Rezension zu Total Cheops von Jean-Claude Izzo
Rezension zu "Total Cheops" von Jean-Claude Izzo
von rallus
Rezension
rallusvor 12 Jahren
Fabio Montale stammt aus einer Migrantenfamilie, lebt und arbeitet als Polizist in Marseille. Durch seine etwas kriminellere Vergangenheit ist er "nur" ein Vorstadtbulle. Doch er kennt diese Stadt voller Leben, Konflikte, Armut und Hass. Meistens Fremdenhass gegen Migranten, zugereiste Araber die hier ihre Chance suchen, wie so viele - meist vergeblich. Nachdem auch der zweite seiner langjährigen Jugendfreunde getötet wird, macht er sich auf die Suche nach sich selbst und dem Mörder. Fabio ist keine einfache Figur, er weiß nicht wo er steht, er hasst und liebt diese Stadt, mit seinen Vorgesetzten kommt er so zurecht, aber sie nicht mit ihm. Izzo hält der französischen Gesellschaft mit Hilfe von Fabio den Spiegel vor, es ist nicht nur ein Krimi. Izzo flechtet sehr viel Sozialrealismus in sein Buch mit ein. Fabio versucht die Menschen zu verstehen mit ihnen zu leben und die Drahtzieher hinten den Morden zu finden. Er liebt das Scheißleben, das Essen, seine Musik (Jazz), die Frauen und Marseille. Vor allem ist dies auch eine Hommage an Marseille das am Besten in diesem Buch wegkommt. Izzo versteht es in kurzen Sätzen Worten seinen Menschen Leben und Echtheit einzuflössen, jede Person ist fein akzuentiert und plastisch ausgeprägt. Man muss sich in seine Erzählweise die von Gedanken zu Gedanken, von heute zu gestern springt, eingewöhnen. Izzo ist ungemein deutlich in seiner Art, auch schmutzig, direkt, schonungslos. Fabio ist virbrierend, fiebrig voller Leben, andere Kommissare wirken gegen ihn abfallend flach. Fabio LEBT Marseille, das Essen den Sex und den Alkohol, fast scheitert er - doch Izzo ist ein unheilbarer Romantiker. 2001 mit dem deutschen Krimipreis ausgezeichnet. "Strahlend und verdreckt, edel und käuflich, sinnlich und verwelkt, brüderlich und hasserfüllt" (Le Monde) Mehr geht nicht.