Jean-Paul Sartre

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Autor von Geschlossene Gesellschaft, Der Ekel, Sonderausgabe und weiteren Büchern.
Autorenbild von Jean-Paul Sartre (©kein Urheberrecht mehr)

Lebenslauf

Jean-Paul Charles Aymard Sartre wurde 1905 in Paris geboren und war Autor, Dramatiker, Philosoph und Hauptvertrer des Existenzialismus. Nach seiner Schulzeit widmete er sich dem Lehramtsstudium und verfasste bereits in dieser Zeit einzelne Romankapitel und Novellen. 1938 erschien mit "Der Ekel" in Frankreich sein erster Roman, der ihm internationale Beachtung einbrachte. Von da an war Sartre sehr erfolgreich als Denker und Publizist. Außerdem war er lange Zeit mit der Philosophin Simone de Beauvoir liiert.

Alle Bücher von Jean-Paul Sartre

Cover des Buches Geschlossene Gesellschaft (ISBN: 9783499157691)

Geschlossene Gesellschaft

 (293)
Erschienen am 04.05.1987
Cover des Buches Der Ekel, Sonderausgabe (ISBN: 9783499235924)

Der Ekel, Sonderausgabe

 (276)
Erschienen am 01.01.2004
Cover des Buches Das Spiel ist aus (ISBN: B004ABFD2K)

Das Spiel ist aus

 (248)
Erschienen am 01.01.1993
Cover des Buches Das Sein und das Nichts (ISBN: 9783499133169)

Das Sein und das Nichts

 (35)
Erschienen am 01.07.1993
Cover des Buches Huis clos (ISBN: 9783125984301)

Huis clos

 (31)
Erschienen am 01.06.1994
Cover des Buches Tote ohne Begräbnis (ISBN: 9783499124877)

Tote ohne Begräbnis

 (23)
Erschienen am 01.05.1986
Cover des Buches Die schmutzigen Hände (ISBN: 9783499124853)

Die schmutzigen Hände

 (25)
Erschienen am 01.02.1989
Cover des Buches Die ehrbare Dirne (ISBN: 9783150093252)

Die ehrbare Dirne

 (25)
Erschienen am 01.01.1986

Neue Rezensionen zu Jean-Paul Sartre

Cover des Buches Huis clos (ISBN: 9783125984042)
eva_caro_seidels avatar

Rezension zu "Huis clos" von Jean P Sartre

"Die Hölle, das sind die anderen"
eva_caro_seidelvor 5 Monaten

Langsam tastet sich das Drama an den Schauplatz und seine Bedeutung heran. Endlich begreift Garcin, dass er in der Hölle ist. Aber weshalb wird er zusammen mit Inès und Estelle, zwei völlig Fremden, in einem Raum mit drei Sofas eingesperrt?

Nach und nach entpuppt sich der wahre Charakter dieser Hölle: Jeder bereitet dem anderen seine persönliche Hölle, denn"die Hölle, das sind die anderen".

Subtil und sprachlich ausgeklügelt führt das kurze Drama zum Ende hin, zur absoluten Ausweglosigkeit! Sartres Existenzialismus in Perfektion!

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Cover des Buches Das Spiel ist aus (ISBN: B004ABFD2K)
mariameerhabas avatar

Rezension zu "Das Spiel ist aus" von Jean-Paul Sartre

Grauenhaftschlechte Erzählweise
mariameerhabavor 8 Monaten

Die Idee ist eigentlich schön. Zwei Personen, die vorzeitig sterben, kehren zurück ins Leben mit der einfachen Aufgabe, sich gegenseitig zu lieben. Bei ihrem Versuch holt sie die Vergangenheit wieder ein und sie versuchen, etwas zu stoppen, was ihnen das Schicksal verwehrt hat. Das sorgt für Spannung und man beobachtet die beiden Liebenden, wie sie sich an sich klammern und gleichzeitig ihre weltlichen Pflichten nicht vernachlässigen wollen.

Doch der Stil des Autors sorgt dafür, dass die Figuren nicht wirklich lebendig werden. Er hat so eine nüchterne Art, die der Schönheit der Sprache nicht gerecht wird, mit der er eher berichtet als zu erzählen. Als wollte er nichts mit seinen Figuren zu tun haben. Das sorgt dafür, dass man nicht wirklich mitfühlen kann und auch nicht richtig nachvollziehen kann, wieso die beiden Figuren ihr neues Leben in Gefahr bringen.

Der Spannungsbogen funktioniert nur am Anfang, im späteren Verlauf ist er nur noch flach und irgendwann existiert er gar nicht mehr. Man merkt schnell, worauf die Handlung steuert und der Autor tut nichts, um dieser Erwartung entgegen zu wirken. Irgendwann wurden mir die Figuren egal, die ganze Handlung verlor sich in der einfältigen Art des Autors und am Ende war ich nicht nur überrascht, sondern richtig gelangweilt.

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Cover des Buches Der Ekel, Sonderausgabe (ISBN: 9783499235924)
V

Rezension zu "Der Ekel, Sonderausgabe" von Jean-Paul Sartre

Der gottwerdende Mensch
Vera-Seidlvor 9 Monaten

Da sitzt sie, die Melencolia, reglos, den Kopf auf ihre Hand gestützt, kann sich trotz ihrer Flügel nicht erheben, das Handwerkszeug um sich herum nicht ergreifen. 

Hört sie das Läuten der Glocke über sich? Sieht sie die Jakobsleiter, die zum Licht mit seinem Regenbogen führt?

 

Mehrmals hatte ich Jean-Paul Sartres "Der Ekel" angefangen zu lesen. Aber die Sichtweise seiner Hauptfigur, Antoine Roquentin, auf die Welt stieß mich zu sehr ab, verursachte einen Ekel in mir.

 

Im Gegensatz zum Ich-Erzähler ergab ich mich nicht der Selbstreflexion in Form eines Tagebuchs, sondern forschte zunächst in der Entstehungsgeschichte des Romans, insbesondere in Sartres Biografie.

 

In seiner Kindheit war Sartre einem Wechselbad von Bezugspersonen ausgesetzt. 

Sein rechtes Auge erblindete nach und nach. Die visuelle Wahrnehmung erfolgte also fortan stärker über die rechte Gehirnhälfte, über die Gefühle. "Le petit homne", das Männlein, wurde er von seinen Freunden genannt, weil er nur 1,53 m groß war.

Seine erste Liebe lernte er auf einer Beerdigung kennen. Die Treffen mit ihr frustrierten ihn. 

Ein Heiratsantrag, der einer anderen Frau galt, wurde abgelehnt.

Nach Reisen am Anfang der dreißiger Jahre unterrichtete Sartre in Le Havre, wo die Wirtschaftskrise für eine gedrückte Stimmung sorgte.

Seine Doktorarbeit über die Vorstellungskraft konnte er nicht beenden. Das Meskalin, das er sich spritzen ließ, linderte seine Depressionen nicht, sondern verstärkte sie begleitet von Wahn- und Panikphasen.

Als das Manuskript seines Romans "Melancholia" 1936 abgelehnt wurde, war Sartre zwar enttäuscht, ließ sich aber nicht entmutigen. In der Fortsetzung seiner belletristischen Arbeit wurde er von seiner Lebenspartnerin Simone de Beauvoir bestärkt.

1938 erschien das Buch schließlich unter dem Titel "La Nausèe" und wurde zum Erfolg.

 

Mit diesem Hintergrundwissen fiel mir der Zugang zum Buch viel leichter. 

 

Der Historiker Antoine Roquentin lässt sich nach einer mehrjährigen Forschungsreise in der fiktiven Stadt Bouville nieder. 

Er arbeitet nicht an seiner Doktorarbeit, sondern forscht über einen Adligen namens Marquis de Rollebon. Daneben beginnt er ein Tagebuch, weil ihn bestimmte Ereignisse und Veränderungen verstören.

 

Gegenstände und Menschen lösen plötzlich eine Art Angst bei ihm aus. Ein Kieselstein, ein Stück Papier, selbst seine eigene Hand werden zu einer diffusen Bedrohung. "Ich sehe meine Hand, die sich auf dem Tisch ausbreitet. Sie lebt - das bin ich. Sie öffnet sich, die Finger spreizen und strecken sich. Sie liegt auf dem Rücken. Sie zeigt mir ihren fetten Bauch. Sie sieht aus wie ein umgefallenes Tier. Die Finger, das sind die Beinchen."

 

Hier hörte ich Klänge von Franz Kafkas "Verwandlung". Zwei Seiten weiter, als Roquentin seine Hand mit dem Messer attackiert, erinnerte ich mich daran, dass Vincent van Gogh sein Ohr oder ein Teil davon abgeschnitten hatte.

 

"Sein Hemd aus blauer Baumwolle hebt sich fröhlich von einer schokoladenfarbenen Wand ab. Auch das verursacht den Ekel. Oder vielleicht: das ist der Ekel." Immer wieder spielen Farben eine Rolle im Roman. Eine Wirkung des Meskalins, wie ich nachgelesen habe.

 

Im Stilmittel der Beschreibung werden Edmund Husserl und auch Martin Heidegger transparent, mit denen sich Sartre 1933 in Berlin beschäftigt hatte. Auch andere Denker schimmern in seinen philosophischen Überlegungen durch. Vor allem aber nimmt Sartre an diesen Stellen sein theoretisches Hauptwerk "Das Sein und das Nichts" vorweg.

 

"Es gibt jetzt also Leute, die mich erkennen, die denken, nachdem sie mich scharf angesehen haben: 'Der da gehört zu uns'", schreibt er auf Seite 107 im Roman. Fünf Jahre später heißt es: "Wenn es einen andern gibt, wer er auch sei, wo er auch sei, was immer seine Bezüge zu mir sein mögen, auch wenn er auf mich nicht anders als durch das bloße Auftauchen seines Seins einwirkt, ich habe ein Außen, ich bin eine Natur; mein Sündenfall ist die Existenz des anderen; und die Scham ist – wie der Stolz – die Wahrnehmung meiner selbst als Natur, wenn auch eben diese Natur mir entgeht und als solche unerkennbar ist."

 

Auf Seite 159 erlebte ich, wie Sartre die Gedanken René Descartes und die von Martin Heidegger weiter vorantrieb beziehungsweise berichtigte.

"Mein Denken, das bin ich: deshalb kann ich nicht aufhören. Ich existiere, weil ich denke ... und ich kann mich nicht daran hindern zu denken. Sogar in diesem Moment - es ist gräßlich, wenn ich existiere, so, weil es mich graut zu existieren. Ich bin es, ich bin es, der mich aus dem Nichts zieht, nach dem ich trachte ..."

 

Als Roquentin schließlich im Park eine Wurzel erblickt, erkennt er die Sinnlosigkeit der Existenz: "Das Wesentliche ist die Kontinguenz. Ich will sagen, daß die Existenz ihrer Definition nach nicht die Notwendigkeit ist. Existieren, das ist dasein ... Alles ist grundlos, dieser Park, diese Stadt und ich selbst ... Wie lange dauerte die Faszination? Ich war die Wurzel des Kastinienbaums. Oder vielmehr, ich war ganz und gar Bewußtsein ihrer Existenz. Noch losgelöst von ihr - da ich mich ihrer ja bewußt war - und dennoch in ihr verloren, nichts anderes als sie."

 

Dass Roquentin nach dieser Erkenntnis nicht mehr in der Schlammstadt sein Leben als Historiker fortsetzen wollte, konnte ich gut nachvollziehen. Am Ende (er)findet er sich neu als Romancier.

 

Albrecht Dürers Melencolia und Sartres Roquentin sind gezwungen innezuhalten. Niedergedrückt, aber mit wachem Blick erkunden sie nun die Phänomene dieser Welt. Sie stellen Fragen und finden Antworten. Die Erde ist keine Scheibe mehr. Vor der Melencolia liegt eine Kugel. Ein großer Polyeder trennt Himmel und Erde. Eine Wurzel ist nicht mehr Funktion, sondern grundlos existent wie der Mensch. 

Roquentin ergreift am Ende die Feder, um seiner Existenz einen Sinn zu geben. Ob es der Melencolia mit ihrem Zirkel gelingen wird, einen Kreis um die geteilte Welt zu ziehen, um so Himmel und Erde zu versöhnen?

 

Vera Seidl

 

 

 

 

 

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Jean-Paul Sartre wurde am 20. Juni 1905 in Paris (Frankreich) geboren.

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