Cover des Buches Wo fahren wir hin, Papa? (ISBN: 9783423140492)
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Rezension zu Wo fahren wir hin, Papa? von Jean-Louis Fournier

Witz und Inhalt fehlten mir

von vanessabln vor 8 Jahren

Kurzmeinung: Ziemlich makabre Abrechnung eines Vaters zweier behinderter Kind mit seinem Schicksal. Weder hilfreich noch humorvoll!

Rezension

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vanessablnvor 8 Jahren
Natürlich liest man als Mutter mit "besonderem" Kind (egal welcher Art) immer gerne, wie andere Eltern in ähnlicher Situation ihr Leben meistern und damit umgehen. Etwas Humor kann da nicht schaden, ist noch immer meine Meinung. Bin mir aber nicht sicher, ob das, was der Autor so schreibt, überhaupt noch als Humor durchgehen kann (der Begriff "makaber" ist wohl noch untertrieben hierfür). Dazu ist "Wo fahren wir hin, Papa?" eindeutig zu einseitig und dazu noch recht inhaltsarm. Ratlos macht, dass das Buch in Frankreich ein Erfolg war, auch wenn es wohl Diskussionen auslöste. Inwieweit gewisse Dinge dort anders gesehen werden (dazu auch interessant: "Warum französiche Kinder keine Nervensägen sind: Erziehungsgeheimnisse aus Paris") und wie es in Frankreich mit der Inklusion aussieht, kann ich nicht sagen.

Der Einstieg hat mir an sich gefallen und das Buch hätte gut bleiben können, hätte es sich nur etwas ausgewogener entwickelt. Mir wurden die ewig gleichen Aussagen dann doch zu viel und zu extrem. Es hätte gereicht einmal zu schreiben, dass die Kinder nur Stroh im Kopf haben, oder Mord- und Selbstmordgedanken einmal darzustellen. Der Autor schreibt immer wieder von seinen eigentlichen Plänen, die durch die Geburt der beiden behinderten Kinder durchkreuzt wurde. Er hätte seine Kinder zu Akademikern machen wollen, mit großem Interesse an Dingen, die ihn selbst auch interessieren. Da fragt man sich manchmal, ob ihm denn "normale" Kinder diese ganzen Gefallen getan hätten.

Es gehen einem beim Lesen doch einige Fragen durch den Kopf, auf die es im Buch keine Antwort gibt. Beispielsweise wird überhaupt nicht erwähnt, welche Diagnose die Kinder überhaupt haben. Sie gehen nicht nur nicht in die Schule, sondern bekommen anscheinend auch keine Art von Förderung, was ich mir in der heutigen Zeit kaum vorstellen kann. Immer wieder wird betont, dass die Kinder nicht sprechen können. Dann gibt es von ihnen jedoch ganze Sätze zu lesen. Es wird gesagt, ihr Leben sei ein einziges Leid und sie wären nie glücklich. Dann gibt es wieder Momente, wo man ihnen als Leser doch direkt etwas Glück und Verstehen zutraut. Umso trauriger ist es, dass der Vater penetrant pauschal alles beleidigend niederknüppelt.

Wenn ich gewusst hätte, dass das Buch in einer Stunde zu lesen ist, hätte ich viel früher dazu gegriffen. Es besteht lediglich aus 1-2-seitigen Absätzen, die lose aneinandergereiht sind, anscheinend auch in keiner chronologischen Reihenfolge. Mal ist eines der Kinder bereits tot, dann wird wieder über beide geschrieben. Mal gibt es ein drittes (gesundes) Kind, sogar eine neue Frau für den Vater, dann ist davon wieder keine Rede mehr. Überhaupt: Sofern es noch eine gesunde Tochter gibt, hätten die depressiven Betrachtungen doch eine positive Richtung nehmen können, nimmt man nach den Schlussfolgerungen des Autors an.
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