Rezension zu "Zwei Brüder" von Jean-Jacques Annaud
Meine Meinung:
*Achtung! Enthält Spuren von Spoilern! Das Buch basiert auf dem Film der 2004 erschien.* Wir begleiten hier in diesem Buch die zwei Tigerbabys Kumal und Shanga, die gewaltsam von ihrer Mutter und ihrer natürlichen Umgebung getrennt wurden und nun in Gefangenschaft aufwachsen. Herzergreifend. Mahnend. Ein allgegenwärtiges Thema. Sollte man meiner Meinung nach unbedingt gelesen haben. :)
Cover: Das Cover gefällt mir sehr Gut und zeigt auch schon, um wen sich die Geschichte drehen wird. :) Der Hintergrund ist in leichten Cremetönen gehalten worden- natürlich stechen dadurch die beiden Tiger deutlicher hervor. :) Während der eine, eine sehr stolze, erhobene Haltung eingenommen hat, kommt der andere etwas schüchterner daher und lugt, etwas geduckter unter ihm hervor. Rechts von ihnen sieht man drei asiatische Elefanten, die mehrere Personen in riesigen "Körben" transportieren. Im Inneren des Buches, sind im Buchdeckel noch einige Schnappschüsse aus dem Film erkennbar. :) Gefällt mir insgesamt recht gut. ♡
Schreibstil: Der Schreibstil der Autorin hat mir ganz Gut gefallen. :) Das Buch hat wirklich kaum Abweichungen zum Film- wurde aber, typisch für solche Formate, sehr kurz gehalten. Für mich fehlten hier definitiv einige Beschreibung, mehr Details und Tiefe. In diesem Fall ist es tatsächlich ausbaufähig. Tatsächlich fande ich den Film etwas besser als das Buch. Man sollte sich innerlich wappnen, wenn man kein Fan von Vermenschlichung von Tieren ist- das Buch versucht jedoch ansatzweise sachlich zu bleiben.
Nichts desto trotz, ist das Ganze locker leichte Lektüre für Zwischendurch und schnell durchgelesen. :) Ich wurde gut unterhalten.
Idee: Die Idee des Buches hat mir sehr gefallen.
Das Buch zeigt perfekt die Schattenseiten von Wilderei, von der Jagd und auch der Lebensraumzerstörung und konnte mich von dem Aspekt komplett abholen!
Zunächst einmal lernen wir den Großwildjäger, Autor und Abenteurer Aidan McRory kennen. Er und seine Abenteuer, die er vor allem in Afrika erlebt, sind überall bekannt. Auf einer Versteigerung wird ihm allerdings schnell bewusst, dass Afrikas Schätze aus der Mode gekommen sind: Asien muss es sein. Er macht sich also auf die Reise in den Dschungel Indiens. Und purzelt wohl in sein größtes Abenteuer, als er nicht nur die Könige des Dschungels kennenlernt, sondern auch mitten in den modernen Umschwung und Intrigen hereinplatzt.
Eine spannende Story mit einer noch interessanteren Entwicklung und Wendung zum Ende hin.
Das Ende war ein hinreißendes Happy End, bei dem ich vielleicht eventuell ein wenig geweint habe. :D Ich bin mir jedoch wirklich nicht sicher, ob es im wahren Leben, genauso von statten gegangen wäre. Wahrscheinlich ist es eher Wunschdenken. Denn die Brüder werden durch einen Zufall und Geldgier wieder vereint.
Selbst der Dschungel soll modernisiert werden- Straßen sollen durch den Dschungel gehen, um den Tourismus zu fördern und Geld zu verdienen. Ein heikles, unvorstellbares Unterfangen, welches wie wir wissen, jedoch mittlerweile Realität ist.
Zu zahlreichen, teilweise heiligen Tempelanlagen haben die Leute heutzutage freien Zutritt.
Lebensraum wird immermehr zerstört, sei es durch Modernisierung oder Anholzung. Wilde Tiere sollen unbedingt gezähmt werden und als Haustiere dienen- gerade Russland wo Pumas, Tiger, verschiedene Affen und Bären immernoch als solche gehalten werden, sind Vorrenner.
Charaktere: Es ist immer sehr schwer, wenn Tiere vermenschlicht werden. Was jedoch auf keinen Fall heißt, dass sie keinen Charakter besitzen. So fällt z.B. schnell auf, dass sogar Kumal und Shanga eine charakterliche Veränderung durchleben, da sie in Gefangenschaft unterschiedliche Erfahrungen durchmachen, die sie prägen. Während Kumal anfangs sehr neugierig, verspielt und mutig ist- wird er zum Schluss sehr schüchtern und zurückhaltend. Shanga der anfangs den schüchternen Part übernimmt, hingegen ist zum Schluss sehr aufgeweckt, fast schon gefährlich und stolz.
Aber auch unser Großwildjäger McRory zeigt hier Herz und Verstand zum Schluss. Man merkt wie es ihm zunächst nur um den Profit geht- bis der kleine Kumal in sein Leben tapst. Schließlich hinterfragt er.. denkt über seine Taten nach.. Er erkennt seine Fehler aus der Vergangenheit. Ein toller Mann. :)
Jedoch spielt auch ein kleiner Junge namens Raoul eine Rolle- und zwar in dem Leben von Shanga. Er wird sein bester Freund.. Bis es zu einem Skandal kommt.. etwas kindlich naiv, aber ehrlich und optimistisch lernen wir seine Sichtweise der Dinge kennen.
Mein Fazit: Ich vergebe herzliche 3,5 Sternchen. Für mich war es sehr schön, in den Film meiner Kindheit einzutauchen und Kumal und Shanga zu begleiten. Besonders toll fande ich die Kritik an der Wilderei und auch der Lebensraumzerstörung. Allerdings hätte man das Buch ruhig etwas detaillierter und ausführlicher ausarbeiten können um mehr Tiefe und Emotionalität herüberzubringen. Das hat mir etwas gefehlt.