„Mit sicherlich. Mit sicherlich? Wo kommen Sie denn her? Redet man da so? Aus Hausen komme ich. Mit sicherlich, das ist so eine Redewendung, die haben meine Mama und ich …“
Darum geht’s:
Stefan zieht nach seinem Abitur nach Berlin, um als Bankkaufmann durchzustarten. Doch seine Pläne scheitern bereits direkt nach der Ankunft. Der Vermieter erscheint gar nicht erst zur Schlüsselübergabe, und das Haus entpuppt sich als heruntergekommene Bruchbude. Der einzige Lichtblick ist die Hausgemeinschaft, die gegen alle Widerstände zusammenhält. Ein riskanter Raubüberfall soll genügend Geld zusammenbringen, um das Haus zu kaufen. Doch der Plan entwickelt sich schnell zu einer schrägen Schnitzeljagd quer durch Berlin.
So hat es mir gefallen:
Stefan, der eigentlich Bankkaufmann werden will, findet sich alsbald in einer Bruchbude wieder, die von einer bunt gemischten Hausgemeinschaft bewohnt wird. Da hätten wir den kultivierten Herrn Wischnewski, die überaus esoterisch-feministische Lydia, bis hin zum handwerklich begabten Paar Martina und Hans. Besonders die kleine Emmy sticht hier jedoch hervor, ein überaus ehrliches und aufgeklärtes Mädchen, das mit ihrem Charme und ihrem Witz dem Buch eine ganz besondere Note verleiht. Hier hätte ich mir allerdings gewünscht, dass die anderen Figuren ebenfalls etwas mehr Tiefgang erhalten hätten. Denn während Emmy die Handlung in vielen Teilen durch ihren Witz trägt und für die meisten Lacher sorgt, bleiben die anderen Figuren doch etwas blass. Hier hätte ich mir gewünscht, dass auch sie stärker in den Fokus rücken und mehr Facetten zeigen.
Der Schreibstil des Autors ist unverblümt und direkt, was dem Roman gleich eine erfrischende Ehrlichkeit verleiht. Sein Umgang mit der Sprache ist leicht, humorvoll und manchmal sarkastisch, was perfekt zu der lebhaften und absurden Geschichte passt. Die Situationskomik und der Wortwitz sorgen dafür, dass man immer wieder schmunzeln muss. Die skurrilen Figuren und die schrägen Szenen machen das Buch zu einem wahren Lesegenuss.
Insgesamt ist „Diebesgut“ ein höchst unterhaltsames Buch, das mit seiner einzigartigen Mischung aus Humor, Spannung und einem Schuss Gesellschaftskritik überzeugt. Die Schatzsuche quer durch Berlin entwickelt sich zu einer abenteuerlichen Schnitzeljagd mit einer illustren Truppe, die alles daran setzt, ihr Zuhause zu retten. Jasper Nicolaisen hat hier einen Roman abgeliefert, der einfach nur Spaß macht. Mit sicherlich spreche ich eine klare Leseempfehlung aus.
9/10