Javier Sebastián

 3,9 Sterne bei 8 Bewertungen

Alle Bücher von Javier Sebastián

Cover des Buches Der Radfahrer von Tschernobyl (ISBN: 9783803127112)

Der Radfahrer von Tschernobyl

 (6)
Erschienen am 17.09.2013
Cover des Buches Thallium (ISBN: 9783803132727)

Thallium

 (4)
Erschienen am 18.08.2015

Neue Rezensionen zu Javier Sebastián

Cover des Buches Der Radfahrer von Tschernobyl (ISBN: 9783803127112)
Federfees avatar

Rezension zu "Der Radfahrer von Tschernobyl" von Javier Sebastián

Gute Idee, Geschichte hätte dichter sein können, viele Informationen und Anregungen
Federfeevor 2 Jahren

A.S.: Gibt es das eigentlich, ein Antescriptum? Doch wenn es ein P.S. - ein Postscriptum - gibt, warum nicht? Sonst erfinde ich es eben ;-) Denn: diesem Buch wollte ich zuerst nur 3 Sterne geben, weil  ich einiges zu kritisieren habe. Aber: durch diese Rezension habe ich mich so in das Buch 'hineingeschrieben', dass aus den ursprünglich vorgesehenen 3 Sternen doch 4 geworden sind. Schließlich habe ich einiges erfahren und gelernt.

Eine Katastrophe, die zwar bemerkt, der aber doch nicht die nötige Aufmerksamkeit gewidmet wurde, war der Reaktorunfall von Tschernobyl im Jahre 1986. Wenn dieser Un-Ort nicht durch den Krieg in der Ukraine wieder in den Fokus der Aufmerksamkeit gerückt worden wäre, würden wir uns auch heute nicht weiter dafür interessieren.

Der Schriftsteller Javier Sebastián hatte die Idee, diese Vorkommnisse, das Leben danach, vor allem das Schicksal des Kernphysikers Wassili Nesterenko in einem Roman zu verarbeiten, eine faszinierende Idee. Doch leider hapert es nach meiner Meinung ein wenig mit der Umsetzung: zu viele Erzählstränge, zu viele Zeitsprünge, so dass ich am Ende das Gefühl hatte, er habe sich verzettelt.

Ein alter Mann, Wasja, der fast vom Stuhl kippt, wird an einer Raststätte allein gelassen, so dass sich ein zufälliger Beobachter verpflichtet fühlt, sich um ihn zu kümmern. Warum Wasja zuerst fast nicht spricht und wer er ist, wird sich zeigen. An einer Stelle dachte ich: jetzt wird es spannend und dramatisch, aber leider verpuffte der angefangene Handlungsstrang im Nichts oder zumindest in der Belanglosigkeit. Dennoch muss ich zugeben, dass ich einiges gelernt habe, wenn auch nur bruchstückhaft:

Was genau im Kernkraftwerk damals passiert ist, scheint mir nicht hundertprozentig geklärt zu sein, denn es gibt verschiedene Theorien und viel Vertuschung und Geheimhaltung. Diesen Eindruck vermittelt zumindest der Roman, in den auch 'geleakte' Geheimpapiere und Berichte der WHO eingearbeitet sind, das übrigens auch so ein Bruch im Roman, der mir nicht gefallen hat.

Das Gebiet um das Kernkraftwerk und besonders die Stadt Pripyat, eine Geisterstadt, sind auf Tausende Jahre verseucht (die Halbwertzeit von Strontium und Cäsium ist unendlich lang) und dennoch gibt es Menschen, die dorthin zurückkehren - man denke nur an den Roman 'Baba Dunjas letzte Liebe'.

https://www.lovelybooks.de/autor/Alina-Bronsky/Baba-Dunjas-letzte-Liebe-1157545371-w/rezension/1999919034/

Nach der Katastrophe gab es sogar Plünderer, die aus der verstrahlten Zone alles wegholten, was nicht niet- und nagelfest war.

Und heute sind da diese sensationsgierigen Touristen, die geführte Fototouren in ein radioaktiv verstrahltes Gebiet machen, natürlich nur mit Genehmigung und unter Aufsicht. Dazu zwei Artikel vom MDR und dem Deutschlandfunk. Die arme Ukraine brauchte das Geld und die Touristen ließen sich gerne vor den rostigen Autoscootern im Vergnügungspark fotografieren. So ein Autoscooter kommt übrigens auch im Roman vor, ebenso wie das Riesenrad, von denen man Fotos im Internet finden kann. Hier zwei Berichte, die sich kritisch mit Tschernobyl als Touristenziel befassen:

https://www.mdr.de/nachrichten/welt/osteuropa/land-leute/urlaub-ukraine-tschernobyl-sperrzone-100.html#:~:text=W%C3%A4hrend%202014%20die%20etwa%2030,Gro%C3%9Fbritannien%2C%20Polen%20und%20den%20USA

https://www.deutschlandfunkkultur.de/tourismus-in-tschernobyl-es-ist-schon-etwas-creepy-100.html

Und obwohl Pripyat schrecklich verstrahlt ist und als Geisterstadt gilt, gibt es unglaublicherweise Menschen, die dort und auch in der Umgebung leben. Sie kommen im Roman ausführlich vor und nennen sich Samosjol. Dazu gehörte zeitweise auch Wassili Nesterenko, Chefkonstrukteur und Direktor des Weißrussischen Instituts für Kernenergie, der erkannte, wie gefährlich das alles ist, welchen Schaden die Radioaktivität anrichtet und sich dafür einsetzte, alles zu tun, um den verstrahlten Menschen zu helfen. Das ist 'dem System' natürlich nicht genehm und so führten seine Aktivitäten zu Schwierigkeiten für ihn.

Aber: wundert sich noch jemand, wenn ich schreibe, dass auch hier wieder verschwiegen und vertuscht wurde und zwar in einem unglaublichen Ausmaß. Man möchte schreien und kann doch nichts tun. Doch halt! Man kann und sollte sich wenigstens informieren, damit man möglichst gut Bescheid weiß, welche Gefahr Kernenergie darstellt und wie unbeherrschbar sie möglicherweise ist.

Natürlich hat dieses Buch auch romanhafte Züge. Es ist die Rede von Menschen, die lieben und feiern, hungern und sterben und das tut der Autor in ziemlich nüchterner und distanzierter Weise. Wahrscheinlich wäre es auch anders nicht zu ertragen, vom Leid der verstrahlten Menschen zu lesen und ihre Tapferkeit zu würdigen.

So soll dieses Buch vielleicht auch eine Hommage an Wassili Nasterenko sein und an alle die Menschen, die krank geworden und gestorben sind und die vielen Hunderttausende (oder Millionen?), die auch heute noch unter den Folgen leiden.

Wir sollten es wissen!!

Cover des Buches Thallium (ISBN: 9783803132727)
S

Rezension zu "Thallium" von Javier Sebastián

Thallium, rezensiert von Götz Piesbergen
Splashbooksvor 9 Jahren

Thallium ist ein hochgiftiges Element, das bei Menschen zum Tode führen kann. Trotzdem wird es unter anderem bei bestimmten Gläsern zur Herstellung verwendet. Der Autor Javiar Sebastián hat als Titel für sein neustes Werk ausgewählt.

Der Autor wurde 1962 in Saragossa geboren. Er hat mehrere Romane geschrieben, wobei er sein Deutschlanddebüt mit "Der Radfahrer von Tschernobyl" feierte. In seinen Werken vermischt er geschickt Fakt und Fiktion.

Fátima ist eine junge Spanierin, die als Reporterin arbeitet und nebenbei Mutter einer jungen Tochter ist. Doch als sie eines Tages ihr Kind von der Schule abholen will, wird sie in ihrem Wagen auf offener Straße angegriffen. Ein Rentner zertrümmert mit einer Bowlingkugel ihr die Windschutzscheibe.

Fátima flüchtet mit ihrer Tochter und beginnt nachzuforschen, wieso sie attackiert worden ist. Dabei entdeckt sie einen Zusammenhang zwischen der Tat und ihrem Vater General Gerardo Moreo, der vor einigen Wochen tot aufgefunden wurde. Schon bald stößt sie auf ein Intrigennetz, in dem hochrangige Militärs aus Spanien und Frankreich unter anderem in politisch motivierte Morde verwickelt waren. Und auch ihre Mutter, eine Trüffelsucherin, hat eine dunkle Vergangenheit, die mit diesen Ereignissen in Verbindung zu stehen scheint.

Es fiel dem Redakteur schwer, dieses Buch durchzulesen und sich dabei eine eigene und faire Meinung zu bilden. Das liegt weniger an der Geschichte, als vielmehr an der Schreibweise von "Thallium". Denn der Autor verzichtet bei den Dialogen auf sämtliche Anführungszeichen, wodurch man sich beim Lesen enorm konzentrieren muss, um genau mitzukriegen, wer jetzt gerade was sagt.

Rest lesen unter:
http://splashbooks.de/php/rezensionen/rezension/22412/thallium

Cover des Buches Thallium (ISBN: 9783803132727)
JulesBarroiss avatar

Rezension zu "Thallium" von Javier Sebastián

Der höchste Gipfel der Lügen
JulesBarroisvor 9 Jahren

Thallium – Javier Sebastian (Autor), Ursula Bachhausen und Anja Lutter (Übersetzerinnen) - 208 Seiten, Verlag: Wagenbach, K; Auflage: 1 (18. August 2015), 19,90 €, ISBN-13: 978-3803132727

Fátima Moreo ist eine junge Spanierin, die als Reporterin arbeitet und nebenbei Mutter einer jungen Tochter ist. Doch als sie eines Tages ihr Kind von der Schule abholen will, wird sie in ihrem Wagen auf offener Straße angegriffen. Ein Rentner zertrümmert ihr mit einer Bowlingkugel die Windschutzscheibe.

Fátima flüchtet mit ihrer Tochter und beginnt nachzuforschen, wieso sie attackiert worden ist. Dabei entdeckt sie einen Zusammenhang zwischen der Tat und ihrem Vater General Gerardo Moreo, der vor einigen Wochen tot aufgefunden wurde. Schon bald stößt sie auf ein Intrigennetz, in dem hochrangige Militärs aus Spanien und Frankreich unter anderem in politisch motivierte Morde verwickelt waren. Die alten Seilschaften aus der Zeit der Kolonialherrschaft über Afrika bestehen noch immer. Und auch ihre Mutter, eine Trüffelsucherin, hat eine dunkle Vergangenheit, die mit diesen Ereignissen in Verbindung zu stehen scheint. Holt die Vergangenheit ihres toten Vaters Fátima und ihre Familie ein?

Thallium ist eine Übung in Einfallsreichtum, bei der sich die Grenzen zwischen Realität und Fiktion verwischen. Es ist nicht nur eine Reise in die Vergangenheit seiner Eltern und zu sich selbst, zu den Bedürfnissen, die hinter dem emotionalen Aufruhr stecken, die ihr Leben erschüttert haben.

Es ist die Geschichte einer Frau, die das Geheimnis und die Verstrickungen ihrer Eltern entdeckt. Die Geschichte einer Frau, die entdeckt, wie wenig sie über ihren Vater weiß und über die Gruppe von Männern die versteckt lebten.

Das Buch spielt in der Gegenwart, aber im Hintergrund ist es eine Reise in die Vergangenheit Es sind zwei gleichzeitige Ausflüge: eine in der vorliegenden, in der eine Mutter ihrer Tochter die Geschichte des Romans erzählt. Eine weitere im Jahr 1969, in der eine Frau, die nach einer Abtei im Süden Frankreichs aufbricht, um Trüffel zu verkaufen, unwissentlich in der Praxis schmutzigen Krieg in Guinea hineingezogen wird.. Die Entdeckung der hässliche Wahrheit, das ist der Schlüssel zu diesem Roman.

Javier Sebastian zeigt seine Genialität als Schriftsteller in der Intensität und Dramatik mit der er schreibt. Höchst interessant und abwechslungsreich. Doch der Autor verzichtet bei den Dialogen auf sämtliche Anführungszeichen, wodurch man sich beim Lesen konzentrieren muss, um genau mitzukriegen, wer jetzt gerade was sagt. Außerdem neigt er dazu, Vergangenheit und Gegenwart ineinander fließen zu lassen. Er schreibt mit Feingefühl und Witz. Javier Sebastian beweist, dass er hochbrisante Themen spannend und intelligent in Fiktion zu verwandeln versteht.

Wenn Sie die Geduld aufbringen Thallium fertig zu lesen, dann lässt der Autor Sie an einer verwinkelten Geschichte teilhaben, in der er gekonnt Fakt und Fiktion miteinander vermengt. Viele Enthüllungen sind atemberaubend. Sie werden sich wie eine Fliege im Spinnennetz gefangen fühlen.

Hier geht es direkt zum Buch auf der Seite des Klaus Wagenbach Verlages

https://www.wagenbach.de/buecher/titel/1001-thallium.html

Fragen Sie in Ihrer örtlichen Buchhandlung nach diesem Buch. Wenn Sie in meiner Gegend „Landkreis Merzig-Wadern“ leben, dann wenden Sie sich an die Rote Zora: http://www.rotezora.de

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