Cover des Buches Tote ohne Begräbnis (ISBN: 9783499124877)
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Rezension zu Tote ohne Begräbnis von Jean-Paul Sartre

Was ist das schon, der Tod ?

von JayBronte vor 8 Jahren

Rezension

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JayBrontevor 8 Jahren
Satres "Kompendium" über die Frage wie sich Folter auf die Persönlichkeitsentwicklung Betroffener / Täter auswirkt.
Der Sprachstil ist unprätentiös, souverän und bewusst einfach gehalten. Die Form ist ein Theaterstück in vier Akten.

Eines im Vorraus, der 3 Sterne Bewertung liegt zu Grunde, dass ich mehrere Bücher von Sartre gelesen habe und ihn anhand seiner mir bekannten Fähigkeiten messe. Als weiteres muss ich anmerken, dass ich das Stück nur gelesen habe und nicht auf der Bühne gesehen habe. Die Rezension bezieht sich demnach nur darauf welchen Eindruck es in Schriftform bei mir hinterlässt.

Beginnen wir mit dem was mir gut gefallen hat:

-Der Titel "Tote ohne Begräbnis": Schlicht und doch Eindrucksvoll hat er sofort mein Interesse geweckt. 0,5*

-Die Sprache: Sartre beherrscht den Umgang mit Sprache und findet für seine Akteure den richtigen und passenden Ton. 0,5*

-Die Fragestellung "Wie würde ich mich bei Folter verhalten ?" : Ein nach wie vor aktuelles Thema und eine Frage die sich jeder Bewusst oder unterbewusst stellt der einmal zu oft Nachrichten gesehen hat. Dass das 1965 verfasste Stück nicht an Aktualität eingebüsst hat wirft einen Schatten auf die Gesellschaftliche Weiterentwicklung der letzten 50 Jahre.
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Die Schuldfrage "Was ist Schuld und in welchem Mass tragen wir die Verantwortung für unser eigenes Handeln ?" Zu Beobachten wie die Akteure beider Seiten sich die Schuldfrage stellen und wie unterschiedlich Sie mit der daraus resultierenden Scham umgehen, gemessen an den an den eigenen Ansprüchen an sich selbst und der Erwartungshaltung Ihrer Mitmenschen war spannend. 1,5*

-Der Fluss: Ich habe das Buch eigentlich nicht aus der Hand legen wollen und empfand Unterbrechungen der Lektüre als sehr störend. 0,25*

-Das Ende: passend zu dem Erzählten und offen für Interpretation und weiters Nachdenken. Mich hat es animiert mich Intensiver mit der Thematik auseinanderzusetzen. 0,25*

Meine Kritikpunkte:

-Die gewählte Form des Theaterstücks. Hierfür muss ich Abzüge machen da es in geschriebener Form für mich leider nicht richtig Funktioniert. Auf einer Bühne gesehen, mag es anders sein aber da Autoren wie bsp. Max Frisch es schaffen, dass Ihre Theaterstücke auch in gelesener Form nichts an Intensität verlieren, musste ich hier leider feststellen das ich nicht in der Lage war in das Stück einzutauchen. -0,5*

-Die Länge (oder treffender formuliert: Kürze) des Stücks: Ein zu Umfangreiches Thema um es auf mageren 85 Seiten abzuhandeln. Für eine nachvollziehbare Weiterentwicklung der Charaktere bleibt nicht wirklich Raum neben der Handlung. Das kann evtl. funktionieren wenn man nur zwei Akteure hat, aber hier sind es zehn (+ einige die nicht zu Wort kommen) -0,5*

-Die Charaktere: Sicher, Sartres bestreben war ein Stück zu schaffen das zu jeder Zeit, an jedem Ort der Welt spielen könnte, aber das rechtfertigt leider keinesfalls seine Charaktere farblos zu gestalten. Möchte ich als Leser die Verwandlung verstehen die eine Figur durchmacht, muss ich diese Figur kennen um selbige erst wahrzunehmen. Auch sind die Charaktere leider etwas eindimensional, hier fehlen Mimik und Gestik (Das meinte ich mit funktioniert für mich als Buch nicht.) auch ist die Charakterzeichnung, wenn vorhanden, leider etwas Stereotyp. Da bin ich von Sartre besseres gewohnt. - 1,0*

Mein Fazit: Interessante Lektüre um einen Einstieg in das Thema zu finden, allerdings schwierig als alleinstehendes Buch.
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