Cover des Buches Tote Mädchen lügen nicht (ISBN: 9783570308431)
Rezension zu Tote Mädchen lügen nicht von Jay Asher

[Rezension] Tote Mädchen lügen nicht – Jay Asher

von Ein LovelyBooks-Nutzer vor 7 Jahren

Kurzmeinung: [3/5] Verwirrender Erzählstil, teilweise musste ich es mehrfach lesen. Anfangs nicht nachvollziehbar und überdramatisiert, dann besser.

Rezension

Ein LovelyBooks-Nutzervor 7 Jahren
Klappentext:
Als Clay Jensen aus der Schule nach Hause kommt, findet er ein Päckchen mit Kassetten vor. Er legt die erste in einen alten Kassettenrekorder, drückt auf »Play« – und hört die Stimme von Hannah Baker. Hannah, seine ehemalige Mitschülerin. Hannah, für die er heimlich schwärmte. Hannah, die sich vor zwei Wochen umgebracht hat. Mit ihrer Stimme im Ohr wandert Clay durch die Nacht, und was er hört, lässt ihm den Atem stocken. Dreizehn Gründe sind es, die zu ihrem Selbstmord geführt haben, dreizehn Personen, die daran ihren Anteil haben. Clay ist einer davon ...

Einordnung:
Das Buch ist kein Teil einer Reihe.

Rezension:
Eine Ewigkeit lag das Buch auf meinem SuB, obwohl mich die Geschichte von Anfang an interessiert hat. Jetzt habe ich es endlich erlöst. Leider bin ich in allen Belangen ziemlich enttäuscht worden. Unter anderem der Erzählstil hat es mir schwer gemacht, in die Geschichte einzutauchen. Erzählt wird das Buch nämlich auf zwei Ebenen gleichzeitig: Hannah hat Kassetten mit ihrer Geschichte, ihren Erlebnissen und ihren Gedanken besprochen, die nun abgespielt werden. Dadurch erfährt der Leser die Gründe für ihren Selbstmord. Angehört werden die Kassetten von Clay, der gleichzeitig berichtet, was er gerade tut, wie er durch die Straßen läuft und was er über Hannahs Erzählungen denkt. Prinzipiell hat mir die Idee gefallen, auch wenn Clays Ausführungen manchmal überhaupt nichts mit dem zu tun hatten, was Hannah soeben auf der Kassette gesagt hat. Allerdings wechselt das Buch dermaßen schnell zwischen Kassette und Realität hin und her, dass mir regelrecht schwindelig geworden ist. Manchmal wird alle zwei Sätze gewechselt. Und obwohl Hannahs Geschichte in kursiv und Clays Erzählungen in normaler Schrift gedruckt sind, hat mein Hirn bei so vielen schnellen Wechseln irgendwann einfach abgeschaltet. Immer wieder musste ich Seiten mehrfach lesen, um nachvollziehen zu können, wer welchen Satz erzählt hat. Es hat so viel Aufmerksamkeit erfordert, die Formatierungen zu beachten, dass ich bis zum Schluss nie wirklich in die Geschichte eintauchen konnte.

Inhaltlich hatte ich mit der Geschichte auch so meine Probleme. Weder mit Clay noch mit Hannah konnte ich mich wirklich identifizieren. Manchmal hatte ich tatsächlich den Eindruck, dass ich mit 21 Jahren schon viel zu alt bin, um überdramatische, theatralische Teenager noch verstehen zu können. Gerade in der ersten Hälfte des Buches erzählt Hannah in meinen Augen nämlich eigentlich nur Lappalien. Am Anfang der ersten Kassette sagt sie, dass jeder, der auf den Kassetten erwähnt wird, mit für ihren Selbstmord verantwortlich ist. Aber die ersten Ereignisse, die sie dann schildert, sind beim besten Willen nicht mehr als Nichtigkeiten. Diesen Personen die Kassetten zu schicken und ihnen damit die Schuld für ihren Selbstmord in die Schuhe zu schieben, ist meiner Meinung nach sehr viel schlimmer als die Dinge, die Hannah widerfahren sind. Dadurch konnte ich überhaupt nicht nachvollziehen, wie sie an den Punkt gelangt ist, an dem sie beschlossen hat, sich das Leben nehmen zu wollen.
Als sie diesen Punkt einmal erreicht hatte, wurde das Buch allerdings besser. Ab diesem Moment sind Hannahs Handlungen nur noch auf Selbstzerstörung ausgelegt. Das hat der Autor sehr eindrücklich beschrieben. Damit werden die Dinge, die Hannah widerfahren, in der zweiten Hälfte des Buches deutlich heftiger. Allerdings finde ich es auch hier wiederum unfair, den erwähnten Personen die Schuld in die Schuhe zu schieben, schließlich hat sie das alles absichtlich und sehenden Auges über sich ergehen lassen. Richtig packend fand ich allerdings nur das Ende. Die letzte auf den Kassetten erwähnte Person kann tatsächlich für ihren Selbstmord verantwortlich gemacht werden. Leider hat es damit sehr lange gedauert, bis die Geschichte an einem Punkt ankam, an dem ich sie nachvollziehen konnte.

Obwohl das meine beiden Hauptkritikpunkt an dem Buch sind, habe ich mich auch an vielen Kleinigkeiten gestört, die für mich einfach nicht stimmig waren. Beispielsweise wandert Clay durch die Nacht, während er die Kassetten hört. Er ist völlig gefangen in den Erzählungen und steigt einfach ohne hinzusehen in irgendwelche Busse ein, die dann aber zufälligerweise immer dahin fahren, wo er hin will. Außerdem zwingt Hannah alle auf den Kassetten erwähnten Personen, sie vollständig anzuhören und an den nächsten genannten Namen weiter zu schicken, damit ein zweiter Kassettensatz nicht an die Öffentlichkeit gelangt. Wieso die Person, die den zweiten Kassettensatz hat, diesen allerdings der Öffentlichkeit zugänglich machen sollte, ist mir schleierhaft. Außerdem finde ich die Rolle, die Clay bei Hannahs Selbstmord spielt und den Grund, warum er auf den Kassetten vorkommt, mehr als enttäuschend.
Insgesamt finde ich das Buch auch als Schullektüre nicht sonderlich geeignet, denn es werden zwar einige Warnsignale genannt, die auf suizidale Absichten hinweisen können (drastische Veränderungen im Aussehen, Verschenken von Eigentum etc.), aber außer dass jeder nett zu seinen Mitschülern und Mitmenschen sein sollte, enthält das Buch keine Botschaft. Es macht nicht einmal deutlich, dass Suizid kein legitimer Ausweg sein sollte. Nur Lehrer sollte sich das Buch vielleicht einmal ansehen, um sich an den in der Geschichte vorkommenden Lehrern auf keinen Fall ein Beispiel zu nehmen.

Fazit:
Das Buch war für mich eher eine Enttäuschung. Mit dem Erzählstil habe ich mich zum Schluss schwer getan. Den extrem schnellen Wechseln zwischen den Kassetten und der Realität konnte ich manchmal kaum folgen. Außerdem hat mich gerade die erste Hälfte inhaltlich nicht wirklich angesprochen. Ich konnte mich nicht in Hannah hineinversetzen, weil sie in meinen Augen alles einfach überdramatisiert. Erst gegen Ende wurde die Geschichte spannender und nachvollziehbarer. Hinzu kommen dann noch jede Menge Kleinigkeiten, die für mich einfach nicht stimmig waren. Insgesamt war das Buch okay, aber gelesen haben muss man es nicht. Daher bekommt „Tote Mädchen lügen nicht“ drei Schreibfedern von mir.
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