Jean-Louis Fournier

 3,5 Sterne bei 93 Bewertungen
Autor*in von Wo fahren wir hin, Papa?, Umgebracht hat er keinen und weiteren Büchern.

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Neue Rezensionen zu Jean-Louis Fournier

Cover des Buches Wo fahren wir hin, Papa? (ISBN: 9783423140492)
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Rezension zu "Wo fahren wir hin, Papa?" von Jean-Louis Fournier

sehr ehrlich
Tilman_Schneidervor 13 Tagen

Jean-Louis Fournier hat drei Kinder. Ein Mädchen und zwei behinderte Jungs. Er liebt sie, aber manchmal reist ihm die Geduld und in diesem Buch berichtet er ehrlich über die Gefühle und das Empfinden eins Vaters, dessen Jungs anderst sind wie die anderen. Direkt, schockierend ehrlich und mit viel schwarzem Humor erzählt Jean-Louis Fournier und mach doch Mut!

Cover des Buches Wo fahren wir hin, Papa? (ISBN: 9783423140492)
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Rezension zu "Wo fahren wir hin, Papa?" von Jean-Louis Fournier

Die schmerzhafte Wahrheit
DarthEnivor 6 Jahren

Wie fühlt man sich, wenn man erfährt, dass das eigene Kind körperlich und geistig behindert ist?
Einige - nicht betroffene - Menschen sind der Meinung, dass es nicht schlimm ist. Dass man diese Kinder genauso lieben kann wie normale Kinder. Und dass diese Kinder einem genauso viel Liebe zurückgeben. Bis auf einige Schwierigkeiten macht es keinen Unterschied, ob das Kind normal oder behindert ist. Doch ist das wirklich so?
Jean-Louis Fournier ist Vater von zwei geistig und körperlich behinderten Kindern und erzählt in diesem Buch offen und ehrlich, wie es wirklich ist, wie man sich fühlt und welche Probleme auftauchen. Alle Eltern wollen das Beste für ihre eigenen Kinder - doch was ist, wenn man den Kinder nicht das Beste geben kann? Wenn die Zukunftsaussichten von Anfang an trostlos aussehen? Wenn es keine Aussicht auf (geistige) Entwicklung gibt? Fournier beschreibt diesen Zustand der Machtlosigkeit mit folgenden Worten sehr treffend: "Wir brauchten uns nicht den Kopf zu zerbrechen, was einmal aus euch werden würde, denn daran gab es schon bald keinen Zweifel: nichts."

Gern wäre er ein ganz normaler Vater, der seinen Kindern vorliest und mit ihnen Fußball spielt. Doch was soll man tun, wenn die Kinder fast nichts von dem behalten, was man ihnen erzählt? Oder noch schlimmer: Was ist, wenn man ihnen gar nichts erzählen kann, weil sie taub sind? Wie soll man ihnen Aufmerksamkeit schenken, wenn man sich unfähig fühlt, diese Kinder so zu behandeln, wie sie es verdient hätten? Fournier schreibt in dem Buch, dass man für diese beiden Kinder eine Engeldgeduld braucht, er aber kein Engel ist und mit der Situation nicht so umgehen kann, wie er es gerne möchte, da er überfordert und verzweifelt ist. Er bezeichnet seine eigenen Kinder als Weltuntergänge und vergleicht sie nach dem Aussehen her mit E.T. Das ist verdammt hart, zeigt aber, dass Fournier seine Verzweiflung mit Sarkasmus zu überspielen versucht. Im Laufe des Buches schreibt er auch: "Ich will mich gar nicht über dich lustig machen, sondern im Grunde nur über mich selbst und mir beweisen, dass ich über mein Unglück lachen kann."

Obwohl Fournier es abzustreiten versucht, merkt man doch, dass er sich auch selbst bemitleidet. Er schafft es einfach nicht, diese schwierige Situation zu meistern, und doch fällt auf, dass er seine Kinder liebt. Besonders schön finde ich folgenden Satz: "Nicht sein wie die andern, heißt nicht zwangsläufig schlechter sein als die andern, es heißt, anders sein als die anderen." Das zeigt immerhin, dass er seine Kinder langsam so akzeptiert hat, wie sie sind. Fournier beschreibt kleine Alltagssituationen, um den Lesern zu zeigen, dass man mit einem behinderten Kind nicht normal umgehen kann. Obwohl er seine Gedanken und Gefühle humorvoll verpackt, fällt doch auf, dass er überfordert ist und sich hilfslos fühlt. Das merkt man zum Beispiel in der Situation, in der sein Sohn Thomas ihn im Auto immer wieder fragt, wohin sie fahren. Erst antwortet Fournier noch wahrheitsgemäß, doch irgendwann gibt er es auf. Er malt sich aus, wie es wäre, das alles zu beenden, sich nicht mehr mit den Problemen auseinandersetzen zu müssen. Auf Thomas Frage, wohin sie fahren, fallen ihm nämlich folgende Möglichkeiten ein:

