Cover des Buches Tote Mädchen lügen nicht - Filmausgabe (ISBN: 9783641220044)
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Rezension zu Tote Mädchen lügen nicht - Filmausgabe von Jay Asher

Eine unter die Haut gehende Geschichte, die man so schnell nicht vergessen wird...

von MiraBerlin vor 6 Jahren

Rezension

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MiraBerlinvor 6 Jahren

Clay Jensen könnte keiner Fliege etwas tun. Umso entsetzter ist er, als er ein Paket ohne Absender bekommt. In diesem Paket sind Kassetten. Kassetten mit der Stimme von einer Mitschülerin. Hannah, Hannah Baker. Nur ist diese tot. Sie hat sich umgebracht. Auf den Kassetten erklärt sie die Gründe für ihr Handeln. Als wäre das nicht schon schockierend genug, offenbart sie, dass jeder, der diese zu hören bekommt, mit für ihren Tod verantwortlich ist. Aber wie kann das sein? Clay war doch heimlich verliebt in sie. Nie hätte er sich zu träumen gewagt, dass er einen Teil der Verantwortung trägt. Die Ungewissheit nagt an ihm und so beginnt er, Hannahs letztem Willen, die Kassetten zu hören, zu folgen…

Ich habe mit dem Buch schon früher einmal begonnen, konnte mich dafür aber nicht so begeistern. Nachdem ich jetzt die Serie gesehen habe, habe ich mir das Buch wieder vorgenommen und es recht zügig beendet. Im Gegensatz zu dem Buch ist die Serie viel ausgeschmückter und behandelt auch die Reaktionen der Hörer und nicht nur die von Clay, der hier in der gegenwärtigen Geschichte der Protagonist ist.

Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen. Zwischendurch war es manchmal unangenehm auseinander zu halten, welche Worte jetzt Clay und welche Hannah zuzuordnen sind, aber das ist nur ein kleiner Makel.

Die Beweggründe Hannahs sind verständlich und zugleich auch nicht. Allerdings bin ich eh der Ansicht, dass man sich über diese Umstände kein Urteil erlauben darf. Dennoch sehe ich auch hier das Problem und die Gefahr des Werther-Effekts: Das Buch richtet sich an junge Erwachsene, die mit einigen Problemen zu kämpfen haben, was ja „normal“ ist, wenn man dabei ist, seine Identität zu entwickeln. Hannahs Leben ist nicht weiter auffällig, es ist eher ein Beweis dafür, wie grausam Kinder bzw. Menschen sein können. Und genau hier sehe ich das Problem: das Buch nimmt einen mit, lässt einen nicht los und sorgt auch dafür, dass es einem schlecht geht. Ich kann mir gut vorstellen, dass es Menschen zum Teil zu etwas verleiten könnte.

Die Thematik, Suizid unter Jugendlichen, ist ein extrem wichtiges. Ich denke, dass es sehr schwer ist, hier einen behutsamen Tonfall zu treffen. Bei solchen Gefahren besteht immer die Gefahr der Nachahmung. Allerdings strahlt Hannah so eine Ausweglosigkeit aus, dass ich mir vorstellen könnte, dass sich viele junge Leute damit identifizieren könnten. Als Schullektüre eignet sich das Buch allerdings optimal, gerade um für das Thema zu sensibilisieren. Und genau das gefällt mir so an diesem Buch: es weist auf die Missstände hin, wie einsam eine Person doch sein kann/sich fühlen kann, obwohl sie so einen glücklichen Eindruck vermittelt.

Gerade bei Clay sieht man ja, dass auch Menschen, die es gut mit einem meinen, sich manchmal vom Schein trügen lassen. Zwischendurch war es aber leider so, dass es zu viele Schuldzuweisungen waren. Ich weiß, dass das anders gemeint war, aber gerade für Leute, die dafür nicht sensibilisiert sind, kann Hannahs Wortwahl falsch rüberkommen.

Alles in allem kann ich das Buch nur jedem empfehlen. Allerdings ist es, obwohl es ein Jugendbuch ist, keine leichte Kost. Man wird sich mit Gedanken plagen und dringend mit jemandem reden wollen. Hannahs Verzweiflung spürt man förmlich. Man sieht auch, was einzelne Dinge bewirken können – Dinge, die eigentlich klar sein sollten, aber nicht sind, wenn man sich nicht damit beschäftigt. Alles in allem ein sehr gutes Buch, das mich sehr bewegt hat und das ich so schnell wohl nicht vergessen werde.

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