Cover des Buches Asterix bei den Pikten (ISBN: 9783841364357)
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Rezension zu Asterix bei den Pikten von Jean-Yves Ferri

Ein gelungener Neustart

von Mueli77 vor 10 Jahren

Rezension

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Mueli77vor 10 Jahren

Es ist ein strenger Winter in Aremorica, und Asterix und Obelix verschlägt es an den Strand, wo sie nach Austern suchen wollen. Doch dort fällt ihnen ein seltsamer Eisklotz in die Hände, in dessen Inneren sich auch noch eine merkwürdig gekleidete Person befindet. Die beiden bringen den Gestrandeten in das Dorf. Nach dem Auftauen stellt sich aber zu allem Überfluss heraus, dass der junge Pikte Sprachschwierigkeiten hat. Es ist ihm einfach nicht möglich, seine Gedanken in Worte zu fassen, und so muss Miraculix mit einem Elixier nachhelfen. So erfahren die Dorfbewohner von einer tragischen Liebesgeschichte und einem noch größeren Verrat. Daher beschließen Asterix und Obelix ihren neuen Freund, Mac Aphon, in seine Heimat Kaledonien zu begleiten, und ihm dort zu helfen …

Jean-Yves Ferri erschafft ein humorvolles und spannendes Abenteuer, welches sich nicht vor den frühen Ideen von Goscinny und Uderzo zu verstecken braucht. Er integriert dabei nicht nur klassischen Humor und geschichtliche Ereignisse, sondern schafft es gleichzeitig auch, der aktuellen Popkultur ihren Tribut zu zollen. Während sich die Handlung im ersten Teil des Bandes gemächlich aufbaut, und man sich als Leser behutsam dem neuen, leicht anderen und dennoch irgendwie bekannten Stil annähern kann, zeigen sich auch innerhalb des von Ferri geschilderten Dorfes Veränderungen. Sei es ein römischer Volkszähler, der fast zur Weißglut gebracht wird, oder den Reiz der schottischen Kleidung auf die weiblichen Bewohner. Solche Kleinigkeiten, die sich dann auch noch über das gesamte Abenteuer ziehen, finden sich zuhauf in diesem neuen Band. Ab etwa der Hälfte beginnt dann das eigentliche Abenteuer. Die Geschichte nimmt an Fahrt auf, ohne dabei gehetzt zu wirken, und auch hier bauen die beiden neuen Köpfe viele Gags ein. Besonderes Augenmerk scheint Ferri hierbei auf britische und schottische Eigenheiten, sowie deren Popmusik gelegt zu haben. So tauchen in den gestammelten Sätzen von Mac Aphon immer wieder Titel und Texte von verschiedenen Musikern und Bands auf, wie zum Beispiel von den Beatles.

Wer nun bei den Zeichnungen darauf hofft, eine 1:1-Kopie von Albert Uderzo zu erhalten, den muss ich enttäuschen. Wenn ich aber ehrlich bin, dann finde ich persönlich dies gerade gut. Immerhin sollte es schon spür- und sichtbar sein, dass es ein neues Team an den Abenteuern der Gallier gibt. Doch keine Angst. Es wurden keine gravierenden Veränderungen am Design der Figuren vorgenommen und auch sonst bleibt auf den ersten Blick alles beim Alten. Die Änderungen sind feiner, aber dennoch nicht zu übersehen. Die Zeichnungen besitzen noch immer den hohen Detailgrad und den Wimmelbildcharakter, den man von Uderzo gewohnt war. Aber jetzt wirken die Bilder wesentlich dynamischer und lebendiger. Sie scheinen geradezu vor Energie zu strotzen. In einigen Panels erinnert die „Bewegung“ der Figuren sogar ein wenig an den großen Schlumpfkünstler Peyo. Und wie auch schon bei Uderzo, lässt es sich Didier Conrad nicht nehmen, hier und da kleine visuelle Gags und Eastereggs einzubauen.
Ebenso überzeugend wie die Zeichnungen von Conrad ist die Koloration von Thierry Mébarky, Murielle Leroi und Raphaël Delerue. Die Farben sind stimmungsvoll und niemals aufdringlich. Gerade bei den vielen Piktenstämmen kann sich das Team so richtig austoben und zaubert somit unweigerlich ein Lächeln auf die Lippen des Lesers.

FAZIT:

Das neue Abenteuer des neuen Kreativteams ist in meinen Augen ein sehr gelungener Start in eine neue Ära von Asterix und seinen Freunden. Mit behutsamen Neuerungen und der Hochachtung vor dem was Goscinny und Uderzo vor über 50 Jahre geschaffen haben, schicken sie die Gallier in ein aufregendes Abenteuer ganz im Stil der jetzt schon klassischen Geschichten. Wie schon bei der Neuedition und den letzten Alben, besitzt auch dieser Band wieder den Schriftstil, der Uderzos Handschrift nachempfunden ist. Leider finde ich diese, zwar der Handschrift nachempfundene, aber dennoch aus dem Computer stammende, Schrift alles andere als gelungen. Da fand ich persönlich das Handlettering der Werkausgabe wesentlich schöner und lebendiger.
Doch wenn man von diesem kleinen Manko absieht, stellt der Band einen sehr guten Neustart dar und sollte von keinem echten Asterix-Fan links liegen gelassen werden. Die Ausgabe ist weitaus mehr als nur einen flüchtigen Blick wert und lädt auch zum mehrmaligen Durchlesen ein, da es immer wieder etwas zu entdecken und verstehen gibt.

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