Selten wurde ein typisches Mädchenschicksal im 14. Jahrhundert so eindringlich und authentisch beschrieben wie in diesem Jugendroman von Patrick van Beirs und Jean-Claude van Rijckeghem. Nicht typisch ist natürlich Marguerites privilegierte Stellung als zukünftige Herrin von Flandern, das einfache Volk dürfte in jener Zeit ein weitaus beschwerlicheres und auch kürzeres Leben gehabt haben. Typisch hingegen für die damalige Zeit ist die Stellung der Frau, die stets hinter dem Mann zurückstand, sich ihm fügen musste und auch sonst nicht viel zu tun oder zu sagen hatte. Die eigensinnige Marguerite widersetzt sich diesem Denken, benimmt sich am Anfang wie ein Junge und versucht auch später, als junge Frau, ihren Kopf durchzusetzen und die Vermählung mit dem verhassten Edmund zu verhindern.
Die Erbin von Flandern" ist eine unvergleichlich spannende, anschauliche Geschichtsstunde, die einen von der ersten Seite an in ihren Bann zieht. Faszinierend und auch grausam ist diese Epoche zur Zeit des Hunderjährigen Krieges, und die beiden Autoren haben die Menschen, die zu jener Zeit lebten und häufig genug sehr rasch starben, zu neuem Leben erweckt. Dieses Buch kann man kaum aus der Hand legen. Wer historische Romane mag, wird diesen lieben!
Rezension zu "Die Erbin von Flandern" von Jean C van Rijckeghem