"Wir fahren auf die Autobahn, wir spielen Geisterfahrer.
Wir fahren nach Alaska. Wir streicheln die Bären. Und lassen uns fressen.
Wir fahren Pilze suchen. Wir sammeln Schleierlinge und machen daraus ein leckeres Omelett.
Wir fahren ins Schwimmbad, wir springen vom höchsten Turm in ein Becken ohne Wasser.
Wir fahren ans Meer. Zum Mont-Saint-Michel. Wir gehen im Treibsand spazieren. Und versinken.
Wir fahren in die Hölle."

Beim Lesen hat man allerdings das Gefühl, dass Fournier sich bereits in seiner persönlichen Hölle auf Erden befindet.
Ich finde es sehr positiv, dass er ehrlich und offen ist und nichts verharmlost oder beschönigt. Klar ist es hart, seine eigenen Kinder als Weltuntergang zu bezeichnen, aber zumindest in dem Moment hat er es so empfunden und steht auch dazu. Das Buch macht traurig und nachdenklich und  lässt leider einige Fragen offen. Es wird beispielsweise nicht weiter auf das dritte, nicht behinderte Kind von Fournier eingegangen. Allerdings wird angedeutet, dass die Tochter früh verstorben ist.
Meiner Meinung nach ist das Buch lesenswert, da der Autor es mit wenigen Worten schafft, seinen Zustand so zu beschreiben, dass man seine Gedanken und Gefühle auch dann nachvollziehen kann, wenn man selbst keine (behinderten) Kinder hat. Respekt für diese Ehrlichkeit!

Cover des Buches Wo fahren wir hin, Papa? (ISBN: 9783423140492)
Giselle74s avatar

Rezension zu "Wo fahren wir hin, Papa?" von Jean-Louis Fournier

Zwiespältig
Giselle74vor 7 Jahren

Ein Vater schreibt offen und frei, ohne gesellschaftliche Konventionen zu beachten, über seine beiden behinderten Söhne. Über Freud und Leid, schöne und traurige Momente, aber vorallem über sich selbst. Er hadert, er hätte sich das Leben mit seinen Kindern anders vorgestellt, er hätte ihnen gern die Welt gezeigt, mit ihnen gespielt und gelesen. Und er verbittert offensichtlich darüber, sein Humor ist ebenso schwarz wie seine Weltsicht.

Bei mir blieb ein schales Gefühl zurück, eine unbestimmte Wut von dem Moment an, wo Fournier erwähnt, daß es eine gesunde Tochter gibt, eine mit der er das hätte erleben können, was seine Söhne ihm nicht ermöglichen konnten: Vatertagsbilder, Schulaufführungen, "Tim und Struppi" lesen... Vielleicht ist es ja eine Fehleinschätzung, aber der Eindruck war schnell da: Fournier wollte gesunde Söhne, die Tochter ist da kein Ersatz.

Das Buch ist in einzelne Abschnitte unterteilt, einzelne Schnipsel aus dem Leben von Vater und Söhnen. Das Fazit ist immer gleich, die Kinder haben nur "Stroh im Kopf", der Vater unerfüllte Wünsche, die Kinder haben so ein Leben nicht verdient, er aber auch nicht. Trotz allem aber spürt man doch, er hat sie sehr lieb und übernimmt die Verantwortung, ihr kurzes Leben bestmöglich zu gestalten.

Das Buch ist zwar schnell gelesen, aber es läßt einen nicht ganz so schnell wieder los. Es gibt genügend Stoff zum Nachdenken, Diskutieren und Überdenken und vielleicht ermuntert es ja auch andere Eltern behinderter Kinder, offen über ihre Situation zu sprechen und sonst unterdrückte Gefühle zuzulassen, in dem Wissen, es geht anderen nicht anders als ihnen....

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