Cover des Buches Schmetterling und Taucherglocke (ISBN: 9783552048690)
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Rezension zu Schmetterling und Taucherglocke von Jean-Dominique Bauby

Rezension zu "Schmetterling und Taucherglocke" von Jean-Dominique Bauby

von Nymphe vor 11 Jahren

Rezension

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Nymphevor 11 Jahren
Dieses Büchlein liest sich zwar locker leicht, aber der Inhalt ist trotzdem schwer zu verdauen. Der Autor Jean-Dominique Bauby hat das ganze Buch diktiert, indem er nur mit seinem linken Auge geblinzelt hat. Das scheint unglaublich, aber gerade deswegen haben seine Texte eine ungeheure Kraft. Der ehemalige Herausgeber der Elle in Frankreich ertzählt hier von dem Schlag der sein Leben veränderte und wie es danach weiter ging. Seit einem Anfall, leidet er unter dem "Locked-In-Syndrom". Das bedeutet, dass er in seinem Kopf klar ist, aber sein Körper gehorcht ihm nicht mehr. Er kann nur noch den Kopf leicht drehen und mit dem linken Auge blinzeln. Damit er dieses Buch diktieren konnte, führte seine Logopädin für ihn ein Alphabet ein, in dem die Buchstaben nach der Häufigkeit in der französischen Sprache geordnet sind. So kann jemand diese Liste vorlesen und er blinzelt bei dem Buchstaben, den er sagen möchte. Eine Konsequenz aus dieser langwierigen Prozedur ist natürlich, dass die Kapitel kurz sind (1-5 Seiten), aber das schmälert den Inhalt keineswegs. Jean-Dominique Bauby berichtet aus seinem Alltag im Krankenhaus und aus dem Leben davor. Dabei erzählt er kurzweilig und humorvoll, aber es spricht auch immer viel Schmerz und Ohnmacht aus seinen Worten. Er möchte seinem Sohn gerne über das Haar streichen und seiner Frau gerne über die Wange, doch er kann das nicht. Er ärgert sich über Krankenpfleger, die über Nacht seinen Fernseher laufen lassen und Geschmäcker und Gerüche kann er nur noch aus seiner Erinnerung holen. Doch trotzdem verliert er nie den Mut, berichtet von Fortschritten und freut sich auf das fertige Buch. Dieses Buch gibt Kraft. Es erzählt, dass man niemals aufgeben soll. Und man lernt die Welt auch aus seinem Blickwinkel zu sehen. Man wünscht sich, dass man nicht zu den Freunden gehört, die an seiner Tür umdrehen, weil sie seinen Anblick nicht ertragen. Man wünscht sich, dass alle Menschen dieses Buch gelesen haben.
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