Rezension zu "Scheiß auf Selflove, gib mir Klassenkampf" von Jean-Philippe Kindler
Mit dem Buch versucht der Autor aufzuzeigen, welche Probleme der Kapitalismus den Menschen macht. Unter anderem durch Sprüche wie „Jeder ist seines Glückes Schied“ und auch der Bereich „Self-Love – löse dich von dem, was dir nicht gut tut“ , die genutzt werden, um die Menschen immer weiter zu vereinzeln. Wie sich das teils schon negativ auf die Gesellschaft und gerade auf unterprivilegierten Gruppen (z.B. ALG-Empfänger, Niedriglöhner) auswirkt. Er spricht damit durchaus wichtige Themen an, die angegangen werden müssen.
Mein Lesegedanke nach ca 1/3 des Buches war nur leider: Es kam zu oft eine „Ist so! Basta!“-Mentalität durch. Außerdem behauptet er ständig die Widerlegung der liberalen Ideen, sagt aber nicht wo. Quellenangaben, die interessierte Leser vielleicht hätten nachschlagen können, fehlten mir zu oft. Was schnell zum reinen Kapitalismus-Bashing verkommen kann, wo der Autor für mich oft nur um Haaresbreite dran vorbeigeschlittert ist. Das hat mich ehr abgeschreckt. Auch wenn sich das in den hinteren Kapiteln weitestgehend legt.
Auch einige Gedanke sind für mich nicht zu Ende gedacht in ihrer Tragweite. Ich denke da an seine Meinung, dass Geld nicht das Problem wäre, könne man ja unendlich drucken. Der Staat hätte die Möglichkeit, welches zu drucken. Dass sich das aber nicht nur auf das eigene Land auswirkt, sondern auch in Wechselwirkung mit anderen Ländern bzw. der restlichen (Welt-)Wirtschaft steht, will er offensichtlich nicht sehen.
Er beschwert sich gerade in den letzten beiden Kapiteln, dass die Linken sich endlich mal zusammenreißen müssten. Echte Lösungen oder zumindest Lösungsansätze bringt er nicht wirklich und ist damit mE nicht besser als die Linken, denen er unterstellt, dass sie sich eigentlich im Kapitalismus ganz wohl fühlen würden.
Der Schreibstil ist flott, sodass man schnell durchkommt. Allerdings inhaltlich nichts was mich sonderlich nachdenklich zurückgelassen hätte. Leider eine Leseempfehlung, die sich für mich ehr als Flopp rausgestellt hat.