu urteilen. Nicht wenige Frauen haben einfach den Weg gewählt, hinter dem Rücken ihres Mannes eigene Wege zu gehen. Genauso wie ihre Ehegatten nur eben anders. Und ich bin dankbar für die vielen Feministinnen die aus diesen Rollen ausgebrochen sind und unter schwierigen Bedingungen dafür gekämpft haben, dass wir das heute nicht mehr müssen.


Stilistisch hat das Buch einige ganz besonderen Finessen. Erst mal ist es von zwei Künstlerinnen geschrieben, die auch auf anderen Bühnen zu Hause sind. Das merkt man auch am Konzept des Buches. Viele Kapitel sind mit QR-Codes versehen, über die man dann auf der Seite des Verlags zu YouTube Clips kommt, die mit filmischen Szenen, Musik und Texten die Atmosphäre des Buches unterstreichen sollen. Dieses Feature wirkt für mich anspruchsvoller als die Lektüre. 


Literarisch ist das Buch mitreißend aber doch sehr fragmentarisch geschrieben. Es ist leicht zu lesen und wirkt an manchen Stellen sogar etwas oberflächlich. Immer wenn ich dachte, es geht nun in die Tiefe kam es mir vor, als wenn Else mit der Hand abwinken und einfach zur nächsten Handlung übergeht. Ein bisschen mehr „Show Don’t Tell“ hätte ich mir auch gewünscht. Ich hab das Buch aber deshalb nicht weniger gern gelesen. Es ist ein Snack, eine kleine Geschichte einer eigenwilligen Frau, der mit diesem Buch ein Denkmal 

gesetzt wurde. Etwas was vielleicht nicht lange in meinem Kopf bleibt, mich aber unterhalten und beschäftigt hat. Deshalb empfehle ich es gerne weiter.


Zum Schluss möchte ich doch noch mal äußern, wie erleichtert ich darüber bin, in einer anderen Zeit großgeworden zu sein. Ich glaube, dass das Leben von Else und anderen Frauen dieser Zeit mir auch dabei geholfen haben, mich aus einer ähnlichen Routine zu befreien – nach dem Motto: So nicht! Für mich ein Treiber, von dem ich gegenwärtig sehr profitiere

Cover des Buches Else (ISBN: 9783462005301)
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Rezension zu "Else" von Jasna Fritzi Bauer

shilo
Eine inspirierende Geschichte von Mut und Selbstbestimmung in den 1960er Jahren

"Else" ist ein faszinierender Roman, der das Leben einer ganz besonderen Frau in den 1960er Jahren erzählt. Die Geschichte ist eine gelungene Mischung aus Zeitgeschichte, persönlicher Entwicklung und gesellschaftlicher Emanzipation. Besonders beeindruckend ist die Protagonistin Else, die auf den ersten Blick ein typisches Familienleben führt, sich aber heimlich für ihre Unabhängigkeit und Selbstbestimmung entscheidet. Ihre Entscheidung, Taxifahrerin zu werden, ist mutig und rebellisch.

Die Erzählweise ist locker, unterhaltsam und dennoch tiefgründig, was das Buch zu einem wahren Lesevergnügen macht. Die Autorinnen Jasna Fritzi Bauer und Katharina Zorn schaffen es, die Protagonistin als vielschichtige Figur zu zeichnen, deren Entwicklung den Leser berührt. Eine sehr interessante Nuance ist die Darstellung ihres persönlichen Weges, der von Verrat, Selbstentdeckung und schließlich Befreiung geprägt ist.

Das Buch bietet nicht nur eine spannende Geschichte, sondern auch eine wertvolle Perspektive auf eine Zeit, in der Männer die Gesellschaft dominierten. Es zeigt, wie Mut und Eigeninitiative auch in scheinbar unüberwindbaren gesellschaftlichen Strukturen Veränderungen bewirken können.

"Else" ist ein lesenswertes Buch, das zum Nachdenken anregt und gleichzeitig gut unterhält. Es ist eine schöne Erinnerung daran, dass individuelle Stärke und der Wille zur Veränderung manchmal alles sind, was man braucht, um das Leben in die eigenen Hände zu nehmen. 4 Sterne und eine Leseempfehlung.

Cover des Buches Else (ISBN: 9783462005301)
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Rezension zu "Else" von Jasna Fritzi Bauer

SanneL
Else, nicht Elschen

Ende der 60er. Der Mann bestimmt, er hat das Sagen, regiert die Familie. Dann muss der Haustyrann dienstlich für sechs Monate nach Indien. Was für eine Chance für Else! Kurzentschlossen meldet sie sich bei einem Taxiunternehmen an, will Taxifahrerin werden. Ob das eine gute Idee ist?

Rückblickend erzählt Jasna Fritzi Bauer von Elses Leben. Jetzt, im Alter, unternimmt die lebensfrohe Else zusammen mit Enkelin Emma eine wundervolle, luxuriöse und unglaubliche Reisen. Erst jetzt lernt diese ihre Oma richtig kennen. 

Das Dazwischen wird anschaulich und in lockerem Stil erzählt. Höhen und Tiefen, heute schwer Vorstellbares erfährt man. Und wirklich, alles kann ich so nicht glauben. Die Hauptfigur ist vielschichtig, reift, ist sympathisch. 

Elses Vita zeigt ein Stück Zeitgeschichte, ist authentisch und interessant. 

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Community-Statistik

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