Cover des Buches Wo fahren wir hin, Papa? (ISBN: 9783423140492)
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Rezension zu Wo fahren wir hin, Papa? von Jean-Louis Fournier

Ein sehr ehrliches Buch - vielleicht zu ehrlich für viele

von CocuriRuby vor 7 Jahren

Kurzmeinung: Ein relativ unsensibles, aber erfrischend ehrliches Buch. Für viele vermutlich zu ehrlich.

Rezension

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CocuriRubyvor 7 Jahren

Das Buch ist tatsächlich (wie angekündigt) entwaffnend ehrlich, besitzt dabei aber auch einen gewissen Humor, der allerdings in die sehr schwarze Richtung geht (ich finde ihn übrigens nicht zynisch, wie viele behaupten).

Denn das Buch zeigt die ehrlichen und ungefilterten Gedanken eines Vaters von zwei scherbehinderten Kinder.

Es geht also nicht wirklich um die beiden behinderten Kinder, sondern es geht um den Vater und seinen Empfindungen – trotzdem liegt der Fokus ausschließlich auf diesem Teil seines Lebens. Man erfährt nichts weiter aus seinem Leben und wenn dann nur als Halbsatz am Rande.

Das ist natürlich ein schwieriges Thema, mit dem aber auch viel Scheinwahren und Lügen einher gehen. Denn irgendwie erwartet man, dass eine Familie der sowas passiert, sich der Situation annimmt und sie irgendwie meistert ohne sich zu beklagen.

Aber diese Kraft haben eben nicht alle, vermutlich nur die allerwenigsten und genau das greift dieses Buch auf.

Denn dieser Vater kommt mit dieser Situation eben nicht gut zurecht und man spürt oft seine Wut, Verzweiflung oder Resignation. Es wird einfach gesagt und beschrieben wie es ist und das ist eben nicht immer schön und heldenhaft

Dabei drückt das Buch aber nicht auf die Tränendrüse oder gerät im vertieften Selbstmitleid (ein wenig vielleicht schon).

Trotz des eher nüchternen Schreibstils, kann man trotzdem große Emotionen herauslesen. Wie man (vielleicht auch zwischen den Zeilen) die Gefühle des Vaters herauslesen muss, hinter seinen Schilderungen/Fassaden gucken muss, fand ich sehr gut gemacht und dort findet man durchaus auch Schuldgefühle und Liebe für seine Söhne.

Das Buch zeigt aber auch die Reaktionen von Menschen außerhalb der Familie und damit auch unter welchen Druck man als Elternteil steht und wie der Druck der Gesellschaft auf ihnen lastet.

Letztendlich halte ich dieses Buch für ein Plädoyer, welches sehr gut gelungen ist. Obwohl es auch viele Wiederholungen in dem Buch gab, die ich etwas störend fand.

Außerdem kam es mir ab und an so vor, als wäre das gesagt doch recht Frankreich spezifisch, was mir dann als deutsche nicht unbedingt einleuchtete, worauf gerade angespielt wurde.

Fazit

Sensibel ist dieses Buch nicht und wenn man damit nicht umgehen kann, sollte man einen Bogen um das Buch machen, stattdessen bietet es einen Gegenpol und ist (vllt auch manchmal brutal) ehrlich. Das fand ich sehr erfrischend und auf eine andere Art und Weise berührend, als ich vermutet hatte.

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