Rot ist die Fortsetzung von Grau, dem ersten Band der Farben-Trilogie von Jasper Fforde, der bereits 13 Jahre vorher erschien. Es ist eine Mischung aus Fantasy, Science Fiction, Dystopie, Gesellschaftsroman. Aber auch die Liebe kommt nicht zu kurz und Abenteuer sind zu bestehen.
Das Buch setzt genau dort an, wo der erste Band aufgehört hat: Eddie ist zurück von seiner Mission, bei der leider ein Gelber gestorben ist. Dafür müssen er und seine geliebte Jane sich jetzt verantworten. Und da ist ja auch die bevorstehende Hochzeit mit purpurnen Violet. Dabei hat doch Eddie zu entschlüsseln, was es überhaupt mit ihre Welt auf sich hat, in der die Menschen nur eine Farbschattierung in verschiedenen Ausprägungen sehen können, oder eben nicht und daher Graue, eigentlich Sklaven sind. Aber diese durch ein farbiges Klassensystem geprägte und extrem kontrollierte Gesellschaft hat Lücken. Ungeklärtes und Rätselhaftes, aber auch Potenzial zur Revolution. Und außerdem ist da draußen noch etwas. Mehr. Ein Schöpfer? Was Blechmänner, Engel, ein Jahrmarkt, Löffel und das Meer damit zu tun haben, muss jeder selbst rausfinden, auf einem Trip ins oder vielleicht auch aus dem Wunderland.
Rot ist eine geniale Fortsetzung, die den Faden und das Gefühl aus Grau sehr genau aufnimmt, obwohl dieses vor 13 bereits erschien. Wir gehen weiter mit Protagonist Eddie, seinen Lieben, seinen Feinden. Nachdem er im ersten Band schon Wahrheiten entdeckte, werden es hier noch mehr. Doch Wahrheit und Entwicklung bedeutet Gefahr, wie Eddie schon länger weiß. Und nicht jeder wird den Weg bis zum Ende gehen können.
Nachdem man im ersten Band diese völlig andere und doch ähnliche Welt sowie deren Charaktere darin entdecken musste, geht hier wirklich Entwicklung von statten. Der Leser erfährt mit Eddie so viel mehr, bangt mit ihm, hofft mit ihm. Das ist manchmal nicht ganz leicht. Denn dieses Buch ist deutlich politischer und ernster als der Vorgänger. Die Gesellschaftskritik lässt sich nicht überlesen. Und doch schafft es der Autor mit Witz und manchmal auch einer gewissen Gleichgültigkeit der Charaktere ob ihrer Situation, eine Leichtigkeit beizubehalten, eine Harmonie, die einen durch das Buch trägt, durch das Grauenvolle wie durch das Schöne.
Jasper Fforde ist für mich ein außergewöhnlicher Autor, weil er wirklich einen sehr eigenen Stil, einen besonderen Humor und eine unbändige Ideenkraft besitzt. In der Leserunde hat sich gezeigt, dass das nicht für jeden etwas ist. Aber wer es schafft, sich auf seine Geschichten einzulassen, kann mit ihm wirklich in andere Welten abtauchen und abgedrehte Abenteuer erleben.
Fazit: Für mich jetzt schon ein Jahreshighlight! Rot ist die geniale, etwas ernstere Fortsetzung von Grau, auf die sich der Leser einlassen muss und die auch wieder sehr eigen ist. Ob es das wert ist, muss jeder für sich entscheiden. Für mich ist es einfach herausragend.