Die Besetzungsliste dieses Romans könnte auf den ersten Blick von Woody Allen auf Ecstasy stammen: u.a. ein japanischer Jungstar-Regisseur (Matsuhiro Takei), ein schwuler Möchtegern-Liebhaber (des Regisseurs), ein abgedrehter und linker Produzent (Spencer Sykes), eine schon etwas ramponierte nymphomanische Mäzenin, eine noch verrücktere (junge) Pola Mae, die auf der Suche nach ihrer Entjungfernung ist und der von Matsuhiro entdeckte Kampffilm Schauspieler Anatol Trilinka (ein krankhafter, unverbesserlicher Schlägertyp).
Klingt nach Unterhaltung? Eigentlich schon.
Javier Calvo schreibt diesen Roman in Manier eines Drehbuchs, was auch eigentlich kein Manko wäre. Die eingeschobenen Drehbuchauszüge kommen dann aber dadurch nicht wirklich zu der Wirkung, die sie haben könnten. Einiges an diesem Roman ist wirklich vergnüglich, witzig, skurril, zynisch. Manches wirkt mit dem Fortschreiten der Seiten ziemlich ermüdend, z.B. ständig errigierte Geschlechtsorgane (die Konzentration auf das phallische Objekt ist in diesem Buch mehr als überstrapaziert!) und die Frauen, die (einfach so) ihren Busen herzeigen. Irgendwann (so an die 100 Seiten vor Schluß) war dann Ende bei mir (was bei mir eher selten passiert) und ich habe bis zum Schluß nur mehr quergelesen.
Ich denke, Javier Calvo wollte einfach zu viel. Leider ist genau das, was an diesem Buch zu mühsam ist.
Warum dann 3 Sterne (und nicht 1 oder 2)?
Weil einiges hier wirklich gut ist.
Weil der Autor wirklich Talent hat und weil ich, obwohl ich die letzten 100 Seiten quergelesen habe, gerne noch etwas von Javier Calvo lesen würde.
Rezension zu "Der spiegelnde Gott" von Javier Calvo