„Jean Feyders Buch „Leistet Widerstand!“ ist ein wichtiges und vor allem ein außerordentlich informatives Werk mit vielen präzisen Fallanalysen und faszinierenden Erlebnisberichten ...“ (aus dem Vorwort von Jean Ziegler).
Der Autor Jean Feyder war Direktor für Entwicklungszusammenarbeit beim Außenministerium in Luxemburg und Vertreter Luxemburgs bei den Vereinten Nationen in Genf. Seit dem Ende seiner diplomatischen Karriere ist er in vielen Organisationen aktiv und verknüpft sein enormes Hintergrundwissen mit gesellschaftlichen und sozialen Themen – Welthandel, Ernährungsproblematik und Entwicklungspolitik stehen in seinem Fokus.
„Artikel 3 der Menschenrechtserklärung besagt: „Jeder hat das Recht auf Leben, Freiheit und Sicherheit der Person.“ Oder Artikel 25: „Jeder hat das Recht auf einen Lebensstandard, der seine und seiner Familie Gesundheit und Wohl gewährleistet, einschließlich Nahrung, Kleidung, Wohnung, ärztliche Versorgung und notwendige soziale Leistungen, sowie das Recht auf Sicherheit im Falle von Arbeitslosigkeit, Krankheit, Invalidität oder Verwitwung, im Alter sowie bei anderweitigem Verlust seiner Unterhaltsmittel durch unverschuldete Umstände.“
Wie viele Menschen auf diesem Planeten sind davon ausgenommen? Wie viele Menschen müssen mit dem Geringsten auskommen, um ihr Überleben sichern zu können? Wie viele Menschen haben keinen Zugang zu sauberem Wasser, zu ärztlicher Versorgung oder Nahrung? Alle fünf Sekunden stirbt auf diesem Planeten ein Kind unter zehn Jahren an Hunger oder deren Folgen! Jean Feyders Buch ist wichtig – er informiert über die Ausbeutung der Ärmsten in Äthiopien, die Konflikte Israels und Palästinas ebenso wie über die Griechenland-Krise oder die Diskussionen rund um Glyphosat.
Das Buch ist in vier Kapitel unterteilt, in denen man Schockierendes über die unterschiedlichsten Themen erfährt (oder wieder auffrischt). Man wankt zwischen Kopfschütteln, Wut und Hoffnung während des Lesens, denn der Autor schafft es, den Leser nicht mehr loszulassen. Doch obwohl Feyder manches Mal den Zeigefinger gegen Politik und Gesellschaft erhebt, vermittelt er Hoffnung auf ein Umdenken und eine Zukunft, die nicht nur einer privilegierten Schicht erstrebenswert scheint. Besonders das Kapitel 4 „Eine andere Welt ist möglich“ schildert, wie es für viele Menschen durch kooperative Projekte (z.B. Ernährungssouveränität) eine Zukunft geben könnte, die ansonsten von unserer Hoffnung ausgeklammert werden.
Das Kapitel „Neoliberalismus und die Ausbeutung der Dritten Welt“ beschäftigt sich mit Themen wie Fluchtursachen, EU-Milchpulverexporten, Terrorbedrohung, europäischer Doppelzüngigkeit. Internationale Konzerne profitieren auf Kosten der afrikanischen Bevölkerung, denen die Lebensgrundlage genommen wird z.B. durch Einfuhr von Lebensmitteln in deren Länder, die billigst verkauft werden – die ansässigen Bauern können zu diesem Preis ihre Produkte nicht vermarkten und sind dadurch die Verlierer dieses Spiels. Landtransfers werden ohne Konsultierung der betroffenen Bevölkerung durchgeführt und ohne Entschädigung für diese … und und und – hier könnte man unzählige Beispiele anführen.
„Es ist heuchlerisch, dass die westlichen Staaten, die den Entwicklungsländern „offene“ Märkte aufzwingen, sich nicht scheuen, in ihren Ländern die landwirtschaftlichen Produkte mit sehr hohen Zollsätzen zu schützen, wie dies etwa in der EU der Fall ist, oder mit hohen Subventionen jede Auslandskonkurrenz ausschalten.“ (S. 55)
Im Kapitel „Aushöhlung von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit“ erfährt man einiges über das fragwürdige CETA (u.a.) Abkommen, über die Maßnahmen der Troika, die Griechenland nur noch mehr ins Chaos stürzten, über Gelder, die in Griechenland niemals ankamen (aber medial hervorgehoben wurden), über Monsanto & Co, die sich einen Teufel um Umwelt oder Menschenrechte kümmern, über Konzerne, die ihren Steuerpflichten nicht nachkommen und die Bestrafung der Whistleblower obwohl bereits seit 2013 vom Europäischen Parlament ein besserer Schutz für diese gefordert wird und welche Auswirkungen die Luxleaks-Skandale haben.
Das Kapitel „Krieg, Unterdrückung und Terror“ zeigt durch einen Geschichtsrückblick den Verrat an den Arabern auf, man liest über Islam und Dschihadismus sowie über den IS, diverse Strategiefehler des Westens sowie die Organisation des Widerstands.
„Krisenzeiten bieten die Gelegenheit, die bestehende kapitalistische Weltordnung, Individualismus und Konsumismus mehr denn je in Frage zu stellen. Zugleich vergrößert sich von Tag zu Tag die Zahl und Vielfalt von alternativen Gesellschaftsmodellen und –praktiken. Noch nie haben sich so viele Menschen für eine andere, gerechtere Welt engagiert. Einsatz für Demokratie und Menschenrechte, gegen ungerechte Gesellschaftsstrukturen, Empathie, Solidarität mit den benachteiligten Mitmenschen in Nord und Süd und mit den Unterdrückten zählen zu den höchsten Werten in unserer Gesellschaft und sind eine Bereicherung für jeden, der sich dazu bekennt und in seinem tagtäglichen Leben praktiziert.“
Ein wichtiges Buch, das erschreckende Wahrheiten aufzeigt und doch Hoffnung vermittelt, dass eine bessere Welt möglich ist. Ich möchte hier eine Leseverpflichtung aussprechen – jeder sollte sich mit diesen Themen auseinandersetzen